Der Musicaldarsteller Joachim Benoit ist seit der Deutschlandpremiere 2001 als Zazu bei “König der Löwen“ im Hamburger Hafen dabei.

Eimsbüttel. Sein Familienname klingt nach französischem Landwein und Elsässer Flammkuchen: Joachim Benoit. Allerdings trinkt er keinen Alkohol, dafür gilt die heimliche Leidenschaft des Musicaldarstellers dem Schlemmen. "Das kommt davon, dass meine Mutter zu Hause in Rheinland-Pfalz immer so lecker gekocht hat."

Er stammt aus einem kleinen Ort nahe der deutsch-französischen Grenze, daher der hugenottische Nachname. Seit zehn Jahren lebt er allerdings in Hamburg, seit er die tragende Rolle des Zazu im Musical "König der Löwen" spielt. Kontinuierlich gibt er einen Nashornvogel, den komischen Aufpasser des Junglöwen Simba. Eine ungewöhnlich lange Laufzeit in einem Geschäft, das nur mit Ein-Jahres-Verträgen für die Musicaldarsteller handelt? "Ja", sagt Benoit, "und nein. Ich weiß, dass ich die absolute Ausnahme und optimale Besetzung bin." Er kennt die Spielregeln der Branche. Jeden Tag wieder bestätigt er mit körperlicher und schauspielerischer Leistung sein Engagement. "Ich bin jetzt in meinem 20. Berufsjahr", sagt er und lehnt sich auf seinem Holzstuhl im Café Vesper an der Osterstraße zurück. "Ich war nie arbeitslos und denke, das hat auch seinen Grund. Sicher, ich hatte Glück, aber ich bin auch wahnsinnig diszipliniert, sehr verlässlich, ernähre mich gesund, bin nie verletzt gewesen."

Gewissenhaft führt er seine Arbeit, die Leidenschaft und Leben ist, aus. "Ein pragmatischer Typ, das bin ich. Ich kenne nicht diesen Existenzkampf, ich bin auch kein abgehobener Künstler, sondern bin meinen Beruf sehr handwerklich angegangen." Er habe von Älteren gelernt, sich sein Handwerkszeug durch stetiges Training und Wiederholen erarbeitet.

Gleich nach dem Abitur kommt Benoit nach Hamburg, hier besteht er 1992 die Aufnahmeprüfung an der Hamburger Stage School of Music, Dance and Drama und wird zum Musicaldarsteller ausgebildet. Sein erstes Engagement führt ihn nach Berlin, am Theater des Westens spielt er in Produktionen wie "Hello Dolly", "Gypsy" und "Piraten". Der süddeutsche Profi steht auch in ganz Deutschland und Wien in Musicals wie "A Chorus Line", "My Fair Lady", "Evita" oder "Cinderella" auf der Bühne.

"Was mich in all diesen Jahren immer sehr getragen hat, ist meine Familie. Meine Eltern haben mich geliebt und gefördert. Obwohl ihnen mein Wunsch zu Anfang fremd war", so Benoit. Denn Vater und Mutter führten ein mittelständisches Bauunternehmen, das nun sein Bruder übernommen hat. "Aber mittlerweile waren sie oft hier in Hamburg, haben 'König der Löwen' bestimmt zehnmal angeschaut und sind stolz auf mich", sagt der Mann mit den wachen braunen Augen.

Benoit wirkt außerordentlich reflektiert. Er ist sich seiner Stellung bewusst. Weiß auch, auf was er für den Traumjob im Rampenlicht verzichtet. Auf eine eigene Familie zum Beispiel, auf Freizeit mit Freunden, die nicht auf der Bühne stehen. "Man zahlt im Privaten einen Preis für den Job", sagt Benoit. Achtmal pro Woche hat er Vorstellungen, Betriebsferien gibt es nicht. "Ich lebe sehr zurückgezogen. Ich nehme mir gern meine Ruhe, lieber arbeite ich mit meinen Händen, reiße Wände ein und renoviere alles selbst, als auszugehen." In seinem Haus im Grünen nahe Babelsberg, seinem zweiten Wohnsitz, genießt er die Natur. Und hat Zeit zum Nachdenken. "Wenn ich dann meinen Rasen vertikutiere, also einmal im Jahr das Moos entferne, dann denke ich schon: 'Oh, das machst du jetzt vielleicht noch 40-al in deinem Leben'", sagt Benoit. Ungewöhnlich offen spricht er über das oft noch tabuisierte Thema Älterwerden in seinem Beruf. "Ich arbeite in einer Branche, die sehr köperbetont ist, ich erlebe den Jugendwahn, und das macht mir manchmal Druck", sagt Benoit, der 40 als sein Alter angibt. Dabei verschmitzt grinst. "Ja, ich habe ein Problem mit dem Alter. Ich habe einfach oft das Gefühl, dass die Zeit immer schneller verrinnt."

Sein Gegenmittel sind Reisen in den Ferien, die freien Tage verbringt er gern mit den Kindern seines Bruders, fährt mit ihnen Ski oder zeigt ihnen London und Paris. Mit seiner Mutter shoppte er in New York, mit dem Vater ging es nach Vancouver. Oder er fährt nach Hause, zum köstlichen Essen.