Die City-Galeristinnen Elena Winkel und Diane Kruse sprechen über die Herausforderung, Bilder auszustellen und zu verkaufen.

Hamburg. Die Galerie Conradi liegt in der Altstadt, am Schopenstehl. Ebenerdiger Zugang zu einem großflächigen Raum mit großen Fenstern, ein zweiter ist unten im Keller. Dort haben Elena Winkel und Heiner Conradi jetzt die neue Schau mit Arbeiten von Cordula Ditz eröffnet. Das Abendblatt traf die 41 Jahre junge Galeristin Elena Winkel zusammen mit ihrer Kollegin Diane Kruse, 35, die mit ihrer Galerie von Rothenburgsort an die Admiralitätstraße in der Neustadt umzieht; dort wohnt sie auch am neuen Arbeitsplatz, der noch Baustelle ist. Beide machen sich darüber lustig, dass sie so gar nicht dem Klischee einer Galeristin entsprechen: "Demzufolge sitzen wir den ganzen Tag am Schreibtisch, sehen gut aus, lackieren uns die Fingernägel und telefonieren. Manche fragen uns tatsächlich: Was machst du so den ganzen Tag?"

Elena Winkel sagt: "Kunst verkaufen ist überwiegend Verwaltungsarbeit. Telefon, Computer, Lebensläufe von Künstlern aktualisieren, mit Künstlern sprechen, Ausstellungen anschauen, damit man sich weiterentwickelt. Dinge von A nach B befördern, die Galerie umbauen, sie mal schwarz, mal weiß streichen. Über Preise reden, Fragen beantworten, Ateliers besuchen." Diane Kruse mag das: "Sehr facettenreich. Mal Wände spachteln, dann wieder auf Veranstaltungen im feinen Kleid."

Sie arbeitet dort, wo Kunst und Öffentlichkeit aufeinandertreffen. Das ist kein Arbeitsplatz, den man über eine Ausbildung gezielt ansteuert. Beide sind auf ihre Art hineingerutscht. Elena Winkel studierte Kunstgeschichte, absolvierte Praktika, machte Projekte. Darunter auch das "index", wo seit 2001 jedes Jahr 30 junge Künstler im Kunsthaus ausstellen. Da wuchs der Wunsch, einen festen Raum für eigene Ausstellungen zu haben. Diane Kruse studierte, um Kunstlehrerin zu werden oder einen akademischen Beruf zu ergreifen. Fühlte sich nicht zu Hause in engen Regeln und Systemen, denn Kunst ist für sie schon immer "Leidenschaft, totale Passion". Sie stieg in den Kunsthandel ein, blieb da sieben Jahre, Berlin, London, Hamburg. Und begann, eigenverantwortlich auszustellen.

Kunst soll unsere Gesellschaft und ihre Regeln hinterfragen, den Blick auf Macht, Geld und Denkweisen, auf das Schöne und unsere Gefühle verunsichern, neue Perspektiven finden, sich dem Selbstverständlichen verweigern. Für Künstler ist das oft ein einsamer Weg, bei dem ein Galerist wichtiger Widerpart und Sparringspartner sein kann. Diane Kruse weiß: "Das geht wie bei der Musik nicht immer nur über den Kopf." Zuhören, nachfragen - Künstler brennen für das, was sie tun, und hassen nichts so sehr wie mangelndes Interesse an ihren Werken, ausbleibende Diskussionen. Dass die Galeristinnen auch an der sensiblen Schnittstelle von Kunst und Geld arbeiten, halten sie aus. Auch wenn vieles kommerzkritisch angelegt ist: Die Künstler müssen Butter aufs Brot bekommen und weiterarbeiten können, dafür haben sie zu sorgen, sagt Diane Kruse.

Und wie kommen Künstler und Galerie zusammen? "Am ehesten über Empfehlungen anderer Künstler, denen man vertraut. Auch durch eigenes Umschauen in Ausstellungen. Als Galeristin muss man viel sehen. Augen, Verstand und Herz schulen. Und dann sind es oft Entscheidungen, die sehr individuell und subjektiv sind, bei mir jedenfalls. Man redet mit den Künstlern über persönliche, subjektive Dinge - und es muss eine bestimmte Augenhöhe vorhanden sein." Natürlich konkurrieren sie um Künstler, um Besucher, um Sammler. Und wenn jemand ein Bild nur deswegen kaufen möchte, weil es farblich so gut ins Wohnzimmer passt? Diane Kruse: "Das nervt." Elena Winkel: "Ich würd's trotzdem verkaufen."