Hauptdarsteller des Musicals stellen sich vor. Klitschkos beraten Deutschamerikaner bis zur Weltpremiere am 18. November. Hörprobe auf abendblatt.de

HafenCity. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Unentwegt sehen sich die beiden in die Augen, als seien die gut 200 Zuschauer um sie herum gar nicht da. Drew Sarich und Wietske van Tongeren lächeln, singen gemeinsam "Happiness" und küssen sich dann. Glücklich sind sie tatsächlich, schließlich haben sie sich die begehrtesten Hamburger Musical-Rollen dieses Jahres gesichert und sich gegen mehr als 1000 Mitbewerber durchgesetzt.

Gestern stellte Stage-Entertainment in seiner Zentrale in der Speicherstadt die Hauptdarsteller des Musicals "Rocky - Fight from the heart" vor, das am 18. November im Operettenhaus am Spielbudenplatz Weltpremiere feiern soll. Der Deutschamerikaner Drew Sarich, 36, der schon den "Glöckner von Notre Dame" in Berlin spielte, wird sich dann als Rocky Balboa durchs Leben boxen. Dabei gilt es nicht nur, als Underdog das Duell mit Apollo Creed zu gewinnen, sondern auch das Herz von Adrian, gespielt von der 31 Jahre alten Holländerin Wietske van Tongeren.

Koproduzent Sylvester ("Sly") Stallone, der die Figur Rocky erdachte und in den Filmvorlagen spielte, freut sich über die Wahl, zu der er per Video-Casting persönlich zugestimmt hat: "Sarich ist ein toller Schauspieler, ein brillanter Sänger, und er hat genau den richtigen Look." Einen Typen wie Rocky zu finden sei schwierig gewesen. Viele Bewerber hat er sich auf Video angesehen. "Ich war überrascht, wie viel Talent es in Deutschland gibt."

Sarich hätte früher nie daran gedacht, sich für die Rolle zu bewerben. "Mit zwölf Jahren tauschte ich mein Interesse an Sport gegen mein Interesse für Musik", sagte er gestern bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Rocky-Darsteller. "Ich war noch nie fit." Aber nun wird er es. Denn für seine Rolle unterzieht er sich einem harten Training, schließlich sollen die Boxszenen, für die die Klitschko-Brüder als Koproduzenten des Musicals beratend zur Seite stehen, möglichst echt aussehen.

"Ich bin froh, dass ich nicht boxen muss", sagte Adrian-Darstellerin Wietske van Tongeren. Trotzdem sei auch ihre Rolle eine Herausforderung. "Adrian entwickelt sich vom schüchternen Mädchen zur selbstbewussten Frau. Dieser Wandel bietet schauspielerisch viele Möglichkeiten."

Vier Songs aus dem neuen Musical gaben die Schauspieler in einer Art Kurzkonzert mit einer eigens für die Präsentation organisierten Band zum Besten. "Sie erzählen ganz gut die Geschichte, um die es geht", sagt Stage-Sprecher Holger Kersting. "My Nose Ain't Broken" singt der Schuldeneintreiber und Amateurboxer Rocky Balboa, um sich über seine miesen Lebensumstände hinwegzutrösten - nach dem Motto: "Zumindest ist meine Nase nicht gebrochen". Seine geliebte und schüchterne Adrian fragt sich in "Raining", wann die grauen Wolken an ihrem Lebenshimmel endlich vorüberziehen. Das Duett "Happiness" - in dem die beiden ihr kleines Glück besingen - scheint die Antwort zu liefern. Und dann wäre da noch "Fight From The Heart" - Kampf aus ganzem Herzen - quasi die Devise des Musicals.

Wirkte Sarich gerade zu Beginn des Auftritts noch etwas farblos, spürten die Zuschauer - Journalisten, Stage-Mitarbeiter und Vertriebspartner - gestern spätestens bei "Fight From The Heart", dass er weiß, wovon er singt. "Jeder hat mal so einen Moment, indem er sagt "Ich glaube nicht an mich", aber dann muss man wieder aufstehen", sagte Sarich. Rufe nach einer Zugabe mischten sich zwischen den Applaus.

"Zugabe? Das ist eine Pressekonferenz!", sagte Sarich, der mit Frau und zwei Kindern in Wien lebt, und griff zu seiner offenbar zu diesem Zweck zurechtgelegten Gitarre. Und dann folgte der berühmteste Rocky-Song: "Eye Of The Tiger" als Akustikversion. Kritiker bezweifeln zwar, dass die Boxer-Geschichte als Musical noch männlich genug ist. Doch mit diesem Hauptdarsteller könnte es klappen.

Alle Lieder des Musicals finden Sie als Video auf www.abendblatt.de/rocky