Neuer Vorstoß von Dohnanyi, Peiner und Maier zu den Koalitionsverhandlungen

Hamburg. Bevor SPD und Grüne in ihren Koalitionsverhandlungen in dieser Woche über die Wissenschaftspolitik sprechen, melden sich die drei Altpolitiker Klaus von Dohnanyi (SPD), Wolfgang Peiner (CDU) und Willfried Maier (Grüne) erneut zu Wort – mit einem Appell und konkreten Forderungen für die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandortes Hamburg in den kommenden fünf Jahren. Sie wünschen sich ein Konzept, das über die Stadtgrenzen hinaus auch die Metropolregion in den Blick nimmt, neben den staatlichen auch die privaten Hochschulen sowie die Forschungseinrichtungen einbezieht und auf eine stärkere Verzahnung auch mit Technologieparks und der forschenden und ausbildenden Wirtschaft setzt.

Entwickeln sollte eine solche Profilbildung ein international erfahrener „Wissenschaftsmanager“ an der Spitze der Verwaltung, fordern Dohnanyi, Peiner und Maier in ihrem neuen Positionspapier, das dem Abendblatt vorliegt. Das Konzept mit dem Titel „Zur Umsetzung der Initiative Wissenschaftsmetropole Hamburg“ haben die Drei mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen jetzt an Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gesandt. Der Appell ging auch an die Landesvorsitzende der Grünen, Katharina Fegebank, und – für alle Fälle – an Hamburgs FDP-Chefin Katja Suding.

Für ihre Vorschläge haben sich die Altpolitiker auch der Unterstützung der Wirtschaft versichert. An ihrer Erarbeitung wirkten der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, sowie der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Christian Growitsch, mit. Beide befürworten den Ansatz im Grundsatz.

Hamburg – so die Grundannahme von Dohnanyi, Peiner und Maier – braucht ein „klareres Profil in Forschung und Lehre“. Um wirkliche Exzellenz zu erreichen, müsse die Zusammenarbeit von staatlichen und privaten Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Technologieparks untereinander und mit der Wirtschaft „sehr viel systematischer beobachtet und besser organisiert werden“, heißt es in dem Papier. In der Ausrichtung des Wissenschaftsstandorts sind dem Trio drei Prinzipien wichtig: Leistungsorientierung (mit einer klaren Prioritätenbildung und der Teilnahme an Rankings), Internationalität (also mehr internationale renommierte Forscher) und Praxisorientierung (auch Offenheit für Forschung und Innovation in der Wirtschaft). Dabei sollte sich die Entwicklung auf die Schwerpunkte konzentrieren, in denen Hamburg schon jetzt stark sei: Mathematik, Physik, Materialforschung, Klimaforschung, Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte, Luftfahrt, Wirtschaftswissenschaften, Logistik, Lebens- und Länderwissenschaften und Philosophie beispielsweise.

Der geforderte Wissenschaftsmanager an der Spitze der Verwaltung müsse behördenübergreifend eine Strategie entwickeln und deren Erfolge fortwährend kontrollieren. Das Gelingen eines solchen Vorhabens aber setze „den allgemeinen politischen Willen für ,Exzellenz’ in allen Bereichen voraus: Administration, Berufungspraxis, Studentenauswahl usw.“.

Dohnanyi, Peiner und Maier hatten sich bereits im Frühjahr 2014 mit ihrem Papier „In Sorge um Hamburg“ an die Öffentlichkeit gewandt und eine konzertierte Anstrengung zugunsten des Wissenschaftsstandortes gefordert. Die Stadt verspiele ihre Zukunft, wenn sie nicht in diesem Bereich international konkurrenzfähig werde. Die Resonanz war überwiegend positiv, konkrete Taten blieben allerdings aus. Die Grünen ihrerseits forderten im Wahlkampf eine bessere Finanzierung der Hochschulen. Die 30 Millionen Euro, die Hamburg jährlich durch die Übernahme der BAföG-Kosten durch den Bund spare, sollten in die Hochschulen fließen.