Der Hamburger Verkehrsverbund macht die Tickets um 3,2 Prozent teurer. Was eine Einzelfahrt ab Januar kostet, finden Sie hier...

Hamburg. Hamburg muss sparen. Die angespannte Haushaltslage ist nun auch mit ein Grund für die für Januar 2011 vorgesehene Fahrpreiserhöhung innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) um durchschnittlich 3,2 Prozent. "Der Umfang der Zuschüsse für das breite und attraktive Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs in Hamburg muss angesichts der Haushaltslage in Grenzen gehalten werden", sagte der zuständige Staatsrat Stephan Hugo Winters (GAL) dem Abendblatt.

Die beantragte Preiserhöhung sei nicht erfreulich, aber aus BSU-Sicht notwendig, so Staatsrat Winters weiter. Noch deutlicher wird HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner. Er räumt ein, dass die Zuschüsse für die Verkehrsunternehmen durch Hamburg nicht höher ausfallen dürften als im vergangenen Jahr. Aber natürlich sei die geplante Tarifanhebung auch eine "Reaktion auf die allgemeine Kostensteigerung bei den Verkehrsunternehmen", so HVV-Chef Aigner weiter.

Nach derzeitigem Stand soll eine Einzelfahrt ab 1. Januar 2011 im Großbereich 2,80 Euro Kosten. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 kostete dieses Ticket umgerechnet noch 2,15 Euro und vor fünf Jahren 2,40 Euro (Quelle: HVV). Der Preis für eine Einzelfahrkarte im Nahbereich steigt von 1,70 auf 1,80 Euro. Die 9-Uhr-Tageskarte verteuert sich um 10 Cent - auf 5,50 Euro (2000: 4,09 Euro/2005: 4,65 Euro). Die CC-Karte (Großbereich) soll ab Januar statt 40,40 Euro auf 41,90 Euro angehoben werden.

Scharfe Kritik übt SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen: "Es ist skandalös, dass die Bürger wegen der desolaten Haushaltslage nun deutlich mehr für die Benutzung von Bus und Bahn bezahlen müssen."

Das würde so gar nicht zu Hamburg als Europäische Umwelthauptstadt 2011 passen: "Wenn das Bus- und Bahnfahren zum Luxusgut wird, werden die Bürger über kurz oder lang wieder auf das Auto umsteigen", sagt Martina Koeppen weiter. "Das dürfte nicht Ziel des Senats sein."

Durch die Tarifanhebung erwartet der HVV für das Jahr 2011 Mehreinnahmen in Höhe von rund 14 Millionen Euro. Damit können die Zuschüsse an die Hamburger Verkehrsunternehmen ab 2011 im Vergleich zu einer Nichtanhebung um 7,4 Millionen Euro vermindert werden. Das geht aus einer Senatsdrucksache hervor, die dem Abendblatt vorliegt.

Die Verkehrsunternehmen innerhalb des HVV konnten im vergangenen Jahr nur rund 67 Prozent ihrer Kosten durch eigene Einnahmen decken - den Rest müssen die beteiligten Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen tragen. Die Zuschüsse durch die Länder werden in diesem Jahr voraussichtlich rund 330 Millionen Euro betragen. Davon trägt Hamburg den weitaus größten Anteil.

Seit Jahren verzeichnet der HVV steigende Fahrgastzahlen: Im vergangenen Jahr waren es rund 656,1 Millionen, etwa 2,8 Prozent mehr als im Jahr 2009. Die Einnahmen stiegen um 5,7 Prozent auf rund 588,6 Millionen Euro. Für die für Januar 2011 vorgesehene Fahrpreisanhebung orientiert sich der HVV an einem selbst entwickelten Index. Dieser erfasst laut HVV-Sprecherin Gisela Becker beispielsweise die Entwicklung der Kosten für Personal oder Strom und soll einen Anhaltspunkt für die Tarifentwicklung bilden. "Es wäre laut Index eine Steigerung von 2,2 Prozent angemessen." Aber damit das hohe Qualitätsniveau innerhalb des HVV gehalten werden könne, müssten die Tarife eben wegen der Haushaltslage über den Wert des Index erhöht werden, sagt Gisela Becker.

Die Zahlen aus den vergangenen zehn Jahren zeigen, dass die Fahrkartenpreise des HVV überproportional zu den Lebenshaltungskosten in Deutschland steigen. Während der HVV beispielsweise im Jahr 2009 die Tarife um durchschnittlich 3,3 Prozent erhöht hat, stieg der Verbraucherpreisindex nur um 1,5 Prozent. Und auch in diesem Jahr sind die HVV-Fahrkartenpreise überproportional zu den Lebenshaltungskosten gestiegen. Der HVV hob die Preise um 1,8 Prozent an, der Verbraucherpreisindex liegt bis September 2010 bei 0,9 Prozent.

Unterdessen bezeichnet CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse die beantragte Tarifanhebung als moderat. "Die Fahrpreiserhöhung erscheint uns angesichts der verbesserten Leistungen innerhalb des HVV und der finanziellen Lage der Stadt noch vertretbar." Wichtig ist Klaus-Peter Hesse, dass es zu sozialen Abfederungen kommt. Nach Abendblatt-Informationen soll das Sozialticket erhalten bleiben. Auch die Preise für Kindereinzel- und Tageskarten sollen nicht erhöht werden.

Der HVV hatte die Fahrpreise zuletzt im Januar 2010 um durchschnittlich 1,8 Prozent erhöht. Bevor es im Januar 2011 zu der beantragten Tarifanhebung um durchschnittlich 3,2 Prozent kommen kann, müssen noch der Senat und die Bürgerschaft zustimmen. Da sich die BSU und der HVV aber bereits vor dem Antrag über die Fahrpreiserhöhung abgestimmt hatten, gilt die Zustimmung jetzt nur noch als Formsache.