Am Montag heiratet Jeffrey Tate in London seinen Partner Klaus Kuhlemann. Seit 32 Jahren sind sie ein Paar. Der Dirigent ist überglücklich.

London/Hamburg. Es wird wohl die rührendste Hochzeit des Jahres werden, wenn am kommenden Montag Stardirigent Jeffrey Tate und sein langjähriger Lebensgefährte Klaus Kuhlemann standesamtlich heiraten werden. Der Chef der Hamburger Symphoniker ist überglücklich: "Nun endlich ist es möglich, unsere Partnerschaft offiziell anerkennen zu lassen."

Seit 32 Jahren sind der englische Maestro Tate und der Detmolder Kuhlemann ein Paar, sie leben überwiegend in ihrem Stadthaus im Londoner Bezirk Camden. Im dort ansässigen Standesamt wird auch die Trauung stattfinden. "Es war alles ganz einfach zu regeln", erklärt Kuhlemann, "wir mussten einfach nur aufs Rathaus, uns dort anmelden mit den nötigen Urkunden, dann wurde alles geprüft und nun können wir heiraten."

Ein Umstand, der für das homosexuelle Paar bekanntlich nicht immer selbstverständlich war. "Ich bin nun 67 Jahre alt und habe alle Phasen miterlebt, von 'strengst verboten' bis jetzt", so Tate, "es ist wunderschön, dass unsere Beziehung nun auch auf dem Papier festgeschrieben wird." Vieles würde nun einfacher werden, von notwendigen Regelungen im Krankheitsfall bis zu wichtigen Dokumenten, Vollmachten. Dennoch, "ein großer Schritt und eine Demonstration" für die beiden, die seit Jahren zwischen Deutschland und England pendeln. Für sie hat die endgültige "Legalisierung" ihrer Liebe einen hohen Stellenwert.

Die Familiennamen wollen sie jedoch nicht verändern, so, wie sie jetzt heißen, seien sie bei Freunden und Geschäftspartnern bekannt. Eine zurückhaltende Einschätzung des warmherzigen Weltstars, der mit seiner Art, Musik zu interpretieren, Millionen Menschen begeistert. Doch er sei sehr nervös, sagt Tate, und Kuhlemann stimmt ihm zu. "Leider sind wir so aufgeregt, dass wir schon ganz viel Tee getrunken haben", so Tate. "Besonders rührt uns auch, wie begeistert alle Freunde auf die Nachricht und von unserer Heirat reagiert haben." Einige Tränen werden wohl fließen, bevor angestoßen wird.

Die anschließende Feier nach der Hochzeit "muss sehr improvisiert stattfinden, denn wir wollten ja eigentlich nur mit unseren beiden Trauzeugen zusammen sein", so Kuhlemann, "aber jetzt freuen sich so viele Freunde mit uns, dass die Gesellschaft doch etwas größer wird", ergänzt Tate lachend. Man kann das Glück der beiden förmlich hören, wenn sie einander ergänzen, sich ins Wort fallen, lachen. Und so wird die Festgesellschaft zum Champagner-Empfang erst ins Haus der beiden ziehen, dann gemeinsam in ihrem nahe gelegenen Lieblings-Pub essen. "Wer dann noch weiter feiern will, der kommt dann wieder mit uns nach Hause", so Kuhlemann.

Möglicherweise feiert das Paar auch noch einmal in Hamburg, mit Intendant Daniel Kühnel und den Orchestermitgliedern, wenn am 19. September das Saisoneröffnungskonzert mit Tates konzertanten Videoinstallation "Des Canyons aux Étoiles - Musikalischer Appell zwischen Ökologie und Zivilisation" der Hamburger Symphoniker in der Laeiszhalle gegeben wird. Ein Projekt, das dem Dirigenten sehr am Herzen liegt. "Nächstes Jahr steht die Ernennung der Stadt Hamburg zum Green Capital an, deshalb wollte auch ich ein Stück entwerfen, das mit Ökologie zu tun hat - was nicht einfach ist", so der Maestro. Beim Lesen eines Bildbandes stieß er vor einigen Monaten auf den bereits verstorbenen französischen Komponisten Olivier Messiaen, der sich in "Des canyons aux Étoiles" intensiv mit der Schöpfung, Fauna und Vogelgesängen auseinandergesetzt hat. "Es ist also ein echtes Naturstück, das ich nun adaptiert habe", so Tate. "Es wird in Hamburg uraufgeführt, begleitend zur wunderschönen, modernen Musik wird es eine beeindruckende Videoinstallation geben, die Naturbilder zeigt."

Der israelische Videokünstler Daniel Landau konnte für das Projekt gewonnen werden, er ist einer der Wenigen, die sich spezifisch mit der Verbindung von klassischer Musik und visueller Kunst auseinandersetzen.

Die kulturelle wie inhaltliche Bedeutung des Projekts der Hamburger Symphoniker wird dadurch deutlich, dass Bundesumweltminister Norbert Röttgen die Schirmherrschaft angenommen hat und eine Tournee in die USA angefragt ist, das Team somit unter anderem im Lincoln Center in New York und anderen amerikanischen Metropolen auftreten soll.

Spannend wird es für das Orchester und Maestro Tate besonders dann, wenn erstmalig Ton und Videoinstallation zusammengefügt werden. Ungefähr eine Woche vor der Uraufführung wird das auf der Probenbühne geschehen. "Es wird richtig aufregend", so Tate, der sich auf seinen nächsten Hamburg-Aufenthalt schon wieder sehr freut. Nicht zuletzt, weil er dann ja noch mal seine Hochzeit feiern kann - dann zum ersten Mal nicht mit Klaus, sondern mit Ehemann Klaus.