Das Statistikamt Nord legt Analyse zur Europawahl vor. SPD ist neue „Oma-und-Opa-Partei“.

Hamburg. Wenn nur unter 45-Jährige zur Wahl gehen dürften, dann hätten die Grünen die Europawahl am 25.Mai gewonnen. Die Partei ist in der Altersgruppe zwischen 18 und 44 Jahren die stärkste politische Kraft in Hamburg geworden – mit klarem Abstand vor SPD und CDU. Für die Grünen stimmten 23,1 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 26,7 Prozent der 25 bis 34 Jahre alten Wähler. Ihren Topwert erreichte die Partei bei den 35- bis 44-Jährigen mit 28,7 Prozent.

Die Daten sind das Ergebnis einer repräsentativen Wahlstatistik des Statistikamtes Nord. Der Auswertung liegt eine Stichprobe aus 32 Wahlbezirken zugrunde. Bei der Europawahl war die SPD mit 32,9 Prozent stärkste Partei geworden, vor der CDU mit 22,7 und den Grünen mit 19,2 Prozent. Auf die FDP entfielen 3,7, die Linke 9,5 und die AfD 5,2 Prozent der Stimmen.

Die SPD verdankt ihren Wahlerfolg (plus acht Prozentpunkte gegenüber 2009) vor allem den älteren Wählern. Ihren höchsten Stimmenanteil erreichen die Sozialdemokraten bei den über 70-Jährigen mit 44 Prozent und lösen damit die CDU mit 36,5 Prozent als „Oma-und-Opa-Partei“ ab. Die SPD hat ihren schwächsten Wert bei den bis zu 24 Jahre alten Wählern: Die SPD kommt hier nur auf 22,8 Prozent (CDU: 21,6). Trotz ihres Gesamtzuwachses verlor die SPD bei den Jungwählern vier Prozentpunkte gegenüber der Europawahl 2009.

Die CDU verlor dagegen in allen Alterssegmenten (insgesamt minus 6,5 Prozentpunkte), nur nicht bei den bis 24-Jährigen. Hier gab es ein leichtes Plus um 2,5 Prozentpunkte. Trotz der hohen Verluste bei den älteren Wählern (minus 12,8 Prozentpunkte) bleiben die über 60-Jährigen die verlässlichste Wählerschaft mit einem Anteil 32,8 Prozent am Gesamtergebnis der CDU.

Die Grünen sind vor allem die Partei der jungen Frauen. So wählten 30,9 Prozent der Frauen zwischen 18 und 24 Jahren die Ökopartei, aber nur 15,3 Prozent der Männer dieser Altersgruppe. Die Grünen sind außerdem die einzige Partei, die von deutlich mehr Frauen als Männern gewählt wurde. Der Anteil der Grünen an den weiblichen Wählern lag bei 21,7 Prozent, an dem der Männer nur bei 16,5 Prozent. Die FDP (insgesamt minus 7,7 Prozentpunkte) profitierte von den Männern, bei denen der FDP-Anteil bei 4,5 Prozent lag (Frauen: 2,9 Prozent). Auch die AfD wurde mehr von Männern (6,8 Prozent) als von Frauen (3,7 Prozent) gewählt.

Zwar stieg die Wahlbeteiligung insgesamt um 10,4 Punkte auf 46,6 Prozent. Aber die Jungwähler bleiben mit 31,8 Prozent Schlusslicht, hier fiel der Zuwachs mit 8,2 Prozentpunkten auch am geringsten aus. Am eifrigsten waren die über 70 Jahre alten Männer, deren Wahlbeteiligung bei 56,6 Prozent lag.