Hamburgs bekannter Werber Holger Jung repräsentiert jetzt mit Monaco den zweitkleinsten Staat der Welt. Er vertritt ganz Norddeutschland.

Hamburg. Er gilt als einer der größten Werber Deutschlands, jetzt repräsentiert er den zweitkleinsten Staat der Welt: Holger Jung ist der neue Honorarkonsul des Fürstentums Monaco und vertritt die Länder Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Bereits zum Nationalfeiertag im vergangenen November reiste er an die Mittelmeerküste, lernte Staatsoberhaupt Fürst Albert II. kennen, nahm an einem Workshop für alle Botschafter und Konsuln Monacos teil und bekam einen Eindruck von den bedeutungsvollen Kultur- und Tourismus-Events des Landes. Und vom Klima. "Im November noch im T-Shirt draußen sitzen - das hat schon was", sagte Jung, der zum Gespräch ins Café Paris an der Rathausstraße bittet. Hier kann man bestens Macarons, die bunten französischen Baisergebäcke, in ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen probieren. Ingwer hat es Jung angetan.

In Monaco hingegen begeisterte ihn nachhaltig nichts Kulinarisches, sondern das monegassische Ozeanografische Museum mit dem Institut für Meereskunde, das er während seines Besuchs besichtigte. "Das ist eine wirklich eindrucksvolle Einrichtung, man nimmt auf organische Weise am Meeresleben teil", sagte Jung über das 1889 von Fürst Albert I. erschaffene Museum. "Das Haus ist führend in der Welt und thematisiert Probleme wie Artenvielfalt, Überfischung und Nachhaltigkeit. Albert setzt sich hier aktiv ein, das Thema Leben am und vom Meer liegt ihm definitiv am Herzen."

Mit ein Grund dafür, dass Honorardiplomat Jung voller Zuneigung über das zwei Quadratkilometer kleine Land (nur der Vatikan ist noch kleiner) spricht, in dem 50 Prozent der Einwohner Millionäre sind. "Das wissenschaftliche Engagement ist ein Aspekt, den die Leute nicht vor Augen haben, wenn sie an Monaco denken", sagte er. "Es gibt dort mehr als Glamour und Autorennen." Dabei hat Jung als bekennender PS-Narr in der Vergangenheit durchaus gern einige der Rennen besucht. Doch war das natürlich nicht ausschlaggebend, das Amt anzunehmen, als der Botschafter Claude Joel Giordan ihn vergangenen Sommer fragte. "Dabei habe ich ja nichts Staatsmännisches an mir, ich bin eher nicht der klassische Konsul-Typ, sonst werden ja meist Kaufleute, Anwälte oder Banker gefragt, aber Monaco wollte bewusst und gern einmal jemanden, der aus dem Bereich Kommunikation und Medien kommt", so Jung.

Ihn habe es vor allem gereizt und motiviert, Monaco, die konstitutionelle Erbmonarchie, als Marke weiter nach vorne zu bringen und zu stärken. "Schon Grace Kelly, die Ehefrau von Fürst Rainier III., hatte Charity als Marketing-Instrument entdeckt und hat das Land als Marke geprägt und attraktiv gemacht."

Jung kennt die Marketing-Instrumente aus dem Effeff. Er weiß, mit welchen Kampagnen man Emotionen schürt und Anhänger findet. Sein Leben ist durch die Werbung bestimmt, er ist Mitbegründer der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt, die mittlerweile mit 15 Agenturen in Ländern wie der Schweiz, Polen, Österreich und Schweden vertreten ist und regelmäßig preisgekrönte Kampagnen erschafft. Mit seinem Freund und Geschäftspartner Jean-Remy von Matt gründete er die Firma 1991 in Hamburg. Der 58-jährige Jung selbst hat sich vor einiger Zeit ein wenig zurückgezogen, seinen Vorstandsposten abgegeben. "Ich bin froh, den 6.40-Uhr-Flieger nicht mehr so oft nehmen zu müssen", sagt Jung. Mit seiner Frau Inken und den gemeinsamen drei Kindern lebt er in Winterhude nahe der Alster.

Woanders als in Hamburg, seiner Geburtsstadt, könne er sich ohnehin sein Leben nicht vorstellen. Nicht mal in Monaco.