CDU-Bürgermeisterkandidat Dietrich Wersich präsentiert die Wahlkampagne für die Wahl am 15. Februar

Hamburg. Der Antrieb ist kein Hybrid-Fabrikat und beschleunigt wird der 52 Jahre alten Doppeldeckerbus auch nicht durch Hamburgs Straßen tuckern. Das ungewöhnlich in Schwarz gehaltene Gefährt wird in den kommenden knapp sechs Wochen den CDU-Bürgermeisterkandidaten Dietrich Wersich durch die Stadt kutschieren. Auf der einen Seite prangt das Konterfei des Herausforderers von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), auf der anderen Seite könne aus geöffneten Fenstern Kaffee, Glühwein und CDU-Lebkuchenherzen vom „Team Wersich“ verteilt werden. Der Wahlkampf der Christdemokraten hat begonnen.

Es gibt Menschen, die mit Wahlkampf schon etwas Anrüchiges verbinden. Wersich bezeichnet Wahlkampf als das, was er sein sollte: „Er ist das Fest der Demokratie.“ In diesem „kurzen, knappen und knackigen Winterwahlkampf“ gehe es um den „Wettbewerb der Ideen für Hamburgs Zukunft“. Ihm geht es um eine klare Abgrenzung zur SPD. Das beginnt schon beim Slogan. „Hamburg kann mehr“, haben die Christdemokraten ausgewählt. Bei der SPD setzt man auf „Hamburg weiter vorn“. Für Wersich ist das ein Ausdruck der Selbstgefälligkeit. Abgrenzung zu Scholz findet Wersich in Anlehnung zu dessen Spitznamen „König Olaf“ auch in dem Satz: „Ich will regieren und nicht herrschen.“

Der Fraktionschef gibt sich bei der Präsentation der Wahlkampagne im Hotel Grand Elysée bestens vorbereitet. Die Schlagwörter sitzen. „Wir wollen ehrlich sein, um Hamburg besser zu machen“, sagt Wersich, ohne den politischen Gegner einer Lüge zu bezichtigen. Und: „Uns stört, dass die Kriminalität angestiegen ist.“ Wersich prangert die niedrige Aufklärungsquote an sowie die Verwahrlosung von öffentlichen Plätzen und Parks. Die CDU werde, wenn sie die Regierung stellte, 80 zusätzliche Polizisten im Jahr ausbilden, versprach Wersich. Auf diese Weise würde mehr Polizei auf Straßen und in Wohnvierteln unterwegs sein als bislang. Außerdem solle die Videoüberwachung in Schwerpunktgebieten eingesetzt werden.

Das Thema Verwahrlosung hat die CDU in den vergangenen Monaten für sich entdeckt. Im Internet hatte sie Bürger aufgerufen, sich beim Aufstellen des Wahlprogramms zu beteiligen. Und die beschwerten sich über die öffentliche Verwahrlosung – und den Verkehr. „Wir sind nicht einverstanden mit ideologischen Maßnahmen wie die Fahrradstraße an der Alster und dem Busbeschleunigungswahn.“ Noch seien von den geplanten rund 260 Millionen Euro für das Verkehrsprojekt nur 60 Millionen Euro ausgegeben. Es sei also noch etwas übrig, um andere Schwerpunkte anzugehen. Man setzt auf einen Ausbau der U-Bahn und die Stadtbahn. Die Parole der CDU lautet: „Gegen Staus und für fließenden Verkehr“.

Wersich kritisiert den Senat für seine Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik. Beim Containerumschlag habe Hamburg erst jetzt das Volumen wie vor der Wirtschaftskrise erreicht Andere Häfen hätten dies schon weit vorher geschafft. Etwa Rotterdam schon vor fünf Jahren. Der Hafen allein werde den Wohlstand Hamburgs aber nicht sichern können. Deshalb müssten Wissenschaft und Wirtschaft besser zusammenarbeiten. Die Hochschulen sollen nach Vorstellung der CDU 150 Millionen Euro zusätzlich im Jahr erhalten. „Hamburg soll zur Gründungsmetropole werden. Hier sollen Produkte für den Weltmarkt entstehen“, so Wersich.

In der Flüchtlingsfrage fordert Wersich eine bessere Verteilung der Unterkünfte in der Stadt, mehr Personal für die Betreuung und die Einbeziehung der Bevölkerung. Flüchtlinge betrachte er in allererster Linie als Mitmenschen. Wersich fordert aber gleichzeitig beschleunigte Asylverfahren, „damit denjenigen geholfen wird, die unsere Hilfe am meisten brauchen.“ Damit will der Spitzenkandidat auch ein Zeichen an die Wähler senden, die womöglich mit der AfD liebäugeln. In der AfD, die Wersich als rückwärtsgewandt bezeichnet, „sind viele Ex-Schillianer dabei. Das passt nicht zu Hamburg.“

Angesprochen auf sein Wahlziel sagt Wersich: „Wir wollen so stark wie möglich werden.“ Ein Minimal-Ziel gibt er nicht vor. „Ich denke nicht an den 15. Februar. Ich will die Menschen überzeugen, dass Hamburg mehr kann.“ Was soll man auch sagen bei Umfragewerten, die die CDU zuletzt bei 24 Prozent gesehen haben.

Das Programm des CDU-Manns hat es in sich. Allein 20 Wochenmärkte steuert der CDU-Spitzenkandidat in acht Tagen vom kommenden Sonnabend an – bis zu fünf an einem Tag. Unterstützung erhält er von Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie kommt zweimal in ihre Geburtsstadt. An diesem Freitag hält sie auf dem Neujahrsempfang der CDU-Fraktion eine Rede, und zum Wahlkampfhöhepunkt am 11. Februar wird sie ein zweites Mal kommen. Am kommenden Freitag sind unter anderem Kanzleramtschef Peter Altmaier, Generalsekretär Peter Tauber und Bundesinnenminister Thomas de Maizière in der Stadt.