Eine eigene Kochshow? Niemals! Denn dann könnte Anna Sgroi ja nicht am Herd stehen. Ein Restaurantbesuch bei der Sterneköchin.

St. Georg. Sich selbst bereitet Anna Sgroi keinen Cappuccino zu. "Nein, nein, ich trinke nur Wasser und Wein", winkt die kleine Sizilianerin lachend ab. Ein Getränk gegen den Durst, das andere aus Genuss. Klar, puristisch, minimalistisch. Ihre Auswahl hier charakterisiert Anna Sgroi. "Meine Art zu kochen entspricht meinem Charakter", sagt sie, "ich bin so schlicht." Purismus, das sei ihre Form von Luxus.

Damit kommt sie an, hat sich einen Stern in ihrem Restaurant Sgroi an der Langen Reihe 40 erkocht. Und wurde gerade erneut geadelt, der Gourmetführer "Gault-Millau" kürte sie zur "Aufsteigerin des Jahres". Sgroi lacht nur, darauf angesprochen. Sympathisch ist die 51-Jährige, die komplett ohne Allüren auskommt. Die in sich ruht, mit ihrem Leben und ihrem Beruf zufrieden ist. Nie ist sie - im Gegensatz zu kochenden Kollegen - auf roten Teppichen oder gesellschaftlichen Events zu sehen, auch nicht im Fernsehen. "TV-Shows sind nicht mein Stil", sagt sie und streicht ihre weiße Kochjacke glatt.

Warum nicht? Wie zu erwarten, ist die Antwort simpel. "Wenn ich im Fernsehen wäre, wäre ich nicht in meiner Küche." Schließlich sei sie da am liebsten. Mittlerweile hat sie vier Mitarbeiter am Herd, mit denen sie gemeinsam kocht, das Mittagsmenü, dann alles für die Abendkarte. "Meine Küche ist sehr puristisch, das bietet keiner sonst in Hamburg an", sagt Sgroi. Nicht jedem müsse das gefallen, einige würden Auffälligeres von einer Sterneköchin erwarten. "Was ich koche, sieht einfach aus, ist es aber nicht, man sieht kaum, was dahintersteckt." Aber sie wolle, dass ihr Gast verstehe, "was er vor sich auf dem Teller hat." Vielleicht fühle sich eine schicke Dame in St. Georg in ihrem Restaurant auch nicht wohl. Könne schon sein.

Ja, sie habe auch schon mal jemanden rausgeworfen, vor Jahren, kurz nach der Eröffnung, als ein Gast nur einen Salat wollte. "Bei mir gibt es zwei, drei Gänge, einen Wein." Beispielsweise handgerollte sizilianische Macceroni, Steinpilzrisotto, Kartoffelravioli oder marinierten Thunfisch. Dazu allerdings keine Anwesenheit der Sterneköchin im Gastraum, die die Schlemmenden unterhält. "Wir sind Gastronomen, keine Schauspieler." Ihre deutliche, unaufgeregte Haltung zeichnet sie aus. Dabei arbeitete sie, gerade volljährig, erst als Friseurin in Mailand, bis sie danach als Küchenhilfe in einem Restaurant aushalf. "Und dann war es schnell klar, dass ich kochen wollte", erinnert sich Sgroi. An ihren freien Sonn- und Montagen ist das Sgroi geschlossen, steht sie privat am Herd. "Ich gehe am liebsten zu Hause essen", sagt sie lachend. Davon haben dann ihr langjähriger Partner, der den zum Restaurant gehörigen Feinkostladen Alimentari führt, und auch ihr Hund Mira etwas: Die Schäferhundmischlingsdame wird von ihrem Frauchen täglich bekocht. Am Freitag gab es Lammherzen zum Trockenfutter.

Für die Gäste, die im stilvoll eingerichteten Gastraum in hellen Farben speisen, stehen gerade feinste Rotbarbe, Stör, Taube und Springbock auf der Karte, die Sgroi jede Woche neu erfindet. Ihre Philosophie zum Nachkochen gibt es jetzt in Buchform: "Typisch Anna!" (AT Verlag, 29,90 Euro).