Fraktion legt Zehn-Punkte-Programm vor: mehr Berufsschullehrer, maximal vier Inklusionsschüler pro Klasse. Christdemokraten schlagen vor, berufliche Gymnasien in die Stadtteilschulen zu integrieren.

Hamburg. Als neue Schulform müssen sie sich gegen die starken Gymnasien behaupten: Für die 57 Stadtteilschulen, die aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Aufbaugymnasien hervorgegangen sind, wurden zwar immerhin 46,4 Prozent der jetzigen Viertklässler für das nächste Schuljahr angemeldet, für die Gymnasien 52,6 Prozent. Aber es gibt drängende Probleme: Die Stadtteilschulen müssen fast allein mit dem Thema Inklusion fertig werden. Es gibt Standorte mit geringen Anmeldezahlen und sehr wenig gymnasial empfohlenen Kindern. Die Stadtteilschule hat in der Wahrnehmung vieler Eltern ein Imageproblem.

Mit einem weitreichenden Zehn-Punkte-Programm will die oppositionelle CDU die Schulform nun stärken. "Vor drei Jahren wurde die Stadtteilschule eingeführt. Inzwischen wird deutlich, wo Stärken und Schwächen des Systems liegen", sagt der CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. "Jetzt muss nachgesteuert werden, damit sich die Stadtteilschule langfristig als erfolgreiche Schulform - und auch als Alternative zum achtjährigen Gymnasium G 8 - etablieren kann."

Zunächst schlagen die Christdemokraten vor, die acht beruflichen Gymnasien (für Pädagogik und Psychologie, Wirtschaft sowie Technik), die bislang Berufsschulen zugeordnet sind, in die Stadtteilschulen zu integrieren. Ein solcher Schritt würde zur Stärkung der Oberstufen führen. "Die beruflichen Gymnasien waren die Anschlussmöglichkeit nach dem Realschulabschluss", sagt Heinemann. Mit Einführung der Stadtteilschulen, die selbst zum Abitur führen, hätten die beruflichen Gymnasien ihre eigentliche Zielgruppe verloren. "Ziel muss es sein, die Kompetenz der beruflichen Gymnasien mit der der Stadtteilschulen zu verbinden", sagt Heinemann.

Zudem haben kleine Stadtteilschulen das Problem, genug Jungen und Mädchen für einen funktionierenden Oberstufenbetrieb mit attraktivem Profilangebot zu finden. Die Schaffung eigenständiger Oberstufen an den Stadtteilschulen ist ein wichtiger Punkt des schulpolitischen Programms der allein regierenden SPD. Nicht alle der früheren Haupt- und Realschul-Standorte verfügen bereits über eine Oberstufe. "Dieses Ziel kann nur gelingen, wenn es parallel dazu für die gleiche Schülergruppe nicht noch ein weiteres Oberstufensystem mit den beruflichen Gymnasien gibt", so der CDU-Politiker.

Die Union hält es außerdem für erforderlich, dass ein Drittel des Kollegiums einer Stadtteilschule Berufsschullehrer sind. Ein Drittel der Pädagogen sollten Gymnasiallehrer sein. Um ihre Attraktivität zu steigern, sollten alle Stadtteilschulen die vollwertige Fachhochschulreife mit Praxisteil anbieten.

Politisch hochumstritten ist dieser CDU-Vorschlag: Von Sommer 2014 an sollen die Lehrer der Stadtteilschulen nach dem Prinzip der "äußeren Differenzierung" unterrichten. Zwei getrennte Lerngruppen mit unterschiedlichem Leistungsniveau gibt es bislang nur an wenigen der 57 Stadtteilschulen. Die Schulbehörde stellt es den Schulen bislang frei, nach welchem System der Unterricht ablaufen soll. Die "Binnendifferenzierung" hat den Anspruch, alle Kinder einer Klasse ihrem Leistungsvermögen entsprechend zu fördern. In dieselbe Richtung einer stärkeren Leistungsorientierung zielt auch der Vorschlag der Union, die Naturwissenschaften auf einem erhöhten Anforderungsniveau wieder als einzelne Fächer zu unterrichten.

Das CDU-Programm enthält außerdem die Forderung, die Förderung der inklusiv beschulten Kinder völlig neu zu gestalten. Danach soll jedes Kind auf der Basis einer Einzelfalldiagnostik eine individuelle Förderung durch Sonder- und Sozialpädagogen erhalten. Das jetzige System, das Schulsenator Ties Rabe (SPD) eingeführt hat, sieht eine "systemische Förderung" vor. Das bedeutet, dass jeder Schule ein festes Kontingent an Förderstunden für die Inklusionskinder bekommt.

Diese Förderung ist unabhängig von der konkreten Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an einer Schule. Je größer die soziale Belastung des Stadtteils, in dem eine Schule liegt, desto höher ist allerdings die Förderressource.

Die CDU will außerdem sicherstellen, dass künftig in keiner Klasse einer Stadtteilschule "mehr als vier Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf beschult werden". Darunter soll nur ein Kind mit Defiziten im Bereich soziale und emotionale Entwicklung sein. Der Anteil der Anmeldungen inklusiv beschulter Kinder an den einzelnen Standorten ist sehr unterschiedlich und erreicht bis zu 30 Prozent.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) will bis zu den Sommerferien das Fördersystem der Inklusion überprüfen. Außerdem soll ein wissenschaftliches Gutachten Aufschluss darüber geben, warum sich die Zahl der Kinder mit Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache sowie soziale und emotionale Entwicklung (LSE) innerhalb weniger Jahre fast verdoppelt hat.