Gesundheitssenatorin will sich im Senat dafür stark machen, dass Hamburg einer Bundesratsinitiative der SPD-geführten Bundesländer beitritt.

Hamburg. In 28 europäischen Ländern können Frauen die "Pille danach" bereits heute ohne Rezept bekommen. Wenn es nach Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) geht, wird Deutschland in Kürze Land Nummer 29.

Nach Informationen des Abendblatts wird die Senatorin am heutigen Mittwoch in der Bürgerschaftssitzung deutlich machen, dass sie sich für eine rezeptfreie "Pille danach" ausspricht. Im Senat will sie sich dafür stark machen, dass Hamburg einer Bundesratsinitiative der SPD-geführten Bundesländer beitritt, die die Abschaffung der Rezeptpflicht für den Wirkstoff Levonorgestrel fordert. "Im Gegensatz zu unseren Nachbarn ist der Zugang in Deutschland voller Hindernisse und schafft eine höchst unbefriedigende Situation für die betroffenen Frauen", so Prüfer-Storcks. Die Erfahrungen anderer Länder hätten gezeigt: "Eine ärztliche Verordnung und medizinische Betreuung sind nicht erforderlich."

Allerdings plädiert Hamburgs Gesundheitssenatorin dafür, dass es eine besondere Beratungspflicht für Apotheker geben solle, um auf die möglichen Gefahren hinzuweisen. Denn die "Pille danach" enthält hoch dosierte Hormone, die den Eisprung blockieren. Bei zehn Prozent der Frauen treten diese Nebenwirkungen auf.

Die Bürgerschaft beschäftigt sich auf Antrag der Grünen mit dem Thema. Sie fordern seit Langem, dass die Pille danach ohne Rezept zu haben sein soll. Befürchtungen von Kritikern hätten sich in anderen Ländern nicht bestätigt. So habe die Abschaffung der Rezeptpflicht weder zu einem veränderten Verhütungsverhalten noch zu einer Zunahme von riskantem Sexualverhalten geführt, sagt Katharina Fegebank, sozialpolitische Sprecherin der Günen-Fraktion. "Frauen sollten in Notfällen unproblematisch Hilfe erhalten und sich nicht lange erklären müssen."

Unterstützung werden die Grünen von der SPD und den Linken bekommen. Die Sozialdemokraten wollen zwar einige Konkretisierungen am Antrag der Grünen vornehmen, stimmen aber grundsätzlich für die rezeptfreie "Pille danach".

FDP und die CDU werden gegen den Antrag stimmen. Sie sind der Ansicht, dass Beratung und Untersuchung beim Arzt "sinnvoll und geboten" sind - "bei Vergewaltigungen wie Verhütungspannen", sagt FDP-Gesundheitspolitiker Wieland Schinnenburg. "Die 'Pille danach' ist keine Abtreibungspille und ein gutes Notfallmedikament", erklärt Hjalmar Stemman (CDU). "Aber genau das soll sie auch bleiben." Man dürfe nicht vergessen, dass das Medikament einen erheblichen hormonellen Eingriff bedeute.