Geschäftsführerin Christiane Dienhold setzt auf Teamleistung. Die gebürtige Dresdnerin sorgte wieder für Erfolg und schwarze Zahlen im AKK.

Hamburg. Es gab Zeiten, da konnte Christiane Dienhold nicht mal beim Sport richtig abschalten. Heute geht das. Vornehmlich auf dem Rennrad. Dann, wenn die Geschäftsführerin des Altonaer Kinderkrankenhauses (AKK) auf dem Deich entlang in Richtung Wedel saust. Jedoch nicht allein, sondern mit ihrer Betriebssportgruppe. Ein- bis Zweimal pro Woche starten Ärzte, Schwestern und andere Mitarbeiter zur 75-Kilometer-Tour. Ihr nächstes Ziel ist der Start bei den Cyclassics am Sonntag. "Das schafft ein großes Miteinander, denn auch beim Sport wollen wir alle in die gleiche Richtung", sagt Dienhold, die in Quickborn lebt. Es ist ein typischer Satz der 44 Jahre alten Betriebswirtin, die für die kaufmännischen Belange des Krankenhauses zuständig ist. Gewissermaßen ganzheitlich steht sie für ihren Beruf, ihre Überzeugung, die Klinik, deren gesunde Entwicklung ein. Das AKK ist Dienholds Vorzeigeprojekt, sie gilt als die Retterin und Reformerin der ehemals angeschlagenen Kinderklinik. Die gebürtige Dresdnerin, die ihre freie Zeit draußen beim Golfen, Joggen und bald auch wie früher im Pferdesattel verbringt, sorgte wieder für schwarze Zahlen und Erfolg im AKK.

2009 feierte man den 150. Geburtstag und noch sechs Jahre zuvor war nicht klar, ob das AKK schließen muss: Die Verluste beliefen sich auf 1,7 Millionen Euro jährlich. Dienhold, damals kaufmännische Leitung Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), hatte von der finanziellen Notsituation gelesen. "Gemeinsam haben wir dann überlegt, dass dieser Umstand auch eine gute Möglichkeit des Ausbaus bietet", sagt Dienhold rückblickend. "Wir wollten natürlich keine Konkurrenz, sondern eine medizinische Kinder-Spezialversorgung für den norddeutschen Raum schaffen." Die Expertin lenkte maßgeblich die Verhandlungen, die das AKK wieder auf den richtigen Kurs bringen sollten.

Das Ergebnis: Das AKK wurde zu einer eigenständigen Tochter des UKE, das 94 Prozent der Gesellschafteranteile übernahm. Was geradlinig klingen mag, bedurfte einer Menge Arbeit. Besonders für Christiane Dienhold, die an vorderster Front stand. "Ich sage ehrlich, dass ich nachts nicht gut geschlafen habe. Da gab es immer die Angst vor der Herausforderung, ob man es schafft", sagt sie. "Einige graue Haare sind sicher dazugekommen." Lacht und fährt sich durch ihre Kurzhaarfrisur.

Ihren besten Gesprächspartner findet Dienhold zu Hause, für ihn kam sie 1992 nach Hamburg, wo er studierte. Seit 22 Jahren leben sie und Markus Lippert, ein Maschinenbauingenieur, der bei Jungheinrich arbeitet, ohne Trauschein wie ein Ehepaar. "Wenn man an der Spitze sitzt, ist es immer ein bisschen einsam", sagt sie, "umso mehr bin ich froh über die Gespräche mit meinem Mann, der mir oft von seiner neutralen Warte aus Ratschläge gibt." Gemeinsam pflegen sie eine Leidenschaft: das Reisen. Nächsten Oktober geht es nach Kalifornien, wegen des Highway Number One und "dem hervorragenden Wein". In New York waren sie dieses Jahr bereits, vor allem Kurztrips sind für die Klinikmanagerin "ein Weg, den Kopf wieder frei zu bekommen." Und Kraft für den Job zu schöpfen. Die brauchte sie, um die Angestellten zu motivieren: 2004 verzichten 500 Mitarbeiter auf ihr Weihnachtsgeld, 900.000 Euro wurden eingespart. Heute blickt Dienhold mit dem Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. Frank Riedel, auf eine "gesunde" Kinderklinik.

"Eine Teamleistung", wie Dienhold nicht müde wird zu wiederholen. Sie freue sich, dass immer mehr Frauen in den medizinischen Beruf strömen. "Wir haben viel mehr Bewerbungen von Frauen vorliegen, unsere Ärzte werden weiblich", sagt sie und lacht herzlich. Sie sieht es als Herausforderung, flexible Arbeitszeitmodelle für Mütter zu schaffen und der Familienplanung eben nicht im Weg zu stehen.

Grund zur Beschwerde über die männlichen Medizinkollegen, die habe sie übrigens rein gar nicht. "Man darf nicht vergessen, Ärzte, die die Kindermedizin gewählt haben, haben sich damit für den Umgang mit Kindern entschieden, was viel mehr Zeit und Einfühlungsvermögen benötigt. Deshalb sind das sicher keine Menschen, die sich als 'Götter in Weiß' sehen." Auch wenn sie sicher kein Problem damit hätte, sich durchzusetzen. Und wenn sie inhaltlich nicht sicher ist, "dann frage ich eben bei den Kollegen nach". Niemals würde sie sich anmaßen wollen, über medizinische Sachverhalte zu urteilen, von denen sie zu wenig versteht. Da bremst sie sich sofort. Ganz anders als auf ihrem Rennrad am Sonntag.