Sandra Tadic coacht beruflich erfolgreiche Singles und Powerpärchen, deren Privatleben Risse zeigt. Die Ansprüche an Beziehungen sind hoch.

Hamburg. Natürlich könne sie keine Garantie dafür geben, dass es gleich beim ersten Treffen funkt, sagt Sandra Tadic, oder dass eine eingeschlafene Beziehung bereits nach einer Sitzung wieder zum Leben erweckt oder gar wieder gekittet werden kann. Niemand könne das. "Doch gerade diese Erwartungshaltung steht erfolgreichen Menschen, die mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen, bei der Suche nach einem Partner häufig im Weg. Sie nehmen sich einfach zu wenig Zeit für sich selbst und können sich keine Klarheit über ihre eigentlichen Bedürfnisse verschaffen."

Überhaupt sei fehlende Zeit das größte Handicap. Dieses geradezu wahnwitzige Tempo, mit dem man für gewöhnlich durchs anonyme Großstadtleben rausche, wodurch jedoch vor allem soziale Kontakte zunehmend verkümmerten. Auch die Frage, ob die zahllosen technischen Hilfsmittel wie die einschlägigen Internetplattformen, die etwa das Erreichen des perfekten Liebesglücks in Rekordzeit suggerieren, hat die 33-Jährige für sich bereits beantwortet: "Nehmen Sie nur mal das sogenannte Speed-Dating", sagt Sandra Tadic und lächelt, "das erzeugt doch bloß einen ungeheuren Druck, mit dem viele Menschen nicht zurechtkommen." Mit ihren Single-Workshops will sie dagegen bei den Grundbedürfnissen der Glücksuchenden ansetzen. Die seien zumeist zwischen 30 und 50, rekrutierten sich vorwiegend aus der Akademikerschicht und wollten einfach keine Tiefkühlpizza mehr alleine vorm Fernseher essen. Und wunderten sich dann, warum es auf den Singlepartys nicht so richtig klappen würde - wo sie doch sonst mit der Bugwelle des Erfolgs durchs Haifischbecken schwimmen. "Es geht ja auch nicht allein um die Frage, wie man flirtet, sondern es geht um Existenzielles: Wie finde ich den richtigen Partner? Was kann ich dafür tun? Wo soll ich suchen, wenn überhaupt? Wie wirke ich auf andere? Und wie kann ich meine persönlichen Stärken hervorheben, wenn es eben nicht um berufliche Themen geht?" Und um all dies herauszufinden, benötige man eben ein bisschen mehr Zeit. Und Geduld.

Auch die attraktive ehemalige Leistungsschwimmerin mit serbischen Wurzeln hatte lernen müssen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Um herauszufinden, was wirklich gut für sie ist. So gelangte sie auf einem recht ungewöhnlichen Umweg zu ihrem jetzigen Beruf, den sie inzwischen als ihre Berufung ansieht. Denn nach der Schule hatte Sandra Tadic sich zunächst für die sichere Beamtenlaufbahn entschieden. Sie lernte zwei Jahre lang Steuersekretärin, mittlerer Dienst, und als sie damit fertig war, fragte sie sich plötzlich, was sie da eigentlich mache. Und schmiss zum Entsetzen ihrer Eltern den Job, um umzusatteln: Nach einer weiteren zweijährigen Ausbildung wurde sie zunächst Personal-Trainerin. Vom individuellen Fitness- und Ernährungstrainer war es dann nur noch ein weiterer Schritt - eine weitere zweijährige Fortbildung - zum Beziehungscoach.

Seit gut einem Jahr weiß Sandra Tadic, dass ihre Entscheidung richtig war. Dass sie jetzt, ziemlich erfolgreich, in eine Marktlücke vorgestoßen ist, "da ja leider immer mehr Menschen durch die derzeitigen Rahmenbedingungen ihre Mitte verlieren, ihre seelische Balance". Wobei deren Schwellenangst vor der Inanspruchnahme eines studierten Psychologen oder Paartherapeuten wiederum (noch) zu hoch sei. Das gelte nicht nur für beziehungssuchende Singles, sondern in zunehmendem Maße auch für Paare, die in ihrer Praxis in Ottensen Platz nehmen; bereit, in durchschnittlich zehn bis 20 Sitzungen den Ursachen für ihre bröckelnde Liebe auf den Grund zu gehen. Dann übernehme sie die Rolle einer Mediatorin: "Ich gebe nichts vor, sondern ich versuche lediglich, meinen Klienten Impulse zu geben, die tatsächlichen Reibungspunkte sowie die eigenen Stärken und Schwächen sowie die des Partners zu analysieren." Ihrer Erfahrung nach seien es oft lediglich Missverständnisse, die einer harmonischen Partnerschaft entgegenliefen; zumeist hervorgerufen durch die verschiedenen "Sprachen", die Frauen und Männer sprechen, sowie die angelernte Unfähigkeit, sich über Erlebtes und vor allem Gefühle auszutauschen. "Ich glaube fest daran, dass sich die Werte innerhalb unserer Gesellschaft verschoben und wir deshalb die echte Kommunikation miteinander verlernt haben. Doch wahres Glück in einer Partnerschaft findet man nur, wenn man mit sich selbst und mit dem Partner im Reinen ist."

Wer so weit sei, könne sich sicherlich mit mehr Erfolgsaussichten auf die Suche nach dem persönlichen Glück begeben. Doch wo liegen sie denn nun, die besten Jagdgründe? Die Expertin rät zu Orten, an denen es nicht allein darum geht, einen Partner zu finden, sondern einfach nur Menschen ungezwungen kennenzulernen. "Und das kann immer irgendwo passieren", sagt sie, "auf einer VIP-Party, im Museum, an der Bar, an der Kasse im Supermarkt."