Spitzensportverbände sichern sich Einfluss auf die Olympia-Empfehlung des DOSB

Dresden. Berlins Sportsenator Frank Henkel (CDU) hatte am Sonnabendnachmittag schon die Rückreise aus Dresden angetreten, als die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter Tagesordnungspunkt 17 einstimmig beschloss, sich mit Berlin oder Hamburg für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in den Jahren 2024 oder 2028 zu bewerben. Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) dagegen hatte einmal mehr Durchhaltevermögen bewiesen – wie schon am Vorabend, als er mit Sportstaatsrat Karl Schwinke und Jürgen Mantell, dem Präsidenten des Hamburger Sportbundes (HSB), im Kongresszentrum bis 3 Uhr nachts die Delegierten vom Hamburger Olympiakonzept zu überzeugen versuchte.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte der Versammlung die Unterstützung der Bundesregierung für eine deutsche Olympiakandidatur signalisiert: „Wir stehen mit voller Kraft dahinter.“ Dabei gehe es nicht in erster Linie um die beiden Kandidaten. „Es geht um eine deutsche Bewerbung. Nur dann haben wir Chancen und Erfolg.“ De Maizière sagte, er kenne die allgemeine Olympiabegeisterung im Lande, aber auch die Zweifel in den beiden Städten. Der Minister schlug vor, dass jeder der rund 24 Millionen Mitglieder des DOSB einen Brief an einen Hamburger oder Berliner schreiben soll, um ihn von der Idee zu begeistern.

Der einstimmig wiedergewählte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, 54, sagte: „Sport-Deutschland kann Olympische und Paralympische Spiele.“ Ob mit Berlin oder Hamburg, entscheidet am 21. März in der Frankfurter Paulskirche eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Am 16. März will das neunköpfige Präsidium des Sportbundes – der Wahl-Hamburger Ole Bischof, 35, wurde zum Vizepräsidenten Leistungssport gewählt – seine Empfehlung aussprechen. Die 34 olympischen Spitzensportverbände, tendenziell Berlin zugeneigt, setzten in Dresden durch, dass sie in den Tagen zuvor Einfluss auf die Empfehlung nehmen können.

Hörmann will grundsätzlich alle gesellschaftlichen Kräfte – Kirchen wie Gewerkschaften – in die Entscheidung einbinden und sich auch Expertisen aus dem Ausland holen. Entscheidende Bedeutung kommt der Meinungsumfrage in beiden Städten zu, die der DOSB Mitte Februar durchführen lassen wird. „Die Idealsituation wäre, dass wir eine Stadt empfehlen und den Bewerber dann in der Paulskirche präsentieren“, sagte Hörmann. „Dann hätten wir eine stimmige Auftaktsituation.“

Verknüpft mit dem Olympiaprojekt ist die Reform des Spitzensports, der seit Jahren immer weniger Medaillen gewinnt. Künftig soll gezielter gefördert werden – immer noch breit, aber nicht mehr alle Sportarten. „Entweder wir fallen ins Mittelmaß, oder wir gehen mutig den Weg in die Weltspitze zurück“, sagte de Maizière. Bis zu den Spielen 2016 in Rio soll der Paradigmenwechsel vollzogen sein. Der Bund jedenfalls würde nicht zusätzliche Mittel bereitstellen, wenn es bleibt, wie es ist, stellte de Maizière klar: „Es muss einen klaren Zusammenhang zwischen Förderung und Erfolg geben.“