Erste Fassaden mit neuen, flachen Ziegeln. Die werden auf die Dämmschicht geklebt. Senatorin stellt Leitfaden und Förderung vor

Hamburg. Ob in Hamm, Winterhude oder auf der Veddel: Backsteinbauten prägen in Hamburg neben den Gründerzeithäusern das Stadtbild. Häufig aber verschwanden die historischen roten Fassaden in den vergangenen Jahren hinter dicken Schichten von Dämmputz, wenn Gebäude saniert werden mussten, um Energie zu sparen.

Der Senat einigte sich daher kürzlich mit der Wohnungswirtschaft auf ein Verfahren, um die „Backsteinstadt“ zu retten, nachdem immer mehr Architekten und Denkmalschützer Alarm geschlagen hatten. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) präsentierte am Freitag die ersten Ergebnisse in einem sanierten Bau der Baugenossenschaft dhu am Buchsbaumweg in Winterhude. Für acht Millionen Euro hatte die Genossenschaft den in den 1920er-Jahren erbauten Komplex modernisiert. Auch die Backsteinfassade wurde dabei aufwendig gedämmt. Doch das historische Bild verwand nicht hinter neuem Putz oder schlimmer noch hinter geklebten Ziegel-Imitationen.

Architekt Olaf Lundius plante vielmehr mit flachen Ziegeln, sogenannten Riemchen, die auf die Dämmschicht geklebt wurden und den ursprünglichen Mauerverband zeigen. Mit dickeren Riemchen wurden die alten Vorsprünge im Mauerwerk nachgebildet, und die Fenster bekamen wieder Sprossen. Insgesamt wurden für die Fassade rund 255.000 Backsteinriemchen eigens gebrannt. Das aufwendige Verfahren sei zwar deutlich teurer als üblicher Dämmputz, sagte Genossenschaftsvorstand Joachim Haseloff. Doch es habe sich gelohnt. Man habe die Mieten lediglich „moderat“ von 6,50 und 6,20 Euro auf 7 Euro pro Quadratmeter heraufsetzen müssen, dafür werde man die Heizkosten deutlich senken können.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Haseloff. Zumal die Fassade des Blocks wegen etlicher Witterungsschäden ohnehin saniert werden musste. Das Gebäude am Buchsbaumweg gehört zu zehn Modernisierungsprojekten, die die Stadtentwicklungsbehörde für ihr neues Qualitätssicherungsverfahren zum Erhalt von Backsteinbauten als beispielhaft ausgewählt hat und in einer Broschüre vorstellt.

Nicht immer wurden dabei die Fassaden neu aufgebaut. Manchmal reichte es auch, wenn Heizungen und Fenster ausgetauscht und Geschossdecken gedämmt wurden. Die Broschüre solle dabei als eine Art Leitfaden für künftige Sanierungen gelten. „Wir haben jetzt ein praktisches Hilfsmittel, um die energetische Sanierung zu ermöglichen und gleichzeitig diesen besonderen Charakter Hamburgs zu erhalten“, sagte die Senatorin.

Den Hebel zum Erhalt der Hamburger Backsteinfassaden stellt dabei die Hamburgische Investitions- und Förderbank dar, die energetische Modernisierungen in der Hansestadt finanziell fördert. bei Förderanträgen prüft die Bank jetzt zunächst die „Backstein-Relevanz“ eines Projekts.

Bei rund 1200 von 4100 geförderten Sanierungen war das 2013 der Fall. Anschließend stellen spezielle „Qualitätssicherer“ – sechs Hamburger Architekten – konkrete Ziele auf, wie die betroffenen Backsteinbauten mit Blick auf das alte Stadtbild saniert werden müssen, um eine Förderung zu erhalten. Geschätzte Förderhöhe in diesem Jahr: 1,4 Millionen Euro.