Lenz wagte den Schritt zum Standesamt. In Dänemark gab der Erfolgsautor Ulla Reimer, einer Freundin seiner ersten Frau, das Jawort.

Hamburg. Mit 84 Jahren haben manche Menschen leider schon längst mit ihrem Leben abgeschlossen. Nicht so der Schriftsteller Siegfried Lenz. Auf ihn trifft vielmehr das Gegenteil zu, der Beginn eines neuen, frisch-fröhlichen Lebensabschnitts nämlich: Lenz wagte noch einmal den Schritt zum Standesamt. Er hat am Wochenende in Dänemark seine langjährige Freundin und Hamburger Nachbarin Ulla Reimer geheiratet.

Wie die deutschsprachige Zeitung "Der Nordschleswiger" aus Apenrade und die "Bild am Sonntag" berichteten, traute die Apenrader Bürgermeisterin Tove Larsen das Paar am vergangenen Sonnabend im Gartenrestaurant "Bind" in Sønderhav (Deutsch: Süderhaff) vor etwa 40 Hochzeitsgästen. Lenz erschien dazu klassisch im dunklen Anzug, die Dame in einem mit ihrem Lächeln um die Wette strahlenden knallroten Kostüm.

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Die 74 Jahre alte Dänin Ulla Reimer war jahrzehntelang nicht nur eine Freundin Siegfried Lenz', sondern auch von dessen erster Frau Liselotte. Diese war 2006 nach 57 Ehejahren mit dem Autor der "Deutschstunde" nach langer Krankheit gestorben. Der Schriftsteller hatte danach in mehreren Interviews davon gesprochen, dass Ulla Reimer ihn durch ihre Fürsorge, ihre Hilfe und ihren Trost nach dem Tode seiner ersten Ehefrau vor dem völligen Zusammenbruch gerettet habe. Als "kränkelnd" und "unendlich traurig" hatte die Presse Siegfried Lenz seinerzeit beschrieben. Der "Bild"-Zeitung hatte Lenz damals sogar anvertraut: "Nach dem Tod meiner Frau dachte ich, es geht nicht mehr weiter."

Doch es ging weiter, privat wie beruflich: Im Jahr 2008 schaffte Siegfried Lenz mit seinem ersten Buch nach dem Tod der ersten Lebensgefährtin - der Liebesnovelle "Schweigeminute" - wieder den Sprung auf die Bestsellerlisten. Bei den Arbeiten zur "Schweigeminute" hatte Ulla Reimer Lenz als Gesprächspartnerin und Betreuerin des Manuskripts geholfen - und spätestens da anscheinend in sein Herz gefunden. Die "Schweigeminute" jedenfalls, die widmete Siegfried Lenz ihr schließlich, ihr, die jetzt "seine Ulla" ist.

Der Autor und seine zweite Frau leben nun abwechselnd in Lenz' Haus im Hamburger Elbvorort Othmarschen und in einem umgebauten Försterhaus der Dänin auf der Insel Fyn (Fünen). Dem nördlichen Nachbarn Deutschlands ist Lenz seit langer Zeit eng verbunden, beispielsweise durch sein altes Sommerhaus in Lebøl (Lebüll) auf der Insel Als (Alsen) in der Ostsee.

Als Hochzeitsgeschenk bekam das Paar unter anderem eine gewaltige Hochzeitstorte von örtlichen Bäckern. Damit wollte sich die Bäckerinnung Nordschleswig bei ihrem Ehrenmitglied Lenz auch für dessen Erzählung „Jütländische Kaffeetafeln“ bedanken.