Im Weltbouldercafé “Salon du Bloc“ in Eimsbüttel können Sportbegeisterte ohne Seil und Gurt klettern - dafür aber mit einer Menge Spaß.

Eimsbüttel. Mit zwei gekonnten Griffen zieht sich Gerd Langhof an der schrägen Holzkonstruktion hoch. Er winkelt seine Beine an und stützt sie unterhalb seiner Hände ab, sodass sein Körper fast parallel zum Boden hängt. "Auf diese neue Fläche freue ich mich sehr", sagt der 30-Jährige, während er wie ein Käfer an den Holzlatten baumelt. Beim Anblick der kreuz und quer verschraubten Balken würde jeder Bauingenieur zusammenzucken. Hier ist nichts gerade, kleine und große Flächen treffen in abenteuerlichen Winkeln aufeinander. Noch ist der neue Abschnitt in der Testphase, aber bald wird der Salon du Bloc mit ihm um eine Attraktion reicher sein. Das Weltbouldercafé, wie sich der Laden auch nennt, bietet Kletterbegeisterten mitten in Eimsbüttel die Möglichkeit zu bouldern.

Bouldern? "Das ist kurz gesagt Klettern in Absprunghöhe", erklärt Langhof, Inhaber des Salons du Bloc.

Boulderer klettern ohne Seil und Gurt entweder an Felsblöcken, auf Englisch eben "boulders", oder an künstlichen Kletterwänden. Die verschiedenen Routen, auch Boulder genannt, sind beim Indoor-Klettern mit gleichfarbigen Griffen markiert. Bei Wettkämpfen geht es für die Sportler darum, zuvor unbekannte Routen mit möglichst wenigen Versuchen zu meistern. Das Bouldern, das lange Zeit nur als Aufwärmübung für das Sportklettern galt, hat in den vergangenen Jahren enormen Zuwachs verzeichnet. "Sowohl das Sportklettern als auch das Bouldern erleben in Deutschland einen echten Boom", sagt der Erste Vorsitzende von der Sektion Hamburg und Niederelbe des Deutschen Alpen-Vereins (DAV), Helmut Manz. Das Kletterzentrum des DAV in Lokstedt hat erst kürzlich seinen Boulderbereich um eine Außenanlage erweitert.

Als Gerd Langhof vor drei Jahren den Salon du Bloc eröffnete, waren die Bouldermöglichkeiten im platten Hamburg allerdings noch sehr begrenzt. "Es war eine Marktlücke", sagt der gebürtige Schwabe über sein Konzept eines Klettercafés mitten in der Stadt. Das DAV-Kletterzentrum war bis dahin die alleinige Adresse für Bouldering in geschlossenen Räumen. Die einzige Möglichkeit, im Freien zu bouldern, bietet bis heute der Alte Schwede. Für den Riesenfelsen, der am Övelgönner Elbufer steht, gibt es fünf fest definierte Aufstiegsrouten. Zwar sieht man in der HafenCity manchmal Menschen, die an Gebäuden mit herausragenden Backsteinen entlangklettern, DAV-Sprecherin Katrin Ruppel sagt aber: "Das ist eher eine Art von Spazierengehen als richtiges Bouldern."

Im Salon du Bloc haben bis zu 70 Kletterbegeisterte gleichzeitig Platz, um auf einer Fläche von 400 Quadratmetern Boulder aller Schwierigkeitsgrade zu meistern. "Hier wird sehr viel Zeit investiert, um neue Routen anzulegen", sagt Christopher Sonneborn. Dies habe sein Indoor-Areal auch für fortgeschrittene Kletterer interessant macht. Der 31-Jährige bouldert seit fünf Jahren und ist von Anfang an einer der treuesten Kunden des Salon du Bloc. "Ich mag den Charakter des Ladens", sagt er. Der Salon du Bloc ist auch ein Spiegelbild der Besonderheiten dieser Sportart. Im Gegensatz zum Sportklettern wird beim Bouldern viel über Problemstellen und Kletterzüge diskutiert. Es ist ein kommunikativer Sport. Ein Café, ein kleiner Klamottenladen, ein Chill-out-Bereich, ein Kickertisch und eine Sauna - der Salon du Bloc bietet zahlreiche Möglichkeiten, auch abseits der Kletterfläche mit Gleichgesinnten zusammenzukommen. "Ich habe hier alles eingebaut, was ich selber gut finde", sagt Langhof. Zum besonderen Inventar gehört auch seine Whisky-Sammlung, die 34 Sorten umfasst.

Der 30-Jährige hat Physik und Maschinenbau studiert, brach aber beide Studiengänge ab, weil das Studium ihn nicht zufriedenstellte. "Weil es bis dahin einfach nichts in der Art gab", machte Langhof kurzerhand sein Hobby zum Beruf und eröffnete ein Bouldercafé, anstatt Privaträume zu Kletterhöhlen umzubauen, wie es viele andere taten. Mit durchschlagendem Erfolg: Bereits nach zwei Monaten rechnete sich der Salon du Bloc. Der Preis für die Selbstständigkeit: Im ersten Jahr kam Langhof kaum noch dazu, auch selbst die Wände sprichwörtlich hochzugehen. Ausruhen will er sich auf seinem Erfolg aber nicht. Weil das Eimsbütteler Weltbouldercafé so gut angenommen wird, plant Langhof nun ein zweites. Wo, das will er noch nicht sagen. Noch größer als der erste Laden werde es aber sein. In ein Industriegebiet will Langhof deswegen aber nicht ziehen - auch der zweite Salon du Bloc wird seinen Platz im Zentrum Hamburgs haben.