Seit Monaten gibt es Pläne für die Panik-City in der Speicherstadt. Doch passiert ist bisher wenig. Nun macht der Kulturausschuss Druck.

Hamburg. Es könnte wie in einem modernen Märchen sein: Eine Metropole hat einen echten Rockstar, der im Laufe seines Lebens eine bedeutende Sammlung aufgebaut hat und diese in seiner Lieblingsstadt gern in einem eigenen Museum präsentieren würde. Politik und Stadt sind begeistert von dieser Idee. Doch damit endet das Märchen auch schon.

Zurück in die Realität: Die Rede ist von einem Udo-Lindenberg-Museum. Seit Jahren ist bekannt, dass der Kultmusiker seine Sammlung in einer Panik-City präsentieren möchte. Ein Ort des Austausches will der Musiker schaffen, neben einer Dauerausstellung soll es Workshops, Lesungen und Konzerte geben. Die Udo-Lindenberg-Sammlung sei ein "unverzichtbares Dokument der deutschen Kulturgeschichte". Zu diesem Fazit kam Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, in einem Gutachten.

Lange Zeit passierte nichts, doch dann schien der Durchbruch nah. Im Sommer vergangenen Jahres hieß es, dass Udo Lindenberg nun endlich sein Museum bekommen soll. Die Kulturbehörde hatte ihm dafür Räumlichkeiten im Gebäude vom Musicalkonzern Stage Entertainment an der Straße Kehrwieder angeboten. Die Immobilie gehört der städtischen HHLA (Hamburg Hafen und Logistik AG). Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) verkündete damals: "Ich glaube, das kann eine runde Sache werden." Die Gespräche sollten über den Sommer konkretisiert werden, so die Senatorin vor mehr als einem halben Jahr.

Doch passiert ist seitdem nicht viel. Irritierend auch: "Wir haben seit mehr als einem Jahr in dieser Angelegenheit keine konkrete Anfrage erhalten, weder von der Stadt noch von Udo Lindenberg", sagt Stage-Entertainment-Sprecher Stephan Jaekel, dessen Unternehmen Hauptmieter im Gebäude ist. Udo Lindenberg selbst bringt es auf Abendblatt-Anfrage in seiner unverwechselbaren Art auf den Punkt: "Nix Neues, aber keine Panik."

Die Kulturbehörde gibt sich inzwischen zurückhaltend: "Udo Lindenberg hat ein Angebot, in der Speicherstadt Räume für seine Panik-City zu bekommen", sagte Sprecher Enno Isermann. Aktuell stimme sich Lindenberg mit Investoren ab, und es sei mit ihm vereinbart, dass er das Ergebnis dieser Gespräche abwarte, ehe die Stadt wieder ins Spiel komme, so Isermann weiter.

Aber woran hakt es? Vielleicht an den rund 1,5 Millionen Euro, die ein Umbau der Räume kosten würde. Das würde auch die von der Kulturbehörde erwähnten Gespräche Lindenbergs mit Investoren erklären.

Der Grünen-Abgeordnete Farid Müller macht unterdessen Druck: "Panik-City gehört in die Speicherstadt auf die ,Actionmeile', der Senat sollte jetzt keine Zeit mehr verlieren, endlich günstige Räume dafür bereitzustellen."

Auch im Kulturausschuss war die Musiklegende jetzt ein Thema. Die Mitglieder forderten den Senat in der vergangenen Woche einstimmig auf, bis zum 30. September ein Konzept zur Realisierung des Udo-Lindenberg-Museums vorzulegen. Dazu erklärt der CDU-Kulturexperte Andreas Wankum: "Grundlage dafür, dass auch wir als CDU der Vertagung auf Ende September zugestimmt haben, war die Aussage des Senats, dass man sich zwar in Gesprächen befände, aber noch keine konkreten Aussagen machen könne."

Immer wieder heißt es auch, dass zahlreiche andere Städte Interesse an der Sammlung haben, auch Berlin wurde genannt. Doch zumindest was die Bundeshauptstadt angeht, besteht kein akuter Grund zur Sorge: "Es sind uns keine Gespräche bezüglich eines Udo-Lindenberg-Museums bekannt", sagte ein Sprecher der Senatskulturverwaltung.