Oft tritt Nachwuchs prominenter Hamburger in die Fußstapfen seiner bekannten Eltern. Deren Erfolg ist Fluch und Segen zugleich.

Neustadt. Sie beherrschte das Geschehen. Von der ersten Sekunde an. Als Emma Tiger Schweiger vor dem Berliner Kongresszentrum über den roten Teppich schritt, ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie ihren roten Panther mehr als verdient hat. Sie besitze das Talent, Millionen Menschen um den Finger zu wickeln, lautete die Jury-Begründung des New Faces Awards der Zeitschrift "Bunte", bei dem die Achtjährige für ihre Rolle in der Kinokomödie "Kokowääh" mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde.

Um den Finger gewickelt hat Emma den eigenen Papa natürlich schon lange. "Ich bin sehr stolz auf sie", wurde Til Schweiger nicht müde zu betonen. Seite an Seite spielten Vater und Tochter bereits in "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" - auch wenn Mutter Dana davon zunächst nicht begeistert war. Sie bevorzuge einen möglichst normalen Alltag für ihre Kinder, abseits von Glamour und Glitzer, sagte die Wahl-Hamburgerin. Doch die jüngste Tochter, die mit ihren Schwestern bei Mutter Dana in Niendorf lebt, blieb hartnäckig bei ihrem Wunsch, in der dritten Produktion des Vaters ebenfalls vor der Kamera zu stehen. Das Filmbusiness wurde zur Familienangelegenheit - wie bei anderen Hamburger Prominenten.

So war beispielsweise Louis Klamroth 2003 als 13-Jähriger neben seinem Vater Peter Lohmeyer in "Das Wunder von Bern" zu sehen, erhielt dafür sogar die Goldene Kamera als bester Nachwuchsschauspieler. Seine Schwester Lola wurde im vergangenen Jahr für den Studio-Hamburg-Nachwuchspreis nominiert. "Viele Kinder von Prominenten sind fasziniert von dem besonderen Flair, das sie von klein auf mitbekommen", erklärt der Hamburger Psychologe Michael Thiel. Wichtig sei es, die Entscheidung komplett dem Kind zu überlassen. "Wenn das Kind Spaß an der Arbeit hat, Talent aufweist und gleichzeitig vor überhöhtem Erwartungsdruck geschützt wird, sehe ich darin kein Problem", so Thiel.

Ähnlich wie Emma Schweiger schnupperte auch Stephanie Stumph, die viel Zeit bei ihrem Freund Alexander Rethwisch in Ottensen verbringt, als kleines Mädchen Filmluft. Sie stand schon früh gemeinsam mit ihrem Vater Wolfgang in der ZDF-Krimireihe "Stubbe" vor der Kamera. Und: Bis heute stellt die 26-Jährige in der Erfolgsserie seine Filmtochter Christiane dar. "Mein Vater ist mein Wegbereiter gewesen", sagt sie. "Als Tochter kann man keinen uneigennützigeren Kollegen haben als ihn."

Dem engen Verhältnis zum Trotz: Stephanie Stumph war es immer wichtig, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig, machte ihr Schauspiel-Diplom. Denn, das lehrt die Vergangenheit: Ein bekannter Familienname öffnet anfangs vielleicht viele Türen, die Messlatte allerdings liegt dann besonders hoch.

Eine Erfahrung, die Wayne Carpendale ("Der Landarzt") bestätigt. "Oft stand ich wegen meines Nachnamens ungewollt im Mittelpunkt", sagte der Schauspieler und Sohn des Schlagersängers Howard Carpendale einst. Auf dem Schulhof hätten ihn Mitschüler gehänselt, erst auf einem Internat in England sei es endlich anders gewesen. Da war sein berühmter Papa der "Vater von Wayne". Momentan drehen Vater uns Sohn in Hamburg das Drama "Lebe dein Leben". Es könnte kaum einen besseren Titel geben.