Teutonia 05 fühlt sich benachteiligt, weil Teutonia 1910 neuen Platz erhält. Vereinschef: Arbeit seines Clubs nicht ausreichend gewürdigt.

Hamburg. Das weiße Banner am Gitterzaun mit der schwarzen Aufschrift "Ja zu einer Kunstrasenanlage in Ottensen" trotzt auch dem winterlichen Wetter. Seit sechs Jahren kämpft der FC Teutonia 05 schon um Ersatz für den abgewirtschafteten Grandplatz im Schatten der Kreuzkirche am Hohenzollernring (das Abendblatt berichtete). Doch nun sieht Vereinschef Diddo Ramm seine Pläne torpediert - und fühlt sich grob benachteiligt gegenüber dem Fast-Namensvetter SC Teutonia 1910 an der Max-Brauer-Allee.

Hintergrund: Nach dem Willen des Altonaer Ausschusses für Grün-, Naturschutz und Sport soll Teutonia 1910 im Sommer einen Kunstrasenplatz erhalten, der rund 400.0000 Euro kostet. "Ich gönne unserem Nachbarverein diesen Platz", sagt Ramm, "aber wir haben uns deutlich früher beworben. Und zudem sind wir der größere Verein mit mehr Mitgliedern." Außerdem habe der Konkurrent neben dem Grandplatz noch einen Naturrasenplatz, während an der Kreuzkirche 22 Mannschaften auf einem Grandplatz spielen und trainieren würden. Ramm sieht die ehrenamtliche Arbeit seines Clubs von der Politik nicht ausreichend gewürdigt: "Wir sind ausgezeichnet worden für unsere Integrationsarbeit. 20 Prozent unserer Mitglieder kommen aus sozial schwachen Familien."

Ausschuss-Vorsitzender Andreas Bernau (SPD) kann Ramms Enttäuschung verstehen: "Teutonia 05 leistet vorbildliche Arbeit, hätte einen Kunstrasenplatz auch verdient." An der Max-Brauer-Allee sei der Platz indes in einem deutlich schlechteren Zustand: "Der Platz musste gesperrt werden, da die Verletzungsgefahr zu groß war. Steine ragten zum Teil mehrere Zentimeter heraus. Wir mussten da jetzt handeln." Auch Vereinschef Günther Sommer verweist darauf, dass angesichts der Platzsperre mehrere Mitglieder bereits ausgetreten seien, was auch die Vereinsgastronomie hart treffen würde: "Unser Wirt droht ernsthaft in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten."

Sommer sagt allerdings auch, dass er alles für eine "friedliche Lösung" tun wolle: "Ich kenne Diddo Ramm gut, wir sind per Du. Wir wollen keinen Streit. Ich hoffe sehr, dass Teutonia 05 auch einen Kunstrasenplatz erhält." Auch Ausschuss-Chef Bernau verspricht: "Ich werde alles daransetzen, dass wir noch in diesem Jahr an der Kreuzkirche einen zweiten Kunstrasenplatz bauen können. Wir müssen prüfen, welche Finanztöpfe wir da noch anzapfen können."

Diddo Ramm baut auf Bernaus Unterstützung, bleibt jedoch skeptisch, zumal ihm aus dem Sportamt signalisiert worden sei, dass sein Grandplatz gar nicht in einem so schlechten Zustand sei. Vielleicht habe er sich rückblickend für die falsche Taktik entschieden: "Unser ehrenamtlicher Platzwart hat den Grandplatz vor Spielen an mehreren Stellen wiederholt mit Wasser und Sand geflickt, damit überhaupt angepfiffen werden konnte. Wenn es stattdessen eine Platzsperre gegeben hätte, wären unsere Chancen womöglich besser gewesen." Er fürchtet, dass Eltern ihre Kinder jetzt aus Angst vor Verletzungen abmelden werden: "Dann war unsere Aufbauarbeit vergebens."