Die Tradition der Neujahrsempfänge ist in Hamburg besonders ausgeprägt und vielfältig. Wir stellen die größten und glamourösesten vor.

Hamburg. Sie sind Teil der Hamburger Tradition, geliebte Bräuche der Gesellschaft. In den meisten Städten gibt es Neujahrsempfänge im Januar, fast nirgendwo allerdings so viele wie in Hamburg (siehe nebenstehenden Text). Denn in der Hansestadt wird das Jahr von den unterschiedlichsten Institutionen begrüßt. Hier stellen wir die wichtigsten Empfänge vor, deren Gäste ausschließlich namentlich geladen werden. Einlass erfolgt also nur mit persönlicher Einladungskarte:

Der Jüngste

Gefeiert wurde schon oft im Hotel Grand Elysée. Doch einen Neujahrspunsch gab es noch nicht. Das wird sich ab morgen ändern. Dann soll nicht nur das neue Jahr begossen werden: Auch die Fertigstellung des neuen Vordachs gibt Anlass zum Feiern. Rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Showgeschäft und Kultur folgen der Einladung der Hoteliers Christa und Eugen Block. Nach einer Begrüßung durch Generalmanager Jürgen von Massow wird Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, ein enger Freund des Unternehmer-Ehepaares, die neu erschaffene Vorfahrt segnen, auf der sich unter anderem Martin Wilhelmi, Nane Mundt, Albert Darboven und Uwe Friedrichsen treffen werden. Dazu gibt es deftiges Essen wie Backfisch, Kartoffelsuppe und Brotpudding sowie ein humoriges Unterhaltungsprogramm.

Der andere

Unter dem Namen "La Boum" wurde zum ersten Mal vor fünf Jahren das neue Jahr im Hotel Sofitel zelebriert. Jetzt wird die Party zum zweiten Mal im Empire-Riverside-Hotel unter dem Motto "Ahoi!" am 8. Januar 2011 gefeiert. Ein lockerer Empfang mit Motto, dafür ohne Zwänge und Protokoll. Rund 500 Gäste wie Christian Rach, Eva Habermann und Alexander Bommes genießen dann den atemberaubenden Ausblick auf den Hafen. Die Gastgeber des Abends sind Andreas Hoschke (Geschäftsführer Hoschke & Consorten), Lars Meier (Geschäftsführer Lars Meier Management) und Empire-Riverside-Hotel-Geschäftsführer Andreas Fraatz. Durch das Programm führt Holger Speckhahn, Tobias Schlegl sorgt nicht als Moderator, sondern als DJ hinter den Turntables für gute Stimmung auf der Tanzfläche. Wie immer dabei: der Pokertisch. Diesmal wird zugunsten von Viva con Agua gespielt.

Der Unterhaltsame

Er macht diesen Neujahrsempfang zu einem nicht zu verpassenden Original: Kabarettist Eberhard Möbius ist der Redner des Neujahrspunsches in der Komödie Winterhuder Fährhaus. Hier bringt er auf Einladung von Intendant Michael Lang die 500 Gäste zum Lachen, nimmt mit Humor Hamburgs Politiker auf die Schippe und brachte vor allem immer das Ehepaar Helmut und Loki Schmidt zum Schmunzeln. Überregionale Beachtung fand das traditionelle Zusammenkommen zu Jahresbeginn, als die Schmidts im Jahr 2008 das gerade in Kraft getretene Rauchverbot ignorierten und im Theater qualmten. Ob Altbundeskanzler Schmidt in diesem Jahr alleine erscheinen wird, ist noch unklar.

Der 20. Neujahrspunsch der Komödie findet am 9. Januar statt und wird wieder den Charakter eines Familientreffens haben, wenn die Schauspieler mit ihren Familien und Freunden ins Foyer des Hauses in Winterhude kommen werden.

Der Glamouröse

Entstehen lassen hat den Blankeneser Neujahrsempfang 1995 der Verleger Klaus Schümann. Erstmals gab er diesen im Januar vor 16 Jahren mit 65 Gästen aus dem Hamburger Westen in den Redaktionsräumen seines Verlags ("Hamburger Klönschnack", "Schümanns Hamburger") in Blankenese. Seit 1999 findet die Feier mit mittlerweile 850 Multiplikatoren der Stadt im edlen und nahe gelegenen Luxushotel Louis C. Jacob statt. Dadurch bekam die Veranstaltung ihren hanseatischen Ritterschlag als gesellschaftlich relevante Veranstaltung zu Jahresbeginn.

Zudem hatte Gastgeber Schümann von Anfang an Persönlichkeiten wie Klaus Wowereit, Joachim Gauck, Franz Müntefering, Gregor Gysi oder Rita Süssmuth als Redner einladen können. Am 13. Januar findet der Neujahrsempfang zum 16. Mal statt.

Der Bunte

Schräg, schön, schrill - dafür ist das Schmidt-Theater bekannt. Kein Wunder, dass auch so einiges auf den Neujahrsempfängen der Freunde des St.-Pauli-Theaters passiert: Corny Littmann krachte mit einem Rollstuhl alias Rentner Gustav in der "Villa Sonnenschein" über die Rampe vor Reihe eins, der Ulrich-Wildgruber-Preis wird an talentierte Jungschauspieler vergeben, und es wird auch schon mal ganz schlicht Fish and Chips in wertlosen Aktienpapier-Tüten in Krisenzeiten serviert.

Dafür gibt es meist ein opulentes Bühnenprogramm mit Kostproben aus Erfolgsproduktionen. Als glitzerndes Knallbonbon brillierte so schon die Travestie-Entertainerin Elke Winter. Nun treffen sich 500 geladene Gäste am 16. Januar bei den beiden Tivoli-Geschäftsführern Corny Littmann und Norbert Aust zum Neujahrsempfang. Dabei darf deren klassischer Rückblick und eine Vorschau auf 2011 nicht fehlen. Auf der Bühne wird Schauspieler Markus Richter seine erste Solo-CD mit dem Titel "Ich sehe was, was du nicht siehst" präsentieren. Und auch Kollege Hannes Ringlstetter wird solo unterwegs sein.

Der Internationale

Seit Jahrzehnten ist das Rathaus der Treffpunkt verschiedener Nationen. Wenn der Senat zum Neujahrsempfang das Hamburger Konsularkorps lädt, dann sind reichlich englische, spanische und chinesische Sprachfetzen im Großen Festsaal zu hören.

Die Vertreter wünschen sich alles Gute für das neue Jahr und werden einzeln per Handschlag vom Ersten Bürgermeister Christoph Ahlhaus begrüßt. Eine Ansprache hält traditionell der Doyen des Konsularkorps als Vertreter aller Diplomaten. Eine Premiere also am 19. Januar für Rafael Ramón Paz Cordones, Generalkonsul der Dominikanischen Republik und Nachfolger des gerade verabschiedeten Doyens Zarko Plevnik.

Politik ist an diesem Tag jedoch eher Nebensache. Vielmehr sorgt Hans-Joachim Worms, Honorar-Generalkonsul der Seychellen, immer wieder für einen amüsanten Anblick, wenn er seinen kleinen roten Fiat neben den schweren schwarzen Limousinen seiner Kollegen an prominenter Stelle vor dem Rathaus parkt.