Kontrollen auch ohne Tatverdacht und Platzverweise sind seit 1. Juni möglich. Die Polizei hofft, damit Drogendealer aus dem Flora- und dem Schanzenpark zu vertreiben.

Hamburg. Weil die bisherigen Bemühungen, den Drogenhandel in der Sternschanze einzudämmen, nicht zündeten, hat die Polizeiführung das Viertel nun zum Gefahrengebiet ausgewiesen. Damit stehen den Beamten deutlich mehr Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die Polizei hofft, damit Drogendealer aus dem Flora- und dem Schanzenpark zu vertreiben. Das Gefahrengebiet besteht bereits seit dem 1. Juni. Die Tageszeitung "taz" hatte zuerst berichtet.

Während der Florapark offiziell als Grün- und Erholungsanlage gilt - auch eine Kita hat hier ihre Räumlichkeiten - sind die Rasenflächen hinter dem linken Kulturzentrum Rote Flora längst als Drogenumschlagplatz verschrien. Vornehmlich wird hier Cannabis gedealt. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, wann ein Kind eines der vielen Drogendepots gefunden hätte, heißt es aus Polizeikreisen.

Bereits Anfang dieses Jahres hatten der Bezirk Altona und die Polizeiführung einen sprunghaft angestiegenen Drogenhandel im Florapark konstatiert: Wie eine Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage aufgezeigt hatte, war die Zahl der Fälle von Drogenbesitz oder -erwerb von 75 in 2011 auf 207 Fälle in 2012 gestiegen. Allein im Januar dieses Jahres waren 34 Fälle registriert worden. Beide Seiten hatten sich daraufhin auf strengere Kontrollen verständigt, sogar eine nächtliche Schließung des Parks überlegt. Ein Gefahrengebiet war damals noch ausgeschlossen worden. Das Ergebnis: Durch die strengeren Kontrollen verlagerte sich ein großer Teil des illegalen Handels auf das ganze umliegende Viertel, vor allem aber in den nahen Schanzenpark.

Mit dem Gefahrengebiet zwischen Stresemannstraße, Schanzen- und Lagerstraße, Schröderstiftstraße, Kleinem Schäferkamp und Altonaer Straße sind den Beamten nun Kontrollen möglich - auch wenn kein dringender Tatverdacht besteht. Zudem können sie für den Bereich Aufenthaltsverbote und Platzverweise aussprechen. Das Gefahrengebiet gilt von Sonntag bis Mittwoch, 13 bis 3 Uhr, und von Donnerstag bis Sonnabend, 13 bis 4 Uhr, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Wann die Maßnahme beendet werden könne, hänge von deren Erfolg ab.

Die Sternschanze ist das vierte, aktuell bestehende Gefahrengebiet: Der Bereich nördlich der Reeperbahn wurde dazu wegen der Vielzahl von Gewaltdelikten erklärt. Ein noch größerer Bereich, der vom Bahnhof Altona bis zur Hafenstraße reicht, ist seit 2001 wegen Drogenkriminalität als Gefahrengebiet ausgewiesen. Ebenso wie ein großer Teil St. Georgs, der seit 1995 wegen der dort herrschenden Drogenkriminalität, Gefahrengebiet ist.

Im Schanzenviertel wird die Maßnahme wohl mit gemischten Gefühlen aufgenommen: In den vergangenen Jahren hatte die Polizei die Sternschanze regelmäßig vor dem 1. Mai und dem zumeist im September stattfindenden Schanzenfest zum Gefahrengebiet erklärt, um Ausschreitungen und Randale zu verhindern.