Tante Meier Bei diesem Ausdruck handelte es sich keineswegs um die Verwandtschaftsbezeichnung innerhalb einer Familie mit weit verbreitetem Namen: In Hamburg bedeutet „Ich geh maa ehm nach Tante Meier“ nichts anderes als die Absicht, austreten, zur Toilette gehen zu wollen. Die Klarform wurde als zu schaneerlich (peinlich) empfunden. Allerdings war die Toilette früher nicht so bequem zu erreichen und zu benutzen wie heute. Es galt schon als Komfort, wenn sie am Treppenabsatz für mehrere Mietparteien untergebracht war, aber häufiger war sie im Häuschen auf dem Hof mit Eimer oder Grube unter dem Sitz zu finden (Schiethuus). In freier Natur ging man nicht nach Tante Meier, sondern nach Mudder Gröön (an eine sichtgeschützte Stelle im Grünen). Über die Herkunft des Begriffs Tante Meier entbrannten unter den Lesern wilde Spekulationen, weil irgendjemand einmal vor Jahren den Tüünkraam in die Welt gesetzt hatte, „Tante“ sei die Kuh, „Meier“ die Milch und „Tante Meier“ also die Stelle neben der Milchkuh, an der die Bäuerin … Eine ebenso unhygienische wie abwegige Vorstellung. Unter Umständen handelt es sich auch hier um eine Verballhornung aus der Franzosenzeit des Ausdrucks Tente Mayeur, des Gemeinschafts- oder Latrinenzeltes im Feldlager. Wenn also so ein schmucker französischer Besatzungssoldat erst noch einmal ins Tente Mayeur musste, bevor er mit seiner Hamburger Deern losschob, verstand sie: Er muss erst nach Tante Meier.