Die 18-jährige Schauspielerin ist auf St. Pauli aufgewachsen und kann bereits Erfolge vorweisen. Vor der großen Karriere kommt das Abitur.

Hamburg. Es ist nicht Lotte Flacks größter Traum, in ein paar Jahren eine berühmte Schauspielerin zu sein. "Erst einmal das Abi schaffen, und dann sehen wir weiter", sagt die 18-Jährige ganz gelassen. Dabei ist sie schon weiter als so mancher mit jahrelanger Berufserfahrung. Zuletzt hat sie als Entführungsopfer im Tatort am Osterwochenende für Aufmerksamkeit gesorgt. Danach waren alle ganz neugierig auf diese Lotte mit den taillenlangen Haaren aus Hamburg. Der Terminkalender der Nachwuchsschauspielerin ist jedenfalls gerade proppevoll. Es gibt reichlich Medienanfragen. Zwischendurch muss sie sich aber auf ihre letzte Abiturprüfung vorbereiten. Ende Mai steht Biologie an. Die schriftlichen Prüfungen in Geschichte, Mathe und Englisch hat sie hinter sich gebracht. "Vor Castings bin ich gar nicht mehr aufgeregt, aber beim Abi ist das anders", sagt die Schülerin des Helene-Lange-Gymnasiums in Eimsbüttel.

Ein neues Fernsehgesicht ist Lotte aber nicht. Seit sie elf Jahre alt ist, steht sie für verschiedene Fernsehproduktionen vor der Kamera. "Ich habe immer so zwei Projekte im Jahr gemacht. In der Oberstufe war das aber schwieriger, weil ich ja nicht zu viel fehlen durfte, um meine Abizulassung nicht zu gefährden", sagt sie. Morgen zeigt das ZDF ihren Film "Bella Australia", in dem sie die Tochter von Andrea Sawatzki spielt. Auf der Kinoleinwand war sie auch schon zu sehen. Im Film "Die Päpstin" ergatterte sie sogar eine der Hauptrollen. Weil sie der Hauptdarstellerin Johanna Wokalek so ähnlich sieht, war sie die Päpstin als Kind.

Lotte grinst noch heute, wenn sie sich an das ungwöhnliche Casting erinnert. Auf einem Autobahnrastplatz habe sie sich mit den Agenten getroffen. "Ich war gerade bei Dreharbeiten hier in Hamburg und sollte dann ganz plötzlich nach Eisleben zur zweiten Castingrunde. Ich habe einen Fahrer bekommen, der mich schnellstmöglich dorthin bringen sollte. Weil wir lange im Stau standen, kam es zu dem ungewöhnlichen Treffpunkt", erzählt Lotte. Das Ganze habe nur wenige Minuten gedauert. Ein kurzes und effektives Treffen also. Denn einen Tag später kam der Anruf, und die damals 14-Jährige hatte die Rolle. Drei Wochen habe sie in der Schule gefehlt. Der Rest sei in den großen Ferien gedreht worden - die meiste Zeit "mit Mama oder Papa an der Seite". Wer unter 16 Jahre alt ist, braucht einen Betreuer am Set.

Mit den Eltern, einem Comiczeichner und einer Grafikdesignerin, und den beiden jüngeren Brüdern wohnt die junge Frau seit vielen Jahren mitten auf St. Pauli. Und hier will sie nach dem Abitur auch noch mindestens ein Jahr lang bleiben. "Wenn die Prüfungen vorbei sind, werde ich mich erst einmal so richtig ausschlafen. Danach will ich Praktika in verschiedenen Bereichen machen. Es muss nicht unbedingt die Filmbranche sein." Die junge Schauspielerin plaudert ganz ungezwungen über ihre Erfahrungen und ihre Pläne. Zwischendurch tippt sie eine SMS auf ihrem alten Handy. Ihre Klamotten wirken bunt zusammengewürfelt. Sie trägt grüne Turnschuhe zu einem blauen Kapuzensweater und einem violetten Schal. Lotte ist wahrlich kein überschminkter, aufgedrehter Teenager. Das Geld, das sie mit ihren Filmen verdient, investiert sie jedenfalls nicht in modischen Schnickschnack. "Meine Eltern haben ein Sparkonto für mich angelegt, an das ich gar nicht so leicht rankomme. Ich will davon mein Studium finanzieren."

Freunde sind Lotte wichtig

Die junge Schauspielerin denkt immer gründlich nach, bevor sie antwortet. Wenn sie aber dann redet, sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus, mit Gesten betont sie Gesagtes und lacht dabei - laut und herzlich. Besonders doll, wenn sie von ihrer Party zum 18. Geburtstag erzählt. Der war im Januar. Und es war ein Kindergeburtstag mit den engsten Freunden. Kindergeburtstag? "Wir haben Topfschlagen gespielt und Reise nach Jerusalem. Wir hatten so einen Spaß", erzählt Lotte. Zu trinken gab es aber nicht nur Limonade.

Ihre Freunde sind Lotte extrem wichtig. Und ihr Freund? Ob sie mit jemandem zusammen ist, will sie nicht verraten. "Dazu sage ich nichts", sagt sie freundlich, aber bestimmt. Dafür spricht sie über ihre Clique. In der niemand neidisch auf Lottes Erfolg ist. Die Freunde bestärken die Nachwuchsschauspielerin in dem, was sie tut. "Als der ,Tatort' lief, sind zehn Leute zu mir nach Hause gekommen, um fernzusehen. Die waren alle so neugierig auf meine Rolle", erzählt Lotte.

Welche Rolle in ihrer Karriere besonders herausfordernd gewesen ist, kann die Schülerin nicht beantworten. Was aber besonders herausfordernd sein wird, weiß sie genau. "Ich möchte unbedingt einmal jemanden spielen, der böse ist. Ist der Joker nicht viel cooler als Batman?", fragt sie. Vielleicht sei sie mit ihren langen rotblonden Haaren einfach zu süß. Ob sie sich denn von ihren langen Haaren trennen würde? "Wenn überhaupt, dann nur für eine Rolle als Bösewicht."