Seit knapp einem Jahr spielt der beliebte Sänger Alexander Klaws die Hauptrolle. Dadurch ist er gereift. Körperlich, privat und mental.

Hamburg. Er trägt einen grünen Bademantel und Flipflops, seine kurzen hellbraunen Haare sind eng am Kopf mit Klammern festgesteckt. Eine Verwandlung beginnt: Alexander Klaws ist in diesem Moment weder der Sänger, Schauspieler und Musicaldarsteller in Zivil noch der bejubelte Tarzan-Hauptdarsteller. Noch anderthalb Stunden bis zur Show. Klaws sitzt in der Maske und erzählt während seiner äußerlichen Verwandlung von der inneren. Vor einem Jahr begann der heute 27-Jährige mit den Proben für das Stage-Musical in der Neuen Flora.

Seitdem ist einiges passiert. In sieben Shows pro Woche schwingt sich Klaws per Liane vor rund 1800 Zuschauern über die Musicalbühne, mehr als 350-mal mittlerweile. "Trotzdem bin ich jedes Mal nervös", sagt Klaws und rückt eine pieksende Haarnadel zurecht, bevor die Maskenbildnerin eine dünne Nylonmütze über die frisierten Haare zieht. Darauf werden später die drei Kilogramm schwere Langhaarperücke und Mikrofone mit Sendern befestigt. "Aber das ist für mich positiver Stress, denn ich freue mich jedes Mal, mit der Liane auf die Bühne zu fliegen." Er grinst in den Spiegel, kontrolliert dann rasch seine Züge, denn nun wird sein Gesicht braun gepudert, die Augen dunkel geschminkt. Eine Stunde und 15 Minuten dauert seine Verwandlung täglich, von Alex Klaws zu Tarzan. "Für mich ist das die größte Herausforderung, denn ich werde nicht gern geschminkt." Er nutzt diese Zeit jedoch, um in familiärer Atmosphäre mit seinen Kollegen zu plaudern. "Der Theateralltag ist etwas ganz Spezielles, Tarzan hat mich verändert", weiß Klaws, der vor acht Jahren durch seinen Gewinn der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" bekannt wurde. "Das fängt schon mit dem Frühstück an. Ich muss darauf achten, genug Kohlehydrate zu essen, Vollkornmüsli mit Früchten zum Beispiel."

Sein bewusster Lebenswandel zeichnet sich in seiner Figur, seinem Ausdruck ab. War Klaws vor einem Jahr noch gezwungen, tägliches Krafttraining zu absolvieren, um die Tarzan-Show überhaupt glaubhaft spielen zu können, wirkt er nun körperlich gestählt, zudem innerlich gereift. "Ich habe im vergangenen Jahr unheimlich viel gelernt, über mich, meine Vorstellungen. Es hat sich wahnsinnig viel getan", sagt Klaws. Er freue sich, nun nicht mehr ausschließlich mit "DSDS" assoziiert zu werden. "Ich bin viel weiter gekommen, als ich mir je erhofft habe."

Derzeit arbeitet Klaws in seiner Freizeit an seinem fünften Studioalbum. "Ja, da bleibt wenig Zeit fürs Privatleben", sagt Klaws. Zum Glück sehe er seine "Jane" auch bei der Arbeit. Denn seit einem Jahr sind er und Kollegin Nadja Scheiwiller ein Liebespaar. "Es muss einfach passen", sagt Klaws und grinst, "bei uns fühlt es sich ganz gut an." Dann blickt er auf die große Wanduhr. Noch 50 Minuten bis Showbeginn. "Ich muss jetzt zum Body-Make-up. Bis gleich." Klaws kommt kurz darauf mit braunen und schwarzen Dreckspuren bemalt zurück. Er trägt einen Lendenschurz. Die Perücke wird befestigt, Tarzan ist fertig. Die Show kann beginnen. In fünf Minuten. Jetzt.