Filmbösewicht Claude-Oliver Rudolph hat die Rechte an der Biografie der Hamburger Legende Hans Albers gekauft - damit will er ins Kino.

Hamburg. Er ist kein Kind von Langeweile und mag diese auch nicht besonders. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass Schauspieler Claude-Oliver Rudolph ein neues Projekt hat. Eines, das eine unerwartete Seite am bekannten Filmbösewicht zeigt: Rudolph hat die Rechte an der Biografie von Hans Albers gekauft, will sobald wie nur möglich das Leben des Hamburger Volksschauspielers und Sängers verfilmen, als Kino- sowie Fernsehfilm, den Stoff als Musical und Theaterstück auf die Bühne bringen.

"Ich verehre Hans Albers total", sagte Rudolph, als er nach einem Kiezbesuch im Old Commercial Room an der Englischen Planke sitzt und zum ersten Mal in seinem Leben Labskaus probiert. "Hier war der Hans übrigens auch schon", so Rudolph grinsend, deutet dann auf seinen Teller: "Schmeckt übrigens lecker." Seine dunkle Sonnenbrille hat er mittlerweile abgelegt, ebenso die raue Stimme. Fast kindlich wirkt seine ehrliche Begeisterung für Albers, den er perfekt imitieren kann. "Mein Interesse hat vor allem politische Gründe. Ich habe mich schon seit Langem mit dem Dritten Reich beschäftigt, vor allem damit, wie Kollegen sich verhalten haben", sagt Rudolph. Er hat vor einiger Zeit eine Doktorarbeit über den 1960 verstorbenen Hamburger gelesen - der Stoff ließ ihn nicht mehr los.

"Sein ganzes Leben fasziniert mich", so Rudolph, "zum einen natürlich sein Erfolg als Künstler, der damals der bestbezahlte Schauspieler war. Dann, dass er sich nicht von den Nazis hat verbiegen lassen, er war niemals Parteimitglied. Er hat seine jüdische Freundin Hansi Burg niemals wirklich verlassen, trotz aller Drohungen. Im Grunde waren die beiden fast 40 Jahre zusammen", sagt Rudolph. Er wirkt glücklich und engagiert, wenn er von Albers spricht, immer wieder trällert er ein Liedchen, "... nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise ...", gestikuliert groß und lacht laut. "Am allerschönsten finde ich, dass Zeitzeugen wie Mario Adorf, die als junge Schauspielschüler Albers noch im Bayerischen Hof in München erlebt haben, genau das erzählen, was ich hören will: dass Hans großzügig und liebevoll und um Mitternacht besoffen war!"

Wer die begehrte Rolle von Albers spielen wird, steht noch nicht fest, Rudolph selbst allerdings auf keinen Fall. Er ist ja auf Bösewichte abonniert: "Ich bin der Hans Hinkel, der fiese Reichsfilmintendant. Als Hans könnte ich mir echt einige deutsche Schauspieler vorstellen, von Ben Becker über Uwe Fellensiek, vielleicht Herbert Grönemeyer oder Till Lindemann von der Band Rammstein." Derjenige müssen eben singen, saufen und schauspielern können.

Aktuell führt Rudolph Gespräche mit dem NDR über eine Mit-Produzentenschaft des Senders, versucht, Filmförderungen zu akquirieren. "Das alles kostet ziemlich viel Geld, vor allem wenn man einen historischen Film macht." Er hofft, in gut einem Jahr mit dem Dreh beginnen zu können, und verspricht: "Na klar, wir drehen auch in Hamburg." Wo sonst?