In der Fischauktionshalle eröffneten 1400 Matjes-Freunde die Saison. Sogar Fischmuffel wie HSV-Legende Uwe Seeler kamen gern.

Hamburg. An sein erstes Matjes-Erlebnis kann Gastronom Jens Stacklies sich noch ganz genau erinnern. "Ich biss zeitgleich mit meinem Vater hinein. Da war ich zwölf." Eine prägende Erfahrung, denn der Gastronom isst den Hering auch heute noch sehr gern.

Da wundert es nicht, dass Jens Stacklies vor fünf Jahren auf die Idee kam, ein großes Matjes-Essen in Hamburg zu veranstalten. An einem Montag kamen dazu 800 Gäste. Mittlerweile hat sich das "Matjes-Schlemmer-Festival" in der Fischauktionshalle direkt an der Elbe bei vielen fest etabliert.

+++ Wie der Hering zum Matjes wird +++

So kamen gestern zu Matjes mit Schwarzbrot, pfannenfrischen Bratkartoffeln, Pellkartoffeln mit Speckstippe, grünen Bohnen und köstlichen Saucen 1400 Matjes-Freunde. Geladen hatte Jens Stacklies zusammen mit Tina Ingwersen-Matthiesen und Matthias Ingwersen (Borco Getränke). Dabei ist Matjes nicht gerade Ingwersens Leibspeise. "Ich habe eine Fischallergie", sagte er und nahm es gelassen: "Das macht nichts, da ich sehr gerne Bratkartoffeln esse."

Und so wurde es auch für ihn ein zünftiger norddeutscher Abend mit maritimer Dekoration aus Seegras, Sand, Muscheln und der passenden Musik. Die kamen von Klaus und Klaus, den King Street Jazzmen und dem Ina-Müller-TV-Shanty-Chor De Tampentrecker. Wer durfte da nicht fehlen? Klar: Carlo von Tiedemann, der den Abend moderierte.

"Rund 100 Mitarbeiter sind heute im Einsatz", sagte Stacklies.

Die Zahlen beeindrucken: 1,5 Tonnen Matjes wurden verspeist. Zwei Lkw waren nötig, um Besteck und Geschirr in die Halle zu bringen.

Mit dem Auftakt in die Matjes-Saison wurde auch eine Neuheit präsentiert: Matjes mariniert mit Helbing-Kümmel. "Die Hamburger mögen den süß-kräftigen Geschmack", meint Stacklies. Na ja, zumindest einige. Die Leckereien kamen vom Küchendirektor der Fischauktionshalle, Frank Buschmann, und von Rüdiger Kowalke. Der startet jetzt natürlich auch die Matjeswochen in seinem Restaurant "Fischereihafen". Dafür kreierte er den Matjes-Burger, den er in der Fischauktionshalle präsentierte: Matjestatar auf geröstetem Schwarzbrot, serviert auf einem Kümmelglas. Da würde McDonald's sehr neidisch werden. Komiker Karl Dall gefiel es jedenfalls, auch wenn er eigentlich am liebsten Brathering mit Zwiebeln und saurer Gurke im Brötchen isst. "Matjes ist das Lebewesen mit dem schönsten Schwanz", scherzte er.

Weniger vom Fisch begeistert ist Fußballlegende Uwe Seeler, der zusammen mit seiner Frau Ilka kam. Er sei einfach "grätenallergisch", habe den Hering allerdings immer mal wieder probiert. Doch Freunde sind sie nicht geworden. "Das macht aber auch nichts. Denn hier zählt nicht nur das Essen, sondern auch die Stimmung. Und die ist immer gut." Er aß Labskaus.

Als richtigen "Matjes-Fan" bezeichnete sich hingegen Klaus Baumgart, die dickere Hälfte von "Klaus und Klaus". Doch das war nicht immer so. Er habe sich vor etwa 30 Jahren mal auf einem Matjes-Fest für die Medien einen Fisch in den Hals gesteckt.

"Das war keine so schöne Erfahrung." Er sei aber "bekehrt" worden. Heute esse er ihn nämlich gern klassisch mit Bratkartoffeln. "Bei einem zarten Steinbeißerfilet lehne ich aber auch nie ab. Da fliege ich glatt bei weg vor Begeisterung."