Filmvorführung zur Nacht der Wohnungsnot unter Kersten-Miles-Brücke

St. Pauli. Unter der Kersten-Miles-Brücke drängten sich am Montagabend bei der 2. Nacht der Wohnungsnot des Hamburger Aktionsbündnisses gegen Wohnungsnot die Menschen, etwa 70 waren gekommen, darunter auch Obdachlose, die sich an den Feuertonnen wärmten.

In Kooperation mit "Flexibles Flimmern - Kino auf der Platte" leuchtete die weiße Leinwand unter der Kersten-Miles-Brücke und zeigte den Film "Die Liebenden von Pont-Neuf". Das französische Drama erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem Obdachlosen Alex und der Malerin Michele, die aus der bürgerlichen Welt auf die Straße geflohen ist. Sie treffen sich auf der Brücke Pont-Neuf in Paris.

Eine gemütliche Sofaecke unter der Brücke, direkt auf der Straße, wurde arrangiert. Thorsten Meiners, "Hinz& Kunzt"-Verkäufer, erklärte, was es bedeute, obdachlos zu sein, und wie er lebe. "Hamburg ist verpflichtet, Wohnungen zu organisieren", sagte er, "und ganz besonders ist es für Frauen wichtig, denn die gehen oft ungewollte Beziehungen ein oder lassen sich aushalten." Er sei obdachlos, weil er früher seine Wohnung aufgegeben habe, um nach Neuseeland auszuwandern. Doch dort verlor er sein Geld, weil er spielsüchtig war. Als er zurück nach Deutschland kam, landete er auf der Straße. "Der Bürgermeister ist kein Sozialdemokrat", so Meiners. Seine Forderung: "Alle Obdachlosen müssen einen Platz in einer Unterkunft erhalten. Die Standards in den Unterkünften müssen verbessert werden." Die Stadt müsse die Wohnungswirtschaft wieder zu ihrem sozialen Versorgungsauftrag verpflichten.

Bei der 1. Nacht der Wohnungsnot im September 2010 hatten sich 500 Menschen am Michel versammelt, 120 von ihnen hatten draußen übernachtet.