Zum hanseatischen Jahresbeginn gehört ein Empfang

Hamburg. Neujahrsempfänge prägen traditionell den hanseatischen Jahresbeginn, ab dem 5. Januar mehren sich die Einladungen. Jedoch: "Spezifisch hamburgisch ist diese Tradition nicht", sagt Tilman Repgen, Rechtshistoriker an der Universität Hamburg. Denn auch in den meisten anderen Städten ist dies durchaus verbreitet. Das gilt natürlich besonders für Berlin, wo Spitzenvertreter von Politik, Wirtschaft und Kultur dem Bundespräsidenten zum Jahresauftakt in Schloss Bellevue ihre Neujahrsgrüße überbringen. Doch woher kommt der Brauch?

Die Empfänge gab es schon in der Barockzeit im 17. Jahrhundert, damals spielte der Neujahrstag unter den Erwachsenen eine große Rolle, man tauschte untereinander Geschenke wie Blumen, Schmuck und Esswaren aus. Sie sollten Freude bereiten und Wohlstand für das neue Jahr symbolisieren. "Es war üblich, auch den Obrigkeiten ein gutes neues Jahr zu wünschen", sagt Gisela Jaacks, ehemalige Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte. So empfing am Hof der Fürst seine Untertanen. Sie wünschten ihm alles Gute und bekamen Geschenke. "Dieser Brauch", sagt Jaacks, "wurde dann von den Obrigkeiten der Reichsstädte übernommen." Auch in Hamburg, das immer stolz war, dass kein Fürst es beherrschte.

Im 18. Jahrhundert machten die in der Hansestadt residierenden Diplomaten und Honoratioren dem präsidierenden Bürgermeister ihre Aufwartung, um ihm zum neuen Jahr zu gratulieren. Von 1926 an lud Bürgermeister Carl Petersen zum Neujahrsmorgen alle Bürger und Gäste der Stadt in das 1897 fertiggestellte Rathaus.

In der "Hamburg-Chronik" heißt es dazu: "Der alljährliche Neujahrstreff entwickelt sich nun immer stärker zu einer in der Hamburger Bevölkerung beliebten Veranstaltung." Seitdem blieb es nicht nur bei einem Empfang: Das Konsularkorps, der Senat, Verlage, Immobilienmakler und viele mehr laden zum Jahresbeginn. Denn die Hanseaten feiern gern den Neuanfang und wissen dabei auch Geschäftsbeziehungen zu pflegen.