Ein Deutsches Derby, mehr als 20 000 Zuschauer, famose Stimmung, Fernsehbilder, die in alle Welt gesendet werden - und das von eigener Scholle. Hat nicht jeder. Es sei denn, er heißt Martin von Jenisch, 62, und ist Besitzer des Flottbeker Derbyparks. Wie in jedem Jahr erlebt der bodenständige und alles andere als hochnäsige Freiherr auch jetzt den Wettstreit um das Blaue Band live: auf der Terrasse des Ehrengastzeltes direkt am Parcours.

"Schon als kleines Kind bin ich mit meinem Vater gekommen", sagt von Jenisch bei einer Tasse Kaffee und mit Blick auf Pulvermanns Grab und die anderen Hindernisse. "Wir haben uns an den Pferden erfreut und zwischen den alten Eichen getollt." So wie es sein Vorfahr wünschte. Der namhafte Hamburger Senator Johann Martin Jenisch erwarb anno 1828 auch den Jenischpark nebenan. Zwar gehört dieser heute der Stadt, doch zählt der Klein Flottbeker Derbypark nach wie vor zum Besitz der Familie. Bis 2030 noch ist das Areal an den Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein (NFR) verpachtet. Den Vertrag verlängerte NFR-Chef Klaus Meyer 1999 mit Martin von Jenischs Vater Johan-Christian - per Handschlag, wie unter Ehrenmännern üblich.

Wie schon der mittlerweile verstorbene Vater lebt Martin Freiherr von Jenisch mit seiner Familie auf dem Gut in Blumendorf bei Bad Oldesloe. Alle waren gestern beim Derby präsent. Am Vorabend schon hatte von Jenisch einen von ihm gestifteten Ehrenpreis für eine Dressurprüfung übergeben. Das passt zum Steckenpferd: Zu Hause betreiben die von Jenischs eine Zucht mit zehn Dressurpferden. Hauptsächlich kümmert sich der Betriebswirt um Landwirtschaft mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien (Mais).