Lev Klein ist eines der Kinder, die mit ihren Familien von der Phönikks-Stiftung und der ARD-Fernsehlotterie ins Stadion geladen wurden.

St. Pauli. Lev ist sechs Jahre alt und trägt ein St.-Pauli-Trikot mit seinem Namen darauf. Seine Augen glänzen. Lev, so klein er ist, ist schon ein ganz großer Fan der Kiezkicker. Und an diesem Tag darf er nicht nur zur Partie gegen 1860 München, er darf auch die Spieler Charles Takyi und Deniz Herber treffen. Es ist einer jener berühmten Tage, die ein bisschen wie Weihnachten und Geburtstag zusammen sind - und für das Herz eines Sechsjährigen ist das ganz schön viel. "4:1", tippt er strahlend den Spielausgang. Eigentlich aber ist Lev wegen etwas anderem da. Er ist da, um die Krebserkrankung seines Vaters zu vergessen.

Lev ist eines der Kinder, die mit ihren Familien von der Phönikks-Stiftung und der ARD-Fernsehlotterie an diesem Tag ins Stadion geladen wurden. Es gibt Cola satt und Spieler zum Anfassen. Die Sonne scheint, und später wird St. Pauli 4:2 gewinnen. Ein paar Stunden Sorglosigkeit für Familien, mit denen es das Schicksal nicht gut meint.

Die gemeinnützige Hamburger Phönikks-Stiftung, ins Leben gerufen 1986 von Christl Bremer-Rehmenklau, betreut Krebskranke und ihre Angehörigen von der Diagnose an. Die Kinder, die an diesem Tag mitfiebern, haben bedrückende Zeiten hinter sich. Chiara, 13, und ihr Bruder Leon, 8, leben bei ihrer Tante, seit beide Eltern an Krebs gestorben sind. Und als Uwe Zander, 47, nach dem Tod seiner Frau plötzlich alleine dastand, waren vier seiner fünf Kinder noch keine zehn Jahre alt. "Wer sagt, dass er das allein durchsteht, lügt", sagt er. Die Stiftung hat ihm Gespräche mit anderen Hinterbliebenen vermittelt. Seine Kinder waren bei der Therapie, um Gefühle zu verarbeiten, die einem Vater in der Trauer oft verborgen bleiben. An diesem Nachmittag aber ist für wenige Stunden alles etwas leichter. Die Kinder sitzen auf der Tribüne, kneifen die Augen gegen die Sonne zusammen und essen ein Eis nach dem anderen. Der elfjährige Fabian hat sich die Arme voll schreiben lassen mit Autogrammen. "Mehr geht nicht", schwärmt er. "Heute bin ich König!"