Früherer Hamburger Wirtschaftssenator übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz: “Ich weiß, wie schwierig die Lage ist.“

Hamburg/Kiel. Schneller Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats der kriselnden HSH Nordbank: Kaum hat der frühere Deutsche-Bank-Vorstandschef Hilmar Kopper seinen Rückzug angekündigt, präsentierten Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) und seine schleswig-holsteinische Kollegin Monika Heinold (Grüne) den Nachfolger: den früheren Hamburger Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD), bis Juni 2012 Präsident der Osteuropabank.

"Es steht mir klar vor Augen, wie schwierig die Lage der Bank ist und wie weit der Weg bis zu einer dauerhaften Stabilisierung", sagte Mirow am Freitag im Hamburger Rathaus. Die Schifffahrtsbranche - Hauptgeschäftsfeld der Bank - habe noch "eine längere Durststrecke" vor sich. Entscheidend für seine Bereitschaft, den Chefposten im Aufsichtsrat zu übernehmen, sei nicht zuletzt seine Verbundenheit mit der Metropolregion Hamburg gewesen. "Ich versuche zu tun, was man tun kann", sagte Mirow in gewohnter Zurückhaltung. Er lehnte es ab, sich zur aktuellen Lage der HSH Nordbank zu äußern.

Tschentscher betonte, dass der frühere Wirtschaftssenator "die erste Wahl" gewesen sei. "Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit Hamburg eine Lösung gefunden haben", sagte Heinold. Beide Politiker dankten dem scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Kopper "für die verlässliche Zusammenarbeit". Kopper hatte Tschentscher und Heinold bereits im Dezember über seine Absicht informiert, sein Mandat spätestens zum 28. Februar niederzulegen. Zuletzt hatte Kopper für Irritationen gesorgt, als er für die Politik recht überraschend mit Constantin von Oesterreich einen neuen Vorstandsvorsitzenden der Bank berief.

Das Echo auf die Entscheidung für Mirow fiel ausgesprochen positiv aus. "Herr Mirow ist ein politisch und wirtschaftlich erfahrener Nachfolger und eine gute Wahl", sagte der CDU-Finanzpolitiker Roland Heintze. Vor allem werde sich der Sozialdemokrat um ein neues Geschäftsmodell der Bank kümmern müssen, weil sich das bisherige "zunehmend als untauglich" erweise.

Von einer "ausgezeichneten Wahl" sprach Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan: "Wir erhoffen uns von ihm ein besseres Verständnis dafür, dass bei einer Bank im öffentlichen Besitz andere Maßstäbe gelten müssen als bei einer privaten Geschäftsbank." Skeptischer reagierte die FDP. "Es muss sich noch zeigen, ob sich Mirows Politiknähe wirklich als Vorteil oder als Nachteil für HSH Nordbank erweisen wird", sagte der FDP-Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth. Positiv äußerte sich der Linken-Finanzpolitiker Norbert Hackbusch: "Nach dem katastrophalen Scheitern Koppers ist die Wahl Mirows ein Schritt in die richtige Richtung."

Mirow will sich am 28. Februar auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der HSH Nordbank zur Wahl stellen. Dann soll auch der Kieler Finanzstaatssekretär Thomas Losse-Müller (Grüne) für das Land Schleswig-Holstein in das Kontrollgremium aufrücken. Hamburg wird weiterhin durch Rainer Klemmt-Nissen, den Chef der Staats-Holding HGV, vertreten.