Starfotograf Michel Comte bildet Haie, Hollywood und Kriegsgebiete ab. Gestern eröffnete er seine Ausstellung in der Galerie Flo Peters.

Hamburg. Dass er einmal 91.000 Euro mit Carla Bruni machen würde, hätte sich Michel Comte wohl nicht träumen lassen. Jedenfalls nicht 1993, als er das damalige Topmodel - die nun offenbar schwangere französische Präsidentengattin - unbekleidet in einem Fotostudio in Szene setzte. Doch die Versteigerung eines Fotos bei Christies's brachte 2008 ebendiese Summe ein. Nicht erst seitdem wird der Starfotograf in einem Atemzug mit Größen wie Peter Lindbergh oder Helmut Newton genannt.

"Er ist wie ein großes Kind, arbeitet wie ein wild gewordenes Pferd", sagt Galeristin Flo Peters liebevoll lächelnd. Sie kennt Comte seit vielen Jahren, schätzt seine Bildsprache. Ebenso wie die Stars der Zeitgeschichte - von Heidi Klum über Miles Davis, Mickey Rourke, Catherine Deneuve und Sophia Loren posierten alle vor seiner Linse. Deshalb freute sich Flo Peters gestern Abend sehr, als der Fotokünstler selbst zu ihrer Ausstellung seiner Werke (noch bis zum 22. Juni) in ihrer Galerie im Chilehaus C eigens aus Los Angeles angereist war. In hochgekrempelten Jeans, Leder-Espadrilles und Sonnenbrille, die er nach einem Unfall wegen einer Augenverletzung durch Glassplitter tragen muss, schritt er gemeinsam mit Ehefrau Ayako Yoshida durch die Ausstellung.

Flo Peters mag auch Comtes Arbeitsweise: "Ich hatte das Glück, ihn schon öfter auf Shootings begleiten zu dürfen", sagt die Galeristin, "er kann unglaublich gut mit Menschen umgehen." Als einer der wenigen habe Comte es geschafft, innerhalb von zehn Minuten ein gutes Porträt von US-Außenministerin Hillary Clinton zu machen.

Sein Weg bis dorthin gleicht einer Bilderbuchlaufbahn: Nach einer Ausbildung als Restaurator arbeitete Comte in Paris, danach fotografierte er für den Modedesigner Emanuel Ungaro. Und von dort an ging alles ganz schnell. Seine Bilder erregten so viel Aufsehen, dass alle den Schweizer wollten. Er wurde von weiteren Modelabels wie Armani, Karl Lagerfeld oder Lancome engagiert, zog nach New York und schoss Kampagnen für die "Vogue", porträtierte Hollywood und machte Fotobände. Zu den bekanntesten Büchern des heute 56-Jährigen gehören die Rückschau "Twenty Years" sowie ein Bildband über Michael Schumacher und Ferrari. In den vergangenen Jahren bereiste Comte jedoch auch häufiger Krisengebiete wie den Irak und Afghanistan, um für das Internationale Rote Kreuz Bilder zu machen. Zusätzlich begeisterte ihn die Landschaftsfotografie. Glücklich war er deshalb gestern, als er seine Ausstellung mit dem Titel "Light + Structure" eröffnete. "Ich war mit dem Helikopter überall, auch in der Schweiz, und habe diese Berge fotografiert", sagte Comte, deutete auf ein Bild des Matterhorns und Eindrücke des Berner Oberlandes.

Damit will er vor allem auf den fortschreitenden Klimawandel aufmerksam machen. Außerdem fasziniert ihn die Natur. "Ich gehe sehr oft extremklettern und bin ein Extremskifahrer, you know", sagt der internationale Fotostar. Tut er dies nicht, dann schwimmt er für Produktionen mit frei lebenden Weißen Haien. Angst kenne er nicht. "Ich habe zwölf Jahre in Kriegsgebieten fotografiert, ich hab vor nix mehr Schiss." Nicht einmal vor drohendem Jetlag. "Ich bin ab jetzt für 19 Stunden in Hamburg, love it. Morgen geht es nach Zürich, dann zur Formel 1."