Sprachkritiker Wolf Schneider gewann den Henri-Nannen-Preis 2011 für sein Lebenswerk - Sein Arbeitsmotto: “Qualität kommt von Qual“.

St. Georg. Am Freitagabend wurde Wolf Schneider für sein mediales Lebenswerk mit dem begehrten Henri Nannen Preis ausgezeichnet - dabei hatte ausgerechnet er sich einst leidenschaftlich mit Namensgeber Nannen gestritten und wollte zuvor "eigentlich nie Journalist werden". Ein "Verlegenheitsberuf" war es anfangs für den bekannten Sprachkritiker, Autor und Moderator Wolf Schneider. 1925 in Erfurt geboren, sei der Journalismus im Nachkriegsdeutschland für ihn eine Möglichkeit gewesen, Geld zu verdienen.

Diese Entscheidung sollte er nie bereuen. Fand auch Jurymitglied und Stern-Chefredakteur Andreas Petzold: "Wolf Schneider prägte mit seiner Arbeit eine ganze Journalisten-Generation. Wir möchten ihn ehren als Doyen der Journalistenausbildung in Deutschland, als unverdrossenen Verfechter des Qualitätsjournalismus und als unerbittlichen Hüter der deutschen Sprache."

+++ Das sind die Preisträger +++

Wolf Schneider hatte mit Henri Nannen, nach dem der Preis benannt ist, noch beim Stern zusammengearbeitet, bevor es ihn in den Axel Springer Verlag und zur NDR Talk Show zog. Sein Erfolg beruht unter anderem auf extremer, stilistischer Strenge. Die eigenen Texte redigiert Autor Schneider bis zu sechs Mal. Sein Motto: "Qualität kommt von Qual."

Auf dem roten Teppich schritt er als einer der Letzten, Ehefrau Lilo lachend im Arm haltend. Ob Nannen mit der Wahl des Preisträges einverstanden gewesen wäre? "Oh, ich denke, er würde sagen, dass er zufrieden ist mit seiner Wahl, mich damals an die Spitze der von ihm geschaffenen Journalistenschule zu stellen."

1200 Gäste waren zur Preisverleihung ins Schauspielhaus gekommen, darunter Sandra Maischberger, Schauspielerin Karoline Herfurth, Designerin Jette Joop, und RTL-Chefredakteur Peter Klöppel. Sie waren eigens für das Ereignis an die Elbe gereist, wie auch Schauspielerin Suzanne von Borsody: "Ich bin gern hier, besuche meine beste Freundin. Außerdem ist dieser Preis wichtig." Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die in einem lachsfarbenen Cocktailkleid kam, stimmt zu: "Ich finde es bewundernswert, wie Journalisten oft unter großem Zeitdruck arbeiten."

Zeit hatte sich Giovanni di Lorenzo, Zeit-Chefredakteur und Jurymitglied, nehmen müssen, um die eingereichten Arbeiten zu lesen. "Ich habe das nachts gemacht, wann sonst? Aber für mich ist es jedes Jahr die perfekte Verbindung von Pflicht und Kür." Er wurde von Ehefrau Sabrina Staubitz begleitet, die ein Kleid von Talbot Runhof trug.

Es waren 791 journalistische Arbeiten im Büro des Henri Nannen Preises eingegangen. Bereits zum siebten Mal vergaben das Magazin Stern und der Verlag Gruner + Jahr den mit 35 000 Euro dotierten Award für Texte, die 2010 in deutschsprachigen Print- und Onlinemedien erschienen waren. Benannt ist der Preis nach dem Stern-Gründer und langjährigen Chefredakteur Henri Nannen. Die humorvolle Gala moderierten Katrin Bauerfeind und Carsten van Ryssen. Danach feierten Preisträger und Gäste auf der After-Show-Party durch die Nacht.