“Drama, Baby, Drama!“ TV-Stylist Bruce Darnell zeigte im Hamburger Marriott-Hotel 100 Frauen, wie sie ihre Reize besser zur Geltung bringen.

Hamburg. Er hatte Anlaufschwierigkeiten. Bruce Darnell, Styling-Profi, Model und Ex-Jurymitglied bei Heidi Klums "Germany's next Topmodel", brauchte geschlagene drei Minuten, bis er in akustisch bekannter Form war. "Du bist soo sexy!" und "Mehr Drama, Baby!" waren nach seiner Fernsehabstinenz endlich wieder zu hören. Eine bessere Besetzung für ein Umstylen von 100 Frauen im Hamburger Marriott-Hotel - veranstaltet vom Label "More & More Parfums" - hätte es nicht geben können. Und ebenso wenig eine geeignetere Plattform für Darnell, seine Fähigkeiten am lebenden Objekt zu präsentieren.

Je sechs Frauen aus Norddeutschland wippen nervös auf Barhockern vor dem langen Jurytisch, unter anderem besetzt mit der Berliner Hairstylistin Miriam Jacks und der Typberaterin Brigitte Grotz. Bruce sitzt nebenan, am Einzeltisch. Gleich müssen die Kandidatinnen nacheinander ihre Schwachstellen offenbaren: Langweiliger Kleidungsstil, falscher bis kein Haarschnitt, Make-up-Abstinenz.

Es könnte demütigend werden, wäre da nicht Bruce. Der Menschenfreund. Da ist es ganz egal, ob medientauglich inszeniert oder angeboren - er nimmt die Spannung, schafft es, jeder Kandidatin das Gefühl zu geben, schön bis einmalig zu sein. "Du hast ein Hammerfigur, Baby, Hammerbewegung", ruft er der gelockten Nora in seinem charmanten englischen Deutsch zu. "Aber wie alt bist du eigentlich, mein Schatz?" "31", antwortet die Liebkoste. "Ja, das ist ein tolles Alter, da musst du ein bisschen mehr sexy sein", findet Darnell und verordnet: höhere Absätze, mehr Rouge und Wimperntusche.

Dann kommt Dana. Traumfigur, hübsches Gesicht. Ihr Problem: hellblond gefärbte, halblange Haare ohne Schnitt. Bei ihrer Hochzeit im Sommer wolle sie unbedingt einen kleinen Dutt im Nacken tragen. Bruce reißt die Augen auf, runzelt die Stirn, lässt jedoch erst einmal die anderen Jury-Damen ihre Tipps geben. Doch dann hält es ihn nicht mehr auf dem ihm zugewiesenen Stuhl.

Mit forschem Schritt ist er bei der 34 Jahre alten Bald-Braut, wühlt in ihren Haaren, hält die Nackenpartie nach oben. "Schon sehr altmodisch, ihre Schnitt", findet der Profi. "Ich sag immer lieber die Wahrheit, will niemanden verarschen." Bruce tätschelt die Schulter. "Was machen Sie denn beruflich?", will er wissen. PR-Beraterin sei sie. Bruce springt, lacht und brüllt: "Ach dann, Honey, bitte schneide die Haare ab. Weniger ist mehr."

Hochzeit gerettet, das Hairstyling steht. Später wird er seine Vorschläge noch einmal begutachten - dann, wenn Dana mit der nagelneuen Frisur wieder vor ihm steht.

Bruce, einziger Mann, der Frauenprobleme ernst nimmt: "Ich möchte in die Frauen reingehen, sie richtig sehen, sie verstehen", sagt er im Interview, verdeutlicht dies mit großen Augen und seinem erhobenen Kopf, der immer näher kommt. "Genau! Sehen!" Er wolle das Beste aus jeder herausholen, denn "jede Frau läuft gern auf der Straße und macht ein bisschen Flirt, ja?"

Seine 25 Jahre im Model- und Modebusiness würden ihm dabei helfen, den Frauen schnell Ratschläge geben zu können. Und: Er habe zweieinhalb Jahre Soziologie studiert. Sein schmaler schwarzer Anzug, kombiniert mit weißem Hemd und schwarzen Lackschuhen sei übrigens perfekt für alle Anlässe: Mit einem schwarzen V-Shirt für den Abend, mit dunkler Krawatte fürs Offizielle.

Doch es geht weiter, Bärbel ist dran. Bruce hört der 66-Jährigen im roten Pulli interessiert zu - bis das Wort "Haarteil" fällt. "Was hast du gesagt? Zeig das sofort her!" Eilig bringt Bärbel das Geforderte. "Baby, ohne Scheiß, das sieht aus wie ein tote Ratte! Das ist total out!" Zur Verdeutlichung wirft er es auf den Boden, springt darauf herum. Dann küsst er Bärbels Wange und sagt leiser: "Aber für jedes Problem gibt es ein Lösung." Bärbel lächelt. Wie die anderen 99 Frauen, die zufrieden, "mehr sexy" und frisch gestylt nach Hause schweben.