Hamburg. Fabio de Masi wird nicht mehr kandidieren – doch auch die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft will nicht nach Berlin.

Die Linken-Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft, Cansu Özdemir, verzichtet auf eine Kandidatur für die Bundestagswahl im Herbst. "Ich habe lange gerungen, und die Entscheidung fiel mir schwer: Aktuell glaube ich, dass Hamburg der richtige Platz für mich ist", sagte sie in einem Interview der "Welt am Sonntag".

Für die Zukunft könne sie sich ein Bundestagsmandat aber gut vorstellen. "Aber ich bin eben auch erst 32 Jahre alt. Berlin hat noch Zeit." Der bisherige Hamburger Bundestagsabgeordnete und bundesweit bekannte Finanzexperte Fabio de Masi hatte unlängst erklärt, aus persönlichen Gründen nicht mehr anzutreten.

Özdemir über Rückzug von de Masi: "Verlieren profilierten Finanzpolitiker"

Obwohl sie mit ihm nicht immer auf einer Wellenlänge gewesen sei, bedauere sie diesen Schritt sehr, sagte Özdemir. "Wir verlieren einen profilierten Finanzpolitiker, der es geschafft hat, unser wirtschaftspolitisches Profil enorm zu stärken, im Wirecard-Skandal oder bei der Aufarbeitung der Cum-Ex-Geschäfte war er die treibende Kraft."

In Richtung der neuen Linken-Bundesspitze Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow sagte sie: "Unsere Aufgabe als Partei wird es sein, die Folgen der Pandemie klar zu benennen, denn die Auswirkungen treffen die Menschen doch ganz unterschiedlich." Einige wenige profitierten, sehr viele litten massiv unter der Krise.

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Özdemir geht von einem zweistelligen Ergebnis bei der Bundestagswahl aus, auch wenn die Umfragen derzeit ein anderes Bild abgäben. "Gerade auch bei der Gruppe der Nichtwähler sehe ich für uns viel Potenzial." Über eine Beteiligung an einer rot-rot-grünen Bundesregierung sollte aus ihrer Sicht die Parteibasis entscheiden. Voraussetzung dafür sei jedoch ein Politikwechsel bei SPD und Grünen.