Wer den gelben Muscheln des Jakobsweges folgt, kommt sogar durch die HafenCity. Edgar S. Hasse über das Wandern als Sinnsuche und Hamburgs Bedeutung als Knotenpunkt internationaler Routen.

Als Andreas Stuffer 50 wurde, wollte er privat etwas Neues beginnen – wie viele in diesem Alter. Porsche fahren? Reiten? Segeln? Zu spießig, fand der Versicherungskaufmann. Da erinnerte er sich an einen Fernseh-Beitrag über Santiago de Compostela. Und an das riesige Weihrauchfass „Botafumeiro“, das mit Karacho durch das Kirchenschiff geschwenkt wurde. Pilgern – das war es!

So begann Stuffers Leben jenseits der 50. Inzwischen hat er den Jakobsweg in die galizische Stadt mehrmals bewältigt. Doch nicht nur das. Der heute 53-Jährige gehört zu den Hamburgern, die gerade das Pilgern vor der Haustür entdecken. Häufig erkundet der Familienvater ganz allein oder in einer Gruppe jene Pilgerwege, die mitten durch die Elbmetropole führen. Sie folgen zum Beispiel dem alten Jakobsweg an Alster und Elbe, der immer weiter Richtung Süden nach Westfalen führt, und schließlich nach Santiago de Compostela. Oder die Wege wurden erst jetzt mit kirchlichem Segen eingeweiht – wie der „Rausweg“ im Stadtpark.

Mit Pilgerstab, Rucksack und einem guten Buch pilgert Andreas Stuffer durch die Stadt, ein bisschen angespornt von Hape Kerkelings Beststeller „Ich bin dann mal weg“.

Wo andere Menschen auf den rund 8000 Straßen der Stadt lediglich Autos, Bäume, Häuser und Wasser sehen, erkennt das geübte Pilgerauge mehr: die alten Pfade aus dem Mittelalter, die sich in Hamburg einst wie in einem Knotenpunkt kreuzten. Heute sind die insgesamt 75 Kilometer langen Wege mit dem Zeichen der Pilgerbewegung markiert – einer gelben Muschel auf blauem Grund und gelbem Pfeil. Er weist den Weg durch den Großstadtdschungel.

Die Wege

Bernd Lohse, 55, ist in seinem Element. Der Pilgerpastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, greift zu seinem Pilgerstab aus Eschenholz; frisch konserviert mit Leinöl leuchtet der Stab in der Herbstsonne. Rund 3000 Kilometer hat Lohse mit seinem hölzernen Begleiter bereits zurückgelegt – bei Pilgertouren ins norwegische Trondheim genauso wie durch die Hansestadt. Jetzt begleitet er eine Pilgergruppe durch das idyllische Harburger Engelbektal. Grüne Pracht südlich vom Außenmühlenteich. Während Mücken über dem sechs Kilometer langen Bach spielen, erklärt der frühere Zeitungs- und Hörfunkredakteur, was die Hansestadt an Pilgerrouten alles zu bieten hat.

Da ist zum einen dieser Weg an der Engelbek entlang. Er beginnt an der Hauptkirche St. Jacobi in der Hamburger City und führt bis nach Hittfeld. Natürlich nicht in die Spielbank, sondern zur Ansgar- und Mauritiuskirche von Hittfeld. „Diesen Jacobusweg, der bis nach Celle geht, haben wir erst vor drei Jahren eingeweiht. Damit folgen wir den Spuren des Heiligen Ansgar, dem Gründer und Missionar Hamburgs.“ Die Strecke heißt Jacobusweg und wird mit dem Buchstaben „c“ geschrieben, um sie vom traditionellen Jakobsweg zu unterscheiden. Der Jacobusweg wird nicht von der Jakobsgesellschaft gepflegt. Wer den gelben Muscheln folgt, läuft durch die HafenCity genauso wie durch den Baakenhafen und über die Freihafen-Elbbrücke. Vorbei geht’s auch an Sinstorf mit Hamburgs ältester Kirche.

Die älteste Route Hamburgs verläuft entlang der Europastraße 67, einst Via Baltica genannt. Sie folgt als Jakobsweg den mittelalterlichen Pilgerpfaden, die früher über den Ostseeraum nach Westfalen und schließlich bis nach Santiago de Compostela führten. In der Metropolregion Hamburg weisen sie von Lübeck über das Benediktinerkloster Nütschau nach Hamburg und von dort aus nach Bremen bis nach Osnabrück. Für die 320 Kilometer lange Etappe von Hamburg bis nach Osnabrück benötigt der ambitionierte Pilger rund 80 Stunden „Gehzeit“, das sind mit den Übernachtungen und Pausen 14 Tage. „Besonders schön“, sagt Pastor Lohse, „ist der Jakobsweg im Alstertal, wo er dem Alsterwanderweg folgt, und an der Elbe entlang.“ Die Trave, fügt Pastor Lohse hinzu, sei das Weg leitende Merkmal auf dem Stück südlich von Lübeck. „Dann wird es die Alster, schließlich die Elbe bis Schulau.“

Ganz neu ist die Pilgertour durch den 100 Jahre alten Stadtpark. Zum Jubiläum haben umliegende Kirchengemeinden diesen „Rausweg“ den Hamburgern geschenkt. Ein Begleitheft lädt ein, auf der 5,7 Kilometer langen Strecke an 22 ausgewählten Orten Station zu machen – zum Beispiel am Planetarium und am Ententeich. Wer nicht allein laufen will, kann sich während der Sommermonate jeden Donnerstagabend meditierend einer Kirchengruppe anschließen. „Außerdem“, fügt Pastor Lohse hinzu, „bieten wir jeden zweiten Freitag im Monat ein gemeinsames Pilgern rund um die Außenalster an. Dabei wird nicht gesprochen, sondern geschwiegen.“ Kaum hat Lohse das alles erzählt und das Ufer der Engelbek im Süden Harburgs erreicht, ruft er plötzlich seiner Gruppe warnend zu: „Achtung, Radfahrer!“

Die „Feinde“ der Pilger

Fred Brodina, 67, ist seit acht Jahren Pilger aus Passion. Der frühere Werkzeugmacher pilgert gern durch die Stadt. „Am liebsten in einer Gruppe und am liebsten schweigend“, sagt er. Doch wer so gemütlich des Weges geht, ist für manche Zeitgenossen ein Verkehrshindernis. Nicht selten reagieren Fahrradfahrer – wie an der Engelbek oder auf dem Alsterwanderweg – genervt, wenn sie einer Pilgergruppe ausweichen müssen. „Sie denken, ihnen allein gehört der Weg. Das ist ärgerlich“, sagt Brodina.

Und dann erzählt er von seinem Unfall Anfang des Jahres, drei Kilometer von Santiago de Compostela entfernt. Ein Mountainbike-Fahrer habe ihn übersehen und sei mit ihm zusammengestoßen. Von einem glücklichen Ende einer Pilgertour konnte keine Rede mehr sein. Brodinas Unterschenkel wurde angebrochen, der Meniskus lädiert. Früher als geplant musste der Hamburger mit dem Flugzeug seine Heimreise antreten. Die Lust am Pilgern hat er freilich nicht verloren, auch wenn er jetzt aufmerksamer danach schaut, ob sich gerade ein Radfahrer in rasanter Anfahrt befindet. Gut, fügt er hinzu, auch frei laufende Hunde könnten für Pilger eine Gefahr sein. „Aber die kann ich notfalls mit meinem Pilgerstab vertreiben“, sagt er und schultert seinen gut sieben Kilogramm schweren Rucksack. Darin befindet sich auch ein Büchlein mit dem Titel „Auf und werde!“ Ein geistlicher Begleiter für Pilger, herausgegeben vom Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordkirche mit Bibeltexten und Meditationen. Käuflich erwerben können die Pilger solche Literatur im Pilgerzentrum St. Jacobi unweit der Mönckebergstraße.

Das Zentrum der Pilger

Es waren die Beginenschwestern, die vor 750 Jahren in Hamburg dringend den Bau der späteren Jacobikirche empfohlen hatten. Draußen, vor den Toren der Stadt, kampierten zuhauf die Pilger, die von Nord nach Süd und von West nach Ost unterwegs waren. Hamburg, sagt der frühere Hauptpastor von St. Michaelis, Helge Adolphsen, war im Mittelalter ein Knotenpunkt für die Pilger aus ganz Europa. Mit der Jacobikirche, die den Namen des Jesus-Bruders und Märtyrers Jakobus trägt, wollten die in absoluter Armut lebenden Beginen den Pilgern ein Zentrum auf ihrer Reise geben. So entstand St. Jacobi, erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Damals stand die Pilgerschaft, was so viel wie der Weg in die Fremdschaft bedeutet, ganz im Zeichen der Buße. „Narrenwerk“ nannte der Reformator Martin Luther deshalb Pilgerreisen und Wallfahrten, weil der Christ allein durch den Glauben und nicht durch das „Geläuff“ vor Gott anerkannt ist. „Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jacob oder ein toter Hund da liegt“, spottete er einst über den Pilgerweg nach Santiago de Compostela.

Wer diesen Weg von Skandinavien aus auf sich nehmen und die Reliquien des heiligen Jakobus aus nächster Nähe sehen wollte, machte in Hamburg Rast. „Die St.-Jakobi-Kirche war schon im Mittelalter ein wichtiges Etappenziel der Pilger aus dem Norden und Osten Europas“, sagt Pilgerexperte Professor Manfred Hermanns. „Zudem brachen bis ins 16. Jahrhundert viele Pilger zur See auf.“ Nicht selten hofften sie in Santiago de Compostela auf Heilung von ihren Gebrechen.

Ein Pilgerführer aus dem 12. Jahrhundert beschreibt die „Mutter-Kirche“ in Santiago de Compostela als mystischen Ort. „Denn Kranken wird darin Gesundheit geschenkt, Blinden das Augenlicht wiedergegeben, die Zunge der Stummen wird gelöst… und, was bedeutender ist, die Gebete der Gläubigen werden erhört.“

In jener Hamburger Kirche, die wie die spanische Kathedrale dem heiligen Jakobus geweiht ist, befindet sich das Pilgerzentrum der Nordkirche. Im Pilgershop können die Besucher Kartenmaterial auch über die Hamburger Pilgerwege erwerben. Zudem gibt es Bücher, Spruchkarten, Flyer und sogar Pilgersocken für 14,95 Euro. In der neu eingerichteten Pilgerkapelle gibt es regelmäßig Andachten und Gottesdienste. Und im Pilgerbüro stehen Mitarbeiter des Pilgerteams mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem können die Reisenden den begehrten Pilgerstempel erhalten und einen Pilgerpass. „Im vergangenen Jahr haben wir bereits 1000 Pilgerausweise ausgestellt“, sagt Pastor Bernd Lohse. „Es werden immer mehr.“

Nach Angaben der Deutschen Jakobus-Gesellschaft sind durch den Ausweis Jakobspilger als eine „Person zu erkennen, die in Auftreten und Verhalten sich der Pilgertradition verpflichtet weiß. Er ermöglicht gegen geringes Entgelt oder angemessene Spende Unterkunft in Pilgerherbergen. Einzelpilger erhalten Vorrang vor Gruppen.“ Pilger, die mit einem Begleitfahrzeug unterwegs seien oder die Strecke mit Motorkraft zurücklegten, sollten andere Quartiere aufsuchen, betont die Jakobus-Gesellschaft.

Hamburger Herbergen

Michaela Gercke hat den Überblick. Die 40-jährige kaufmännische Angestellte gehört zum ehrenamtlichen Pilgerteam an St. Jacobi und organisiert in der Schanze den regelmäßigen Pilger-Stammtisch. Dort tauscht die norddeutsche Szene ihre Erfahrungen aus – und plant neue Touren. „Im Hamburger Stadtgebiet“, sagt Gercke, „befinden sich derzeit zehn Pilgerunterkünfte – überwiegend in den Kirchengemeinden oder bei Privatpersonen.“ Das Pilgerteam versucht Gastgeber zu finden, die Quartiere möglichst in der Nähe des Weges bereitstellen. Stets am Beginn eines Jahres stellt Klaus Letule von der Deutschen Jakobusgesellschaft ein aktuelles Verzeichnis der Unterkünfte zusammen. In Hamburg sind es unter anderem die Cantate-Kirche Duvenstedt, Privatunterkünfte in Lemsahl-Mellingstedt, Ohlstedt und Langenhorn, die Finnische Seemannskirche und die evangelische St.-Marien-Gemeinde in Fuhlsbüttel, direkt am Alsterwanderweg gelegen.

Seit die Fuhlsbütteler Kirchengemeinde den Pilgern offensteht, haben schon rund 50 übernachtet. „Wir verfügen allerdings über keinen festen Schlafraum, sondern stellen lediglich Feldbetten zur Verfügung“, sagt Pastor Olaf Hanssen. Danach wird geguckt, welcher Gemeinderaum gerade frei ist.

Wie zum Beispiel der Clubraum im Keller. Vor der Bücherwand bauen die Pilger Michaela Gercke, Fred Brodina und Andreas Stuffer die Feldbetten auf. Probeliegen unterm Kirchengemeindedach. Für die drei Hamburger ist das eine neue Erfahrung, denn sonst schlafen sie in Pilgerherbergen auf Isomatten und Doppelstockbetten. Die Kirchengemeinde nimmt für die Übernachtung keinen festen Preis, sondern bittet um eine kleine Spende.

Dafür können die Übernachtungsgäste Küche, Toilette und Waschgelegenheit mitbenutzen. Fast alle Pilger rufen mindestens einen Tag vorher an, wenn sie eine Übernachtung wünschen. In jedem Fall finden die Pilger in Hamburg und Umgebung ein Dach über dem Kopf. „Es gibt von der Jugendherberge über die Seemannsmission bis zu Hotels viele Möglichkeiten“, sagt der Stormarner Pastor und Pilgerexperte Erhard Graf. In seiner Kirchengemeinde Klein Wesenberg bietet er selbst Übernachtungsplätze an.

Der Pilgerboom

Dass sich die Kirchen der Hansestadt und im Kreis Stormarn neuerdings auf Schlafplätze für Pilger einstellen, hat einen guten Grund. Denn spätestens seit dem Bestseller von Hape Kerkeling aus dem Jahr 2006 erlebt Pilgern in der modernen Gesellschaft einen Boom. Seitdem weisen die Pilgerzahlen in die Höhe. Mit der Folge, dass die Nordkirche eigens die Stelle des Pilgerpastors geschaffen hat. Bernd Lohse übt das Amt seit 2008 aus und sagt: „Allein den Jakobsweg auf der Via Baltica in Hamburg sind im vergangenen Jahr rund 1000 Menschen gelaufen.“ Christian Kurrat, Sozialwissenschaftler an der Fernuniversität Hagen, sagt, dass der Kerkeling-Bestseller im Jahr 2007 zu einem deutlichen Ansprung von 70 Prozent mehr Pilgern geführt habe, die auf dem Jakobsweg von Deutschland nach Spanien reisten.

Auch die heimischen Routen werden immer populärer. Ob sie nun über das Kloster Loccum nach Thüringen oder neuerdings durch den Hamburger Stadtpark führen: Kirche und Kommunen reagierten auf das gewachsene Interesse mit einer Verbesserung des Streckennetzes. In Norddeutschland beträgt es inzwischen 1600 Kilometer.

So hat sich mit der Pilgerbewegung eine besondere Form des Tourismus etabliert, die Aspekte des Religiösen und der Sinnsuche mit der wohl ältesten Form des Reisens verbindet. „Es ist schon erstaunlich, dass sich in einer Gesellschaft mit immer mehr Kirchenaustritten und immer weniger Gottesdienstbesuchern immer mehr Menschen zum Grab eines Heiligen pilgern“, sagt der Sozialwissenschaftler Kurrat.

Warum Menschen pilgern

Darüber hat der Stormarner Pastor und Pilgerexperte Erhard Graf schon häufiger nachgedacht. Ein wichtiges Motiv sieht er darin, dass die Sehnsucht nach Spirituellem und Religiösen bei den Menschen ungebrochen sei – und das, obwohl viele Menschen aus der institutionalisierten Kirche austreten, weil sie dort nicht mehr fänden, was sie suchten. „Ein weiteres Motiv ist Ruhe und Entspannung.“

Tatsächlich hat der Wissenschaftler und Pilgerforscher Kurrat herausgefunden, dass die meisten Menschen nicht aus religiösen Gründen einen Pilgerweg gehen. Die Älteren, sagt er, machen sich auf den Weg, um ihr Leben zu bilanzieren und sich in der neuen Lebensphase gesundheitlich zu stabilisieren. Der Hamburger Senior Fred Brodina gehört zu dieser Pilgergruppe. „Andere gehen zur Kur. Ich pilgere und bekomme dabei den Kopf frei“, sagt er.

Manche Pilger befinden sich in einer Lebenskrise und wollen sie durch wochenlanges Laufen kurieren. Sie halten es offenbar mit Franz Alt. Der Publizist sagt: „Man pilgert nicht, um Neues zu entdecken, sondern um neu zu werden.“

Sogar junge Menschen machen sich nach Ausbildung und Studium auf den Weg, beobachtet Pilgerpastor Bernd Lohse.

Und dann gibt es noch die religiösen Pilger. Sie beten und meditieren. Sie besuchen Kirchen. Sie wissen, dass der Weg ihr Ziel ist und dass ihnen Gott auf diesem Wege nahe ist. „Pilgern“, meint der Pastor, „ist Beten mit den Füßen.“ Gern gibt er den Reisenden diesen Segensspruch mit:

„Möge die Straße dir freundlich

entgegenkommen.

Möge der Wind immer in deinem Rücken sein.

Möge die Sonne warm auf dein Gesicht scheinen

Und der Regen sanft auf deine Mütze fallen.

Möge Gott dich fest in seiner Hand halten

Aber niemals zu kräftig drücken.

Er bereite dir stets ein warmes Plätzchen

Und höre die Gebete deines Herzens.

Und bis wir uns wieder sehen,

lasse Gott dich nicht aus den Augen.

Und was immer du mitbringst an Erinnerungen,

lass uns das im Frieden teilen, hier oder dort.“ (Irischer Pilgersegen)

Tipps für Anfänger

„Fangen Sie klein an“, sagt Pilgerpastor Lohse. Eine Strecke von fünf bis zehn Kilometern in Hamburg sei ideal. Geringes Tempo, maximaler Erfolg. Lohse liebt zum Beispiel den Weg von Hamburg über das Brenner Moor im Kreis Stormarn zum Benediktiner-Kloster Nütschau. Wer gut zu Fuß ist und mehr Zeit hat, kann von Hamburg nach Lübeck laufen. „Das ist gut in vier Tagen zu schaffen“, sagt Pilger Fred Brodina.

Versicherungskaufmann Andreas Stuffer genießt es, gemeinsam in einer Gruppe schweigend sieben Kilometer um die Alster zu gehen. Er weiß aber auch, wie schwierig es ist, die ersten 100 Meter nicht zu reden. Über seine erste Pilgertour nach Santiago de Compostela hat der Hamburg ein kleines Buch geschrieben.

Gewiss habe ihn der Alltag danach wieder rasch eingeholt. „Aber ich habe mich vielleicht besser kennengelernt, auf jeden Fall viele liebe Menschen in unterschiedlichen Lebensumständen.“ Oft habe er unterwegs Menschen in bestimmte Schubladen gesteckt. „Und wieder herausgeholt. Das will ich auch zu Hause versuchen.“

Weitere Informationen: Das Pilgerbüro der evangelischen Kirche befindet sich in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, Jakobikirchhof 22. Tel.: 040/30373713. Pilgerzentrum im Netz: . Dort erhalten die Pilger ihren offiziellen Pass und die Stempel. Außerdem können sie Kartenmaterial und einige Utensilien wie Pilgersocken kaufen. Einen Überblick gibt auch die kirchliche Website Pilgern im Norden ( www.pilgern-im-norden.de ). Dort gibt es ausführliche Tipps zu den Touren.