Bei den meisten Kleinen fallen computergesteuerte Geräte an der Bellealliancestraße durch. Spiele nicht ausreichend erklärt.

Hamburg. Stefanie und Stefanie sind schon lange Freundinnen. Momentan ist ein Gerät auf dem neuen Spielplatz an der Bellealliancestraße die Herausforderung, die sie gemeinsam meistern müssen. Während die eine wahllos auf Knöpfe drückt, läuft die andere zu einem Schild am Platzrand, auf dem die Regeln stehen. "Das sieht ganz einfach aus", sagt Stefanie Schmitz. "ist es aber nicht." Die 36-Jährige und ihre ebenfalls erwachsene Freundin sind mit ihren beiden Töchtern extra auf den erst im Juni eröffneten Sonnenenergie-Spielplatz gekommen. Nun müssen sie ihren Kindern erst mal helfen, hier überhaupt spielen zu können.

"Ich habe schon viele Väter verzweifeln sehen", sagt Stefanie Diller, 43. Sie findet die Spiele nicht ausreichend erklärt. Eigentlich sei der Spielplatz, der Kletter- und Wippgeräte mit Computerspielen für Gruppen verbindet, eine gute Sache - nur eben für ältere Kinder. "Und die Jüngeren können ja hier rumklettern oder eben mit ihren Eltern zusammen spielen", sagt Stefanie Schmitz.

Und so zeigt sich an zwei Nachmittagen in Folge auf dem Hightech-Spielplatz dieses Bild: Entweder es sind gar keine Kinder da, oder sie turnen auf den Geräten herum - ohne jedes Konzept. Einige weichen nach wenigen Minuten auf den nebenan gelegenen Spielplatz für Kleinkinder mit Sandkasten und Entenwippe aus.

Das Wippgerät "Rocky" bleibt hingegen unbespielt. Insgesamt drei Spiele sind in die Stehle, die aus der Mitte einer beweglichen Scheibe hervorragt, programmiert. Bei dem leichtesten geht es darum, mittels Gewichtverteilung auf der Scheibe eine virtuelle Kugel auf dem in die Stehle integrierten Bildschirm durch einen ebenfalls virtuellen Parcours zu lenken.

+++ Zu den Quartieren +++

Auch Erzieherin Angelika Kischkat, 46, ist mit ihrer Gruppe aus dem Kinderladen Belle 66 auf diesen Spielplatz bekommen. "Das ist eher was für ältere Kinder", sagt sie. Laut Hersteller richtet sich die Anlage an Kinder ab acht Jahren. Doch nur am Wochenende und in den Ferien hat Kischkat schon häufiger Gruppen gesehen, die extra wegen der besonderen Wippen und Kletterstangen hergekommen sind und die sie auch richtig nutzen konnten.

Überzeugt ist die Erzieherin von den modernen Geräten nicht - auch nicht für Schulkinder. "Da wäre eine Kletterwand oder ein Baumhaus viel schöner gewesen", sagt Kischkat. Auch Anwohner Robert Ohla, 39, sieht das so: "Mir wären Holzgeräte und Kletternetze lieber gewesen." Er hat zwei Töchter, die eine wird in einem halben Jahr sechs. Interesse an dem computergesteuerten Parcours hat das Mädchen nicht. "Sie war da mal mit ihren vier Mädels und hat sich das angeschaut", sagt Ohla. "Aber dann ist sie lieber auf den Babyspielplatz gedüst." Von seinem Balkon aus kann er auf den Platz schauen. Viele ältere Kinder sehe er da aber nicht. "Ab und zu kommen Gruppen, die das richtig spielen, aber die haben es vorher auch von einem Erwachsenen erklärt bekommen", sagt er. Die Spielregeln findet auch er nicht gut vermittelt. "Erstens muss man schon recht gut lesen können, und zweitens kann ich lesen und habe es trotzdem nicht verstanden."

Im Bezirksamt Eimsbüttel ist derartige Kritik an dem 110 000 Euro teuren und von dem städtischen Stromversorger Hamburg Energie gesponserten Spielplatz nicht bekannt. "Die Spiele sind anschaulich erklärt, Rückmeldungen über unzureichende Beschilderungen oder zu schwierige Spiele haben uns nicht erreicht", sagt Bezirkssprecher Stephan Glunz. "Der neue Energiespielplatz an der Bellealliancestraße wird aus unserer Sicht sehr gut angenommen." Der tadellose Zustand der Computer-Spielgeräte werde durch die wöchentlich vorgenommene Sichtkontrolle und eine monatlich stattfindende Funktionskontrolle gesichert. "Die Kontrollen verliefen durchweg positiv, sodass ein Austausch von Teilen bislang nicht notwendig war", sagt Glunz.

Die beiden Stefanies sind inzwischen ganz au der Puste vom Turnen mit ihren Kindern auf den Spielgeräten. "Wir haben das zwar nicht richtig gespielt, aber wir haben die Lichter an dem Klettergerüst irgendwie zum Leuchten gebracht", sagt Stefanie Schmitz.

Wohlwollend betrachtet, haben die unverständlichen Regeln ja auch einen Vorteil: Kinder und Eltern müssen zusammenspielen, weil der Nachwuchs es alleine gar nicht hinkriegt.