Kai Hollmann eröffnet heute offiziell das neue 25hours in der HafenCity. Für den 54-Jährigen ist ein Hotel-Traum Wirklichkeit geworden.

Hamburg. Wie ein stolzer Kapitän wandelt Kai Hollmann durch die große Halle, vorbei an einem alten Schiffscontainer, über gelbe Lagermarkierungen auf dem Boden. Sein Blick streift die hohen Fenster und hellen Holzsäulen. Kai Hollmann strahlt. Sein neues Hotel ist fertig. Endlich. Zweieinhalb Jahre der Planung, des Baus, der unzähligen Brainstormings sind vorüber. Dafür kann er heute Abend das erste Hotel der HafenCity offiziell eröffnen, sein neues 25hours-Haus.

"Ich bin froh", sagt der Hotelunternehmer, "wirklich froh, dass es fertig ist. Das ist ja auch eine finanzielle Geschichte: Jeder Tag, um den sich die Eröffnung verschiebt, macht es nicht unbedingt schöner, sondern teurer." Die ersten Gästereaktionen seien durchweg positiv gewesen. "Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, wenn man gut angenommen wird." Sehr maritim kommt das junge Designhotel daher, mit vielen Feinheiten, überraschenden Details: In jedem der 170 Zimmer (Übernachtung: 100 bis 170 Euro) wurde ein Seefahrerthema aufgenommen, ein beleuchteter Globus spendet Licht, ein Logbuch mit Lebensläufen von Seefahrern liegt zur Lektüre bereit. In der Halle im ersten Stockwerk des Gebäudes in der Überseeallee 5 gibt es - wie in alten Seemannsheimen üblich - ein Gemeinschaftszimmer, den Plattenraum. Hier kann man sich im Ledersessel fläzen und Vinyl auflegen. Oder nebenan, wie es die Seemänner fern der Heimat taten, in Telefonboxen nach Hause telefonieren. Oder an den modernen PCs, die kontrastreich auf einem antiken Holztisch thronen, skypen. "Wir wollen hier die maritime Welt lustig und frivol erklären", sagt Hollmann und streicht seine dunkelblaue Anzugjacke glatt, "aber ohne Mahagoni, Messing und nachgemachte Galionsfiguren."

Für viele Möbel, Kissen, Stühle, überdimensionale Schiffsschrauben, Seekisten, Strickleitern und Seelampen hat Hollmann mit seinen drei Mitgesellschaftern Flohmärkte, Auktionen und Schrottplätze durchkämmt, denn alles sollte echt sein. Geschaffen haben sie eine junge, witzige Wohnatmosphäre, die durch Details besticht und dazu führt, dass man sich mit der Geschichte der Seefahrt, die untrennbar mit Hamburg verbunden ist, auseinandersetzt.

Für den 54-jährigen Hollmann selbst ist es eine Rückbesinnung auf die Anfänge seiner Karriere in der Hamburger Hotellerie: Nach seiner Kochausbildung und Lehre als Hotelkaufmann im Hotel Intercontinental wurde Hollmann vom damaligen "König von St. Pauli", dem 2007 verstorbenen Unternehmer Willi Bartels, unter die Fittiche genommen. 16 Jahre lang war er Direktor in dessen Hotel Hafen Hamburg - einem ehemaligen Seemannsheim mit Blick auf die Landungsbrücken. "Ich erinnere mich noch an die alte Herbergsmutter, die dort ein lebenslanges Wohnrecht hatte", sagt Hollmann. Diese Zeit lässt er gern Revue passieren. Erzählt von seinem guten Verhältnis zu Bartels. "Eigentlich möchte ich es heute mit meinem Führungspersonal so machen, wie ich es damals erleben durfte", sagt er. "Bartels hat mir freie Hand gelassen, hatte Talent zu motivieren und vertraute mir, ich durfte meine Visionen ausleben und neue Dinge ausprobieren." So baute der jüngste Hoteldirektor Hamburgs damals den Turm auf dem Hotel aus, machte aus seinem Büro einen Konferenzraum zum Mieten. Er lächelt versonnen. "Zu meinem Abschied sagte mir Bartels dann, dass ich insgesamt 75 Millionen Euro ausgegeben habe." Heute pflegt er das gute Verhältnis zu Bartels-Enkel Andreas Fraatz, der jetzt die Geschäfte führt.

Hollmann zog es 1999 in die Selbstständigkeit, da eröffnete er mit dem Gastwerk in Bahrenfeld sein erstes Hotel, vier Jahre später kam das erste 25hours dazu, dann das Backpacker-Hostel Superbude und 2008 das Designhaus The George. "Als ich so auf die 40 zuging, da musste ich schon gucken, dass der Zug nicht abfährt", beschreibt Hollmann seine Gedanken vor seinem Abschied im Hafen Hamburg.

Nur mit der finanziellen Unterstützung seiner fünf Geschwister konnte er seinen Hotel-Traum realisieren. "Meine Geschwister sind als Partner dabei, dadurch sind wir stark. Die Kompetenzen sind klar verteilt, da haben wir Verträge ohne die rosarote Familienbrille gemacht", sagt Hollmann, der in Ahrensburg groß wurde und dessen Mutter die ältere Schwester von Verleger Heinz Bauer ist und seinen Weg ohne Studium unterstützte.

"Ich habe ihr schon als Kind gern geholfen, wenn sie Weihnachten gekocht hat. Und auf Segeltrips habe ich meine Brüder mit verfeinerten Miracoli-Gerichten versorgt." Seine Familie halte zusammen, "wenn wir uns treffen und einen Ausflug machen, dann mieten wir immer gleich einen Bus, mit Kindern sind wir so 24 Personen", sagt er. Die beiden wichtigsten dabei: seine Tochter Lea, 13, und Ehefrau Ute. Die Diplomingenieurin ist seine kritische Sparringspartnerin. Aber sie nimmt ihn so, wie er ist: hotelverrückt!