Olav C. Ellerbrock ist Hamburgs dienstältester Honorarkonsul. Dass Sri Lanka fragte, ob er es vertreten wolle, erstaunt wenig.

Hamburg. Als Peter Schulz dem Teekaufmann Olav C. Ellerbrock das Exequatur, also die Genehmigung zur Ausübung des Amtes als Vertreter eines fremden Landes in Hamburg, aushändigte, sagte der damalige Bürgermeister: "An Ihrer Stelle möchte ich sein, Sie vertreten jetzt das Paradies auf Erden."

Das war 1974, seither ist Olav C. Ellerbrock Honorargeneralkonsul für die Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka. Und längst das dienstälteste Mitglied des konsularischen Corps in der Hansestadt. Wer als Berufsdiplomat Generalkonsul wird, zieht nach wenigen Jahren weiter. Und ein Honorarkonsul? "Das ist eine große Ehre, das bleibt man." Ellerbrock, der das Konsulat im Kontor der Familienfirma Hälssen & Lyon in der Speicherstadt untergebracht hat, ist heute 81 Jahre jung, aktiv und denkt nicht ans Aufhören.

Im Restaurant Breitengrad an der Gefionstraße serviert Familie Silva Spezialitäten aus Sri Lanka: großartige, stark gewürzte Currys, Lamm, Thunfisch, Linsen, dazu Mango-Chutney. Konsul Ellerbrock liebt es scharf. Den Besitzern des Breitengrads hatte er in den 1970er-Jahren geholfen, Jobs an der Elbe zu finden. Und noch heute nimmt er Anteil am Wohlergehen dieser kulinarischen Botschaft Sri Lankas.

Dass ausgerechnet dieses Land fragte, ob er seine Interessen in Hamburg vertreten wolle, erstaunt wenig. "Wir kaufen Tee dort, wo er wächst, und verkaufen ihn dahin, wo er nicht wächst", sagt Ellerbrock. Und da sei Sri Lanka natürlich vorn dabei, denn von dort kommen die Ceylon-Tees ("tiefschwarzes Blatt, kupferrot leuchtender Aufguss, etwas bitter, aber sehr aromatisch - mit die besten der Welt"). Ellerbrocks Vater hatte in Sri Lanka 1959, elf Jahre nach der Unabhängigkeit, investiert - in eine Instant-Teefabrik. "Die läuft heute noch." Das brachte dem Hamburger Unternehmen einen guten Namen ein und beste Kontakte. Wie oft Olav C. Ellerbrock in Sri Lanka war, weiß er nicht mehr. Wer eine Traditionsfirma führen soll, die - als einer der ältesten Mieter - noch mit ihrem Mietvertrag von 1887 in der Speicherstadt residiert, die eines der ältesten Konten der Deutschen Bank hat, "durchgehend seit 1879", und die in allen Produktionsgebieten der Welt, also in etwa 30 Ländern, die besten Tees einkauft, der ist früh im Ausland. Fast 16 Jahre lang war Ellerbrock "draußen", 1952 für ein Jahr in Indien: "Der erste Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg, auch oben in Darjeeling."

Ellerbrock war Firmenchef und Vorsitzender des Deutschen Teeverbandes, als ihm der Botschafter Sri Lankas den Titel antrug. Sein Amtsgebiet umfasst Hamburg und Schleswig-Holstein, dort leben bis zu 3000 Staatsbürger Sri Lankas. Früher kamen viele Seeleute zu ihm, heute geht es meist um Pässe und Dokumente hiesiger Ceylonesen. Der Handel blüht: Aus Sri Lanka kommen Gewürze, Tee, Grafit, Edelsteine, Sisal und andere Fasern.

Turbulent wird es, wenn Delegationen aus Sri Lanka nach Hamburg kommen oder ein neuer Botschafter sich ankündigt. Ellerbrock lacht: "Es gibt ja Länder, da besteht kaum die Gefahr eines Ministerbesuchs. Diese Kollegen feixen, wenn es hier plötzlich hektisch wird." Spenden von mehr als einer Million Euro hat er mit seinem Bremer Kollegen nach dem Tsunami 2004 gesammelt. Derzeit unterstützt er einen Film, der Touristen anlocken soll.

Konsul Ellerbrock - das erinnert an die guten alten Zeiten eines Konsuls Buddenbrook. Er hat aber auch andere Zeiten erlebt: die fast 26 Jahre des grausamen Bürgerkriegs in Sri Lanka, als die Tamil Tigers auch in Hamburg darangingen, von den hier lebenden Landsleuten Geld zu fordern. "Da habe ich mich sehr genau erkundigt und tatkräftigen Rat erteilt." Gott sei Dank, sagt Ellerbrock, herrsche seit 2009 wieder Frieden in dem Land.

Ob er beim Matthiae-Mahl schon einen Stammplatz habe? "Ich verrate Ihnen was: Ich bin seit vielen Jahren an diesem Tag in Bremen. Dort gibt es seit 1901 auch einen Ostasiatischen Verein. Der feiert sein Liebesmahl fast immer am selben Tag - und das Bremer Rathaus ist noch traditionsreicher als das in Hamburg."

In seinem Alltag spiele Südostasien auch eine Rolle: "Ich habe keine Asiatin geheiratet, meine Frau Nanou kommt aus Südfrankreich, wir sind seit bald 50 Jahren verheiratet. Aber in unserem Wohnzimmer am Leinpfad stehen vorwiegend asiatische Möbel." Und er bedauert einen großen Verlust: 21 Jahre lang konnte er einen indischen Butler beschäftigen, der jetzt im Alter zurückgegangen ist in seine Heimat. "Sotho konnte wunderbar kochen, er war beim britischen High Commissioner in Bombay ausgebildet worden, kam mit einem Schweizer Diplomaten und blieb in unserem Haus."

Ellerbrock ist glücklich in diesem Amt und mit Sri Lanka, und wenn er von seinen Reisen erzählt, hat das begeistert werbenden Charakter: "Fahren Sie hin. Zur Winterzeit in den Süden, das Wasser hat 30 Grad Celsius, die Luft auch. Oben in den Bergen, im Hochland, ist es fast noch schöner, da fährt man Stunden durch eine Landschaft, die wie ein riesiger Park ist. Die Teegärten erstrecken sich bis hinauf auf 2000 Meter. Ein herrliches Land, mit fröhlichen, gastfreundlichen Menschen." Eben das Paradies auf Erden.