Rotherbaum. Gestern Abend, da gab es schon mal Geschenke. Zumindest für diejenigen, die bei der Fernsehgala "Hamburger des Jahres" ausgezeichnet wurden. Vorweihnachtliche Hochstimmung zum zwölften Mal im Sendezentrum von Hamburg 1 an der Rothenbaumchaussee, als gegen 19.30 Uhr die Aufzeichnung der Show mit einer Begrüßung von Geschäftsführer Michael Schmidt begann.

Im Publikum saßen neben Carlo von Tiedemann, Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), Birgit Saatrübe und Laudator Frank Horch natürlich auch die Preisträger. Wie Grand Elysée-Chef Eugen Block, er bekam die Auszeichnung für sein Lebenswerk in Hamburg.

Natürlich fand Altbürgermeister Henning Voscherau die passenden Worte dafür. Mit "unser Kandidat ist jugendliche 70 und männlich. Seine Frau und er sind genau 40 Jahre verheiratet. Wir suchen einen Gastwirtssohn aus dem Oldenburger Münsterland. Dort hatte er immer genug zu essen, als wir in Hamburg hungern mussten. Aber in Hamburg wurde er ein erfolgreicher Unternehmer. Ganz allein aus eigener Kraft - und mit der vollen Unterstützung seiner Frau", begann Voscherau seine stimmige Rede.

Auch Abendblatt-Redakteurin Renate Schneider wurde für ihr jahrelanges soziales Engagement geehrt. Der Filmfestleiter Albert Wiederspiel bekam von seiner Laudatorin Nina Hoger den Preis in der Kategorie Kultur überreicht. Frank Horch ehrte Thomas Richterich, Chef des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex. Bürgermeister Christoph Ahlhaus überreichte den Preis für "Fairness und Kultur" an den Bombenentschärfer Peter Bodes.

Der gefühlte Star des Abends kam allerdings vom Millerntor, aus dem Sport-Bereich. St.-Pauli-Cheftrainer Holger Stanislawski wurde für seine jahrelange Arbeit und Identifikation mit dem Kiezklub ausgezeichnet. Lou Richter, der den Verein und das dazugehörige Gesicht seit Jahren begleitet, fand die richtigen Worte, die den Peisträger ebenso erheiterten wie das gesamte Publikum: "Stanislawski ist für St. Pauli eine ebensolche Lichtgestalt wie Franz Beckenbauer für den FC Bayern. Wesentlicher Unterschied: Beckenbauer hat nie ein solches Kopfballspiel erreicht wie Stani!"

Weiterhin führte Richter, der auf "Stanis" Entwicklung zurückblicken konnte, aus, was den 41 Jahre alten Fußball-Verrückten ausmacht. "In Holger Stanislawski vereint sich der moderne FC St. Pauli: Da wird beinhart rangeklotzt. Spieler müssen in der Saisonvorbereitung schon mal barfuß Waldbrände auslatschen und Medizinbälle schlucken." Das schönste Kompliment des Autors Richter krönte die Laudatio: "Unter Stanislawski wird Fußball nicht nur geackert, sondern gespielt. Attraktiver Erlebnisfußball - das passte früher mal zu St. Pauli wie das Schwein aufs Sofa. Aber mit Holger Stanislawski klappt das."

Lang anhaltender Applaus, der auch den bisweilen coolen Stanislawski emotional wirken ließ: "Ich fühle mich sehr geehrt, das ist für mich etwas ganz Besonderes", so der Sportler, der mit Ehefrau Michelle zur Preisverleihung kam. Und er lebte Teamgeist vor: "Ich nehme den Preis stellvertretend für das entgegen, was wir alle gemeinsam mit der Mannschaft und dem Team geleistet haben." Den Preis widmete der gebürtige Hamburger seiner jüngst verstorbenen Mutter.

Noch bevor die Party begann, verabschiedete sich Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU). In der Nacht zum Montag hatte ihn und seine Frau Simone die Nachricht erreicht, dass sein Schwiegervater gestorben ist. Simone Ahlhaus ist bereits in ihrer Heimat in Süddeutschland angekommen. Ob und wie lange Christoph Ahlhaus seinen Wahlkampf unterbricht, stand gestern noch nicht fest.