Geplante Neubauten verzögern sich - kurz befristete Mietverträge schrecken Einzelhändler ab. Viele Gewerbetreibende ziehen fort.

Hamburg. Es ist ein hässliches Bild: Schaufenster, die mit Werbeplakaten für ein Tangofestival, für Blueskonzerte oder Diavorträge zugekleistert sind. Nicht nur ein Schaufenster ist beklebt, sondern häufig gleich drei nebeneinander. Während es auf der rechten Seite der Hoheluftchaussee, stadtauswärts gesehen, nicht ganz so düster aussieht, stehen links aktuell elf Läden leer. Seit Monaten schon. Viele Gewerbetreibende ziehen fort, weil es teilweise nur noch befristete Mietverträge gibt.

Seit sechs Jahren schon hat die Konditorei Christiansen an der Hoheluftchaussee 99 ihren Verkaufsraum geschlossen. Zwar wird noch in den hinteren Räumen produziert, doch der Laden steht leer. Ebenso die Flächen nebenan bei der Hausnummer 101 und der 103. Geplant ist, die Häuserzeile abzureißen und neu zu bebauen, doch es gibt Streitigkeiten beim Grundstückskauf: Familie Eichhorn, zu der die Konditorei Christiansen gehört, besitzt zwei Grundstücke, über den Kauf des dritten Grundstücks wird seit sechs Jahren verhandelt. Bislang ergebnislos. Vorher aber will die Familie nicht neu bauen. "Es ist nicht absehbar, wann wir abreißen und neu bauen", sagt Robert Heinzel, geschäftsführender Gesellschafter von Christiansen. Geplant ist ein sechsgeschossiger Neubau mit Geschäftsräumen.

Ein paar Hausnummer weiter: Der Friseurladen Daniela Arboscello war vier Jahre lang an der Hoheluftchaussee 71, die Geschäfte liefen gut. Doch der Eigentümer der Immobilie vergebe Mietverträge nur noch monatsweise. "Wir haben uns dann schnell nach einem neuen Laden umgeschaut", sagt eine Mitarbeiterin des Salons. Jetzt ist der Salon an die Geschwister-Scholl-Straße gezogen. Nebenan in der Hausnummer 73 läuft der Räumungsverkauf von Alligator, einem Geschäft für Lederwaren. Die Firma Otto Wulff hat die Immobilie vor Kurzem gekauft. Über die genauen Pläne wird nicht gern gesprochen. "Da die Übernahme der Gebäude erst wenige Wochen zurückliegt, ist es derzeit noch zu früh, um konkrete Pläne nennen zu können. Grundsätzlich denken wir an eine Entwicklung der Grundstücke nach Maßgabe des aktuellen Bebauungsplans", sagt Charly Gretemeier von Wulff Hanseatische Bauträger GmbH.

Das Problem an der Hoheluftchaussee: Gerüchte über mögliche Abrisse und Neubauten ab Hausnummer 61 machen die Runde, aber niemand weiß etwas Genaues. Dazu der viele Leerstand. Das verunsichert viele Einzelhändler. "Es traut sich keiner auf diese Seite der Hoheluftchaussee, weil es totgeredet wird", sagt Anja Stöwer von "Blumen und Ideen". Während die rechte Seite der Hoheluftchaussee als attraktiver gilt, hat die linke Seite das Nachsehen. Anja Stöwer dagegen ist im April von der vermeintlich attraktiveren Seite auf die linke Seite gezogen. "Ich war aber schon fünf Jahre am Standort Hoheluftchaussee und habe meinen Kundenstamm, sonst hätte ich das nicht gemacht", sagt sie. Es gebe weniger Laufkundschaft. Dafür seien die Mieten aber niedriger und die Läden kleiner. Das hat Oliver Freudenreich im Mai an die Hoheluftchaussee 59 gezogen. In seinem Geschäft Alpenglück verkauft er seitdem Delikatessen aus den Alpen. Er ist zufrieden.

Während es immer noch unklar ist, was mit den Gebäuden und dem Leerstand auf der linken Seite geschieht, sind die Dinge gegenüber eindeutiger. Hess-Schuhe ist zum 20. Dezember aus der Hausnummer 52 ausgezogen. Der Drogeriemarkt Budni, bislang nebenan, wird in den ehemaligen Schuhladen ins Untergeschoss umziehen. Und die ehemaligen Budni-Räume wird der Edeka-Markt Heitmann für eine Vergrößerung nutzen.