Die Organisation sammelte bei der Mediennacht Geld, um Kollegen im Exil zu helfen.

22 Monate lang wurde Munir Mengal vom pakistanischen Militär und der Polizei in Haft gehalten. 22 Monate, in denen der Pakistani nicht wusste, ob er jemals seine Frau wiedersehen würde. 16 dieser 22 Monate verbrachte der freie Journalist in Isolationshaft. Gefesselt. Mit verbundenen Augen. In einer kleinen unterirdischen Zelle. Nach seiner Entlassung stand Mengal unter Hausarrest, wurde vom Geheimdienst überwacht, er und seine Familie erhielten Todesdrohungen. Dann gelang ihm die Flucht aus dem Land. Seit November 2008 lebt Munir Mengal in Paris. Mit Unterstützung der Organisation Reporter ohne Grenzen erhielt er einen Flüchtlingsstatus in Frankreich und eine Wohnung im Maison des Journalistes, einer Hilfseinrichtung für Journalisten auf der Flucht.

Die Geschichte von Munir Mengal geht unter die Haut - auch deutsche Journalisten nehmen Anteil am Schicksal von Kollegen, die in einem Land arbeiten, in dem das Recht auf Presse- und Meinungsfreiheit nicht respektiert wird. "Der beste Schutz für gefährdete Journalisten ist, dass die Öffentlichkeit im Westen von ihnen erfährt", sagt Astrid Frohloff, Vorstandssprecherin von Reporter ohne Grenzen. Sie nutzte gemeinsam mit Mengal die Gelegenheit, bei der gestrigen "Nacht der Medien" über ihre Arbeit zu informieren - und Spenden zu sammeln.

Munir Mengal, der zur belutschischen Minderheit im Norden Pakistans gehört, wollte in seiner Heimat eine Fernsehstation gründen, um seinem Volk eine Stimme zu verleihen. Er hatte schon Geldgeber, doch so weit sollte es nicht kommen: Mengal wurde Anfang 2006 vom pakistanischen Geheimdienst verhaftet. "Nachdem sie mich 72 Stunden nicht haben schlafen lassen, begann die Befragung", erzählt der 33-Jährige. "Sie fragten mich, warum ich diese Fernsehstation gründen wolle, wer mich auf die Idee gebracht habe, wer meine Unterstützer sind." Doch er sei stark geblieben, habe selbst einen "Deal" mit dem damaligen Staatschef Musharaf abgelehnt, der ihn aus der Haft entlassen wollte - vorausgesetzt, er gebe sein Vorhaben auf. Aufgeben will Munir Mengal auch jetzt nicht, er bereitet von Paris aus die Gründung seiner Fernsehstation vor. Zurück nach Pakistan kann er nicht. Das Land liegt übrigens in der Rangliste zur weltweiten Situation der Pressefreiheit auf Platz 152 - von 179.

Dass Journalisten-Kollegen in totalitären Staaten bedroht und verhaftet werden oder gar verschwinden, beobachtet Reporter ohne Grenzen immer häufiger. Die Organisation, 1985 in Montpellier (Frankreich) von Journalisten gegründet, setzt sich weltweit für Meinungs- und Pressefreiheit ein. Der Hauptsitz ist in Paris; seit 1994 ist die deutsche Sektion von Berlin aus tätig. Um gefährdete Journalisten intensiver unterstützen zu können, ist dort ein "Refugee Desk" (Flüchtlingsressort) geplant, der Etat dafür kommt aus dem Preisgeld der Roland-Berger-Stiftung "Für Menschenwürde - zur Förderung eines friedlichen Miteinanders in der Welt". Das brachte 900 000 Euro in die Kasse. Doch die Zahl der Journalisten, die Unterstützung brauchen, wächst. Deshalb war am Freitagabend jeder Scheck für Reporter ohne Grenzen willkommen.