Der neue SPD-Kreischef in Altona muss Rot-Grün retten und über neuen Bezirksamtsleiter verhandeln

Altona. Die beiden Entscheidungen auf dem SPD Kreisparteitag waren deutlich - doch die Lage in der Altonaer Bezirkspolitik dürfte weiter reichlich unübersichtlich sein: Am Montagabend wählten die SPD-Delegierten aus Hamburgs westlichsten Bezirk den Altonaer Arzt Mathias Petersen mit großer Mehrheit (66 von 80 Stimmen) zum neuen Kreisvorsitzenden. Gleichzeitig bekräftigten sie die Unterstützung für ihren Kandidaten bei der anstehenden Bezirksamtsleiterwahl, Thomas Adrian - der bisher vom grünen Koalitionspartner in der Bezirksversammlung abgelehnt wird.

Für Petersen ist es zunächst eine Art Comeback auf die politische Bühne der Hansestadt: Petersen war schon Landesvorsitzender der SPD und sogar beinahe ihr Bürgermeisterkandidat, der im Zuge der internen Stimmenklauaffäre doch nicht antreten konnte. Mit dem neuen Posten in Altona ist nun eine komplizierte Aufgabe verbunden: SPD und Grünen bilden seit etwa eineinhalb Jahren in Altona eine Koalition. "Gefühlt drei Jahre", wie ein Delegierter sagte. Immer wieder gab es Streit - doch nie war die Situation so verfahren wie jetzt. Im Mai soll die Bezirksversammlung einen neuen Bezirksamtsleiter wählen. Bezirksfraktion und Kreisvorstand wollen dazu den SPD-Bezirksfraktionschef und erfahrenen Verwaltungsbeamten Thomas Adria. Doch die Grünen lehnen einen aktiven Mandatsträger als Kandidaten strikt ab - ein Patt lähmt seit Wochen die anstehenden Wahlen, die man laut Koalitionsvertrag eigentlich einvernehmlich gestalten wollte.

Am Dienstag schon sollte Petersen noch einmal mit den Grünen über das Thema Adrian verhandeln, für Freitag ist ein weiterer Termin angesetzt.

Doch manchem SPD-Mitglied scheint dieses harte Beharren auf den Kandidaten Adrian nicht zu gefallen. "Das sieht aus wie ein kalter Ausstieg aus der Koalition", sagte etwa Focko Meier vom Distrikt Ottensen und sprach sich vehement für ein Weiterbestehen der rot-grünen Koalition aus. Auch mit Blick auf anstehende Wahlen zu Bezirksversammlung und Bürgerschaft. "Wir stecken in einer Sackgasse und müssen wieder mit den Grünen mehr über Inhalten nicht über Personen reden", sagte auch die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gaby Dobusch. Andere SPD-Mitglieder aus Altona unterstützten indes die Sicht ihres neuen Kreisvorsitzenden Petersen, der mit einem klaren Votum für Adrian in die Verhandlungsrunde gehen wolle, wie er sagte. Wenn man diese Linie aufweiche, könne man den Grünen gleich ein Vorschlagsrecht einräumen, sagte der SPD-Bezirksabgeordnete Mark Classen.

Bei der anschließenden Abstimmung votierte schließlich die deutliche Mehrheit der Delegierten für eine vom früheren Altonaer Bezirksamtsleiter und SPD-Mitglied Hans-Peter Strenge verfassten Resolution: Danach soll sich der Kreisparteitag dem Votum des Kreisvorstandes anschließen und sich eindeutig für Adrian entscheiden. Dieser Antrag bekam schließlich 40 Ja-Stimmen, 15 Nein- und zehn Enthaltungen. Sichtlich erleichtert nahm Adrian das Ergebnis zur Kenntnis. Bei einem anderen Ausgang, so hieß es bei Teilnehmern, hätte er wohl das Handtuch geworfen und sich eine weitere Bewerbung um das Amt nicht angetan. Allerdings: Die volle Unterstützung seine Partei hat er jetzt, nicht aber die der Grünen. Das Patt bleibt bestehen.