Wohnung, Liebe, Fußball - die Zettelwirtschaft gehört zum Stadtbild. Auch im Grindelviertel wimmelt es nur so von solchen “street posts“.

Grindel. Fest steht, dass mit Aushängen überfüllte Ampelmasten, Straßenlaternen, Mülleimer und Verteilerkästen längst zum vertrauten Stadtbild gehören. Dazwischen tummeln sich zudem gern auch freche Sticker, Flyer und mehr oder weniger geistreiche Statements zu Politik und Gesellschaft.

Hochburg dieses Trends ist sicherlich das Schanzenviertel, wo sich die Stadt die Erneuerung des Schutzanstrichs an so mancher Ampel auf Jahre sparen könnte, da sich mittlerweile ein Flickenteppich aus unzähligen Lagen Papier - wie die Jahresringe eines Baumes - schützend um das ordinäre Metall gelegt und den Pfahl somit zum Revierfunkmast erhoben hat.

Doch auch im Grindelviertel wimmelt es nur so von solchen "street posts" - und sie machen nicht einmal vor dem feinen Pöseldorf halt.

Hauptsächlich beschäftigen sie sich natürlich mit der Wohnungssuche. Richtet man mal ganz bewusst sein Augenmerk auf die diesbezüglichen Aushänge, kommt man sich schnell vor wie auf einer umfangreichen Freiluftauktion.

Reihenweise bieten angehende oder arrivierte Akademiker jeglicher Couleur und Angehörige anderer, vermietergefälliger Berufsfelder Summen von 500 Euro aufwärts für die erfolgreiche Wohnungsvermittlung. 500, 800 oder gar 900 Euro: Wie viel muss einem das Fenster zum Grindelviertel denn nun wert sein?

Daneben sehen auch diverse Dienstleister in diesem Format eine gangbare Alternative zum klassischen Branchenbucheintrag. Doch auch Beschwerden erboster Anwohner, unmissverständliche Liebesbekenntnisse oder überdeutliche Ansichten über die Hamburger Fußballklubs finden so ihren Ausdruck.

Bleibt nur noch die Frage offen, ob virtuelle Instanzen wie Facebook, Twitter und Co. den Trend, auch in der realen Welt auf sich aufmerksam zu machen, den Aufklebern und Aushängen einen zusätzlichen Aufschwung verschafft haben.

Fakt ist: In unseren Straßen und Gassen, an Kreuzungen und Fußgängerüberwegen und auf jeder nur erdenklichen Freifläche wird gepostet, was das Zeug hält. (abendblatt.de)