Schon als junges Mädchen war sie von der Bühne fasziniert. Was die Ärztin Ana-Maria Bamberger so besonders macht - und warum sie Autorin wurde.
Hamburg. Wow! Diese Frau macht sprachlos. Weil sie einzigartig ist, aber nicht eingebildet. Erfolgreich, aber nicht eitel; aufgeschlossen, aber nicht aufdringlich; intelligent, aber nicht abgehoben. Ana-Maria Bamberger ist besonders - auch wenn sie diese Beschreibung bestimmt etwas verlegen macht. Denn am liebsten möchte sie nicht über sich sprechen, sondern über ihre Arbeit.
Ihre Arbeit als Medizinerin - und Theaterautorin. Eine Mischung, die so ungewöhnlich ist wie die Vita von Ana-Maria Bamberger: Sie wurde 1966 in Bukarest geboren, wuchs zweisprachig auf, studierte Medizin, arbeitete dann in den USA sowie am Universitätsklinikum Eppendorf und wurde zunächst durch Publikationen zur medizinischen Forschung bekannt. So steht es auf ihrer Homepage. Was dort nicht steht: dass sie schon als junges Mädchen von der Bühne fasziniert war. Dass es für sie Anfang der 80er-Jahre die einzige intelligente Form des Widerstands gegen die Diktatur war, in der sie lebte. Und dass sie damals schon den Wunsch hatte, ans Theater zu gehen. Nicht als Schauspielerin, aber als Regisseurin oder Autorin.
Trotzdem entschied sie sich auf Anraten ihrer Eltern, zweier Bauingenieure, und nach dem Besuch einer Vorlesung an der Uni für die Medizin. "Aus wissenschaftlicher Neugier", wie sie sagt. Das Verlangen, anderen zu helfen, sei erst später gekommen und wird ihr immer wichtiger. Deswegen erforscht sie am UKE nicht nur die "zelluläre Invasion", das heißt: Tumorwachstum, sondern arbeitet auch als psychologischer Coach am PräventionsCentrum, berät Menschen bei Sinnfragen, in der Burn-out-Prävention oder beim Zeitmanagement. Sie hat großen Respekt vor der Zeit. Weil es die wichtigste Ressource des Menschen ist - und weil sie weiß, wie schnell die eigene Lebenszeit vorbei sein kann. Das musste sie bei der Geburt ihrer Tochter Alexandra vor elf Jahren erleben, als plötzlich ihre Atmung aussetzte. Ein Moment, in dem alles in der Schwebe war. Ein Moment zwischen hier und dort. Ein Moment voller Erkenntnis: "Wenn mein Leben jetzt zu Ende ist, was hätte dann gefehlt?", hat sie sich gefragt, und im selben Moment die Antwort gewusst: "Das Theater und das Schreiben."
Wow! Diese Geschichte macht sprachlos. Weil sie authentisch ist, aber nicht aufgesetzt. Weil sie berührt, aber nicht behelligt. Und weil sie das Leben von Ana-Maria Bamberger verändert hat. Verändert, verbessert, vollendet.
"Die Medizin ist meine gesetzliche Ehefrau, die Literatur meine Geliebte", hat sie einmal den Arzt und Autor Anton Tschechow zitiert, ohne jedoch das eine auf- oder abwerten zu wollen. "Die Medizin und das Theater sind gleich wichtig. Ich bin froh, dass ich beide Teile habe und in beiden arbeiten darf."
Wie sie das schafft? Indem sie die Zeit nutzt, wie sie sagt. Die Zeit abends in Hotelzimmern auf Tagungen, die Zeit im Urlaub, Zeit zu Weihnachten. "Ich trage ein Stück lange mit mir herum, bis ich es komplett vor Augen habe und dann einfach herunterschreibe." Obwohl "herunterschreiben" ein bisschen zu banal für die Stücke von Ana-Maria Bamberger klingt.
Denn ihr geht es nicht um reine Unterhaltung, sondern "um eine psychologische Ebene und eine tiefere Wahrheit". So wie bei "Blind Date", das jüngst im Kontraste-Theater am Winterhuder Fährhaus lief, und in dem die ehrgeizige Frau Professor S. einen Teufelspakt à la "Faust" mit dem dubiosen Herrn M. schließt.
Wenn Ana-Maria Bamberger über ihre Arbeit spricht, erzählt sie am liebsten von ihrem ersten Stück "Im November", das sie ihrem Idol Olga Tudorache auf den Leib geschrieben hat - aber nie damit rechnete, dass diese es zur Kenntnis nimmt. Bis die Grande Dame des rumänischen Theaters wenige Tage später nachts bei ihr anrief: "Wie denken Sie sich das eigentlich? Sie setzen zwischen den ersten und zweiten Akt keine Pause, wie soll ich mich da umziehen?" Ana-Maria Bamberger arbeitete die Pause ein und die Tudorache spielte ihr Stück - und forderte mehr Stoff.
Sachen wie diese sind schon oft über Ana-Maria Bamberger geschrieben worden. Andere noch nicht. Dass sie in New York mit ihrem Mann immer Schlittschuh gelaufen ist. Dass ihre Tochter Alexandra das Cover für eins ihrer Bücher gemalt hat. Oder dass sie das Schnurren von Katzen therapeutisch findet und immer am liebsten mit ihrer Katze auf dem Schoß gelesen hat - bis diese sich bei einem Besuch in Rumänien bei ihren Eltern in deren Kater "verliebt" hat und dort geblieben ist. Nein, so etwas wird selten geschrieben. Vielleicht weil diese Frau immer wieder ein bisschen sprachlos macht.