Über 50 Anlegestellen von Atlantic bis Zollenspieker. Marlies Fischer gibt Tipps für jeden GeschmackMarlies Fischer

Alster oder Elbe – für jeden Hamburger eine Frage und für Segler ganz besonders. Den Binnensee in der Stadt teilen sie sich mit Ruderern, Kanuten, Tretbooten und den Alsterdampfern. Haben immer die Hamburger Silhouette im Blick. Auf dem Fluss kommen Segler den großen Pötten aus Übersee, einem Schubverband aus Magdeburg oder den Hafenfähren gefährlich nahe. Und hinterm Horizont liegt die große weite Welt.

Mehr als 9000 Boote und Yachten sind in rund 80 Vereinen in der Hansestadt registriert. Sie gehören zum Deutschen Segler-Verband und repräsentieren etwa 12.000 Mitglieder. In Hamburg hat mit dem Norddeutschen Regatta-Verein an der Alster der größte deutsche Segelverein seinen Sitz (etwa 2000 Mitglieder) und mit dem an der Elbe beheimateten Segel-Club (SC) RHE auch der älteste (1855 in Königsberg gegründet).

Festmachen kann man im Stadtgebiet an mehr als 50 Hafen- und Steganlagen zwischen Finkenwerder, Blankenese und Zollenspieker, Hotel Atlantic und Krugkoppelbrücke.

Die zu besegelnde Außenalster hat eine Fläche von 164 Hektar. An einem sommerlichen Mittwochabend bietet sich dem Beobachter ein Bild nach dem Motto „Hamburg at it’s best“: weiße Tücher, so weit das Auge reicht, mitten in der Stadt. Und so viele Boote auf dem Wasser, dass man meint, man könne die Alster trockenen Fußes überqueren. An so einem Abend finden die traditionellen „Mittwochsregatten“ der Vereine NRV und Hamburger Segel-Club (HSC), der Segelschulen Käpt’n Prüsse und Pieper statt. Entspannende Auszeit auf dem Wasser, die Türme Hamburgs immer im Blick. Aber die Alster kann tückisch sein, man muss sie beim Segeln fühlen. Wegen der Randbebauung kann der Wind schnell drehen und verwirbeln, plötzlich eine Bö reindrücken. Dann muss man schnell reagieren und immer auf Manöver wie Wenden oder Halsen eingestellt sein.

Und noch eines ist wichtig zwischen Kennedybrücke im Süden und Fernsicht im Norden: Auf der Außenalster gilt rechts vor links. Und die Alsterdampfer haben immer und wirklich immer Wegerecht. Auch von Wind- und Muskelkraft angetriebene Fahrzeuge müssen ausweichen.

Auf der Elbe regelt die Tide, wann man welchen kleinen Hafen anlaufen kann

Der Elbsegler muss ebenfalls flink und reaktionsschnell sein. Mit einem großen Pott im Fahrwasser sollte man es nicht aufnehmen. Aber so ein Frachter aus China oder Afrika, der macht die Elbe zum Strom und zu einem Stückchen große weite Welt. Von Hamburg aus geht es elbabwärts auf die Nordsee, dann zu den Britischen Inseln, schließlich auf den Atlantik, und bis Amerika kommt lange nichts mehr.

Wer auf der Unterelbe von Blankenese, Finkenwerder, Harburg oder Wedel aus in Richtung Cuxhaven unterwegs ist, an dem ziehen das Alte Land und die Haseldorfer Marsch vorbei. In den Seitenarmen des Stroms locken kleine Häfen, die teilweise nur bei Hochwasser angelaufen werden können. Denn einen kleinen Nachteil hat der Wassersport auf der Elbe: Man muss sich nach der Tide richten und nicht nach eigenen Zeitvorstellungen.

Doch dafür entschädigen Highlights wie Ankern und Baden vor den Elbinseln wie Pagensand oder gleich mit einer Jolle ans Ufer zum nassen Sommervergnügen. Das ist heute umso größer, weil die Elbe deutlich sauberer geworden ist. Ein Zeichen dafür sind die immer wieder auftauchenden Robben und Schweinswale.

Zwischen der Tatenberger Schleuse im Westen und der Staustufe Geesthacht im Osten lockt die Elbe als breiter gemächlicher Fluss. Wassersportler begegnen Kümos aus Tschechien oder einem Fluss-Kreuzfahrtschiff aus Potsdam. Im lieblichen und tidenfreien Nebenarm Dove Elbe sind H-Jollen, Starboote oder Katamarane zu Hause. Sie arrangieren sich mit dem zwei Kilometer langen Rennkurs der Ruderer.

Segeln macht den Kopf frei, ermöglicht den Blick in die Ferne, sorgt für Bewegung an frischer Luft, schärft die Sinne und ist eine gute Lebensschule. Es geht um Werte wie Kameradschaft, Teamgeist und Fairness. Mensch, Natur, Technik und Schiff bilden eine Gemeinschaft – egal ob auf der Alster oder der Elbe.