Hamburg. Um große Worte ist Markus Wegner, einst Gründer der Statt-Partei, nie verlegen. Jetzt ist der 61-jährige Verleger nach 20 Monaten aus der Alternative für Deutschland (AfD) ausgetreten und teilt kräftig gegen seine früheren Parteifreunde aus.

Unmittelbarer Anlass für den Rückzug Wegners ist der Bremer AfD-Parteitag. In der dort beschlossenen Satzungsänderung, nach der die AfD künftig nur einen statt drei Parteivorsitzende haben wird, sieht Wegner „diktatorische Merkmale“ und bezeichnet sie als „Ermächtigungsgesetz“. Es geht dem einstigen Statt-Partei-Gründer vor allem um Parteigründer Bernd Lucke, der voraussichtlich künftig allein an der Spitze der AfD stehen wird. „Die AfD ist seit knapp 70 Jahren die erste Partei, in der sich ein offen ausgesprochener Führerkult und ersichtlich antidemokratische Tendenzen paaren“, sagt Wegner.

Die Idee der Alternative zu anderen Parteien sei von der Mehrheit des AfD-Konvents „in einem selbstzerstörerischen Akt vernichtet“ worden. Die Parteibasis habe sich selbst abgeschafft, weil laut neuer Satzung Landesverbände „von oben“ aufgelöst werden können und das Instrument des Mitgliederentscheids wieder gestrichen worden sei. Wegner spricht in diesem Zusammenhang von „innerparteilicher Übernahme neofaschistischer Macht“.

Bundesparteisprecher Christian Lüth begrüßte den Austritt: „Herr Wegner ist als Mitglied eher durch parteischädigendes Verhalten als durch konstruktive Mitarbeit aufgefallen.“ Wegner gehörte Anfang der 90er-Jahre zu den „CDU-Rebellen“, die ein Neuwahlurteil wegen undemokratischer Verfahren zur CDU-Listenaufstellung erstritten. Er gründete dann die Statt-Partei, die 1993 in die Bürgerschaft einzog und mit der SPD vier Jahre lang eine Regierungskooperation bildete.