Wandsbek. Hat der Junge den riesigen Linienbus nicht gesehen, der vor ihm auf die Kreuzung bog? Nüchtern und offenbar ohne zu bremsen fuhr Steven S. am frühen Sonnabendmorgen an der Kreuzung Wandsbeker Allee/Wandsbeker Marktstraße über eine rote Ampel und in das Ziehharmonika-Gelenk des HVV-Busses. Der Junge wurde unter dem Fahrzeug eingeklemmt, mitgeschleift und starb noch an der Unfallstelle. Der erst 17 Jahre alte Steilshooper war mit seiner auf 80 Kilometer pro Stunde gedrosselten 125er-Yamaha auf dem Weg nach Steilshoop. Dort, am Erich-Ziegel-Ring, lebte der junge Motorradfan.

Um 4 Uhr startete der 57-jährige Fahrer des Busses seine Schicht. In seinem noch leeren Linienbus war er gerade vom Depot gekommen. Er bog in Richtung Robert-Schuman-Brücke ab, als der Kleinkraftradfahrer in das Busgelenk krachte. Offenbar bemerkte der 57-Jährige den Vorfall zunächst gar nicht. Er fuhr noch mehrere Meter weiter, während der 17-Jährige unter dem Bus eingeklemmt blieb.

Den Rettungskräften der Feuerwehr gelang es nur mit großer Mühe, den Jugendlichen unter dem Bus zu befreien. Sie setzten unter anderem Luftkissen ein um den tonnenschweren Bus anzuheben. Am Ende blieben die Rettungsversuche erfolglos: Steven S. starb noch auf der Straße an seinen schweren Verletzungen. Der Busfahrer kam ins Krankenhaus. Schockbedingt verschlechterte sich sein Zustand während der Rettungsversuche zusehends.

Unklar blieb zunächst, warum Steven S. den Bus nicht gesehen hat. Er war nicht alkoholisiert, durfte die gedrosselte Maschine mit seinem Führerschein der Klasse 1a fahren. Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes und ein Polizeiseelsorger übernahmen die Betreuung der Angehörigen. Ein Sachverständiger soll prüfen, welche Faktoren zu dem tragischen Zusammenstoß führten. Auch das Motorrad wird untersucht. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.